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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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mit jeder Faser seiner Aufmerksamkeit auf die Stimmen, die sich fast in der Ferne verloren.
    »Er plant etwas«, warf Gondot unbehaglich ein.
    »Natürlich«, entgegnete Shute. »Er möchte Alf abhängen, zur Blase zurückkehren und sie zerstören. Welche andere Hoffnung bleibt ihm schon?«
    »Aber er würde ebenfalls sterben«, wandte Timmy ein. »Nicht unbedingt. Wenn er uns alle umbringt, kann er den Riß flicken und unterdessen von den O-Tanks leben, die wir noch haben. Ich glaube, er könnte die Blase in einem Zustand erhalten, der es einem Menschen gestattet, darin zu leben.«
    »Mein Gott! Was sollen wir tun?«
    »Beruhige dich, Timmy. Es ist eine einfache Rechnung.« Es fiel Generalmajor Shute nicht schwer, seiner Stimme einen unbekümmerten Klang zu verleihen, und er wollte nicht, daß Timmy die Nerven verlor. »Wenn Alf heute mittag umkehrt, kann Carter nicht vor morgen mittag hier eintreffen. Um vier Uhr geht ihm die Luft aus. Wir müssen einfach alle vier Stunden lang die Anzüge anlassen.« Insgeheim fragte er sich, ob zwölf Leute in der Lage waren, auch nur einen kleinen Riß zu reparieren, bevor die Luft in den Flaschen aufgebraucht war. Sie würden alle zwanzig Minuten einen Tank benötigen… aber vielleicht wurden sie gar nicht auf die Probe gestellt.
     
     
    »Fünf Minuten vor zwölf«, sagte Carter. »Kehr um, Alf. Du hast nur noch zehn Minuten Spielraum, wenn du nach Hause kommst.«
    Der Linguist kicherte. Eine Viertelmeile hinter Carter wich der winzige, blaue Buggy nicht von seiner Bahn ab.
    »Du kannst die Mathematik nicht überlisten, Alf. Kehr um.«
    »Zu spät.«
    »In fünf Minuten wird es zu spät sein.«
    »Ich habe diese Fahrt mit einem O-Tank weniger begonnen. Ich hätte schon vor zwei Stunden umkehren müssen.«
    Carter mußte die Lippen an dem Wasserröhrchen befeuchten, bevor er antwortete. »Du lügst. Hör auf, mich zu reizen. Hör auf damit!«
    Alf lachte. »Schau doch her, wie ich umkehre.«
    Alfs Buggy setzte seinen Weg unaufhaltsam fort.
    Es war Mittag, und die Verfolgungsjagd nahm kein Ende. Mit einer Geschwindigkeit von fünfundzwanzig Meilen in der Stunde bewegten sich zwei Marsbuggies eine Viertelmeile voneinander entfernt unbeirrbar durch die orangefarbene Wüste. Durch chemische Reaktionen hervorgerufene grüne Flecken tauchten vor ihnen auf und fielen zurück. Gleichförmig wie die Wellen im Ozean, zogen Dünenbögen an ihnen vorüber. Der gespenstische Lauf eines Meteoriten zeichnete sich am Nordhimmel sekundenlang wie ein weißer Blitz ab. Die Berge ragten jetzt höher auf, glatte Felsenhöcker, die wie schlafende Tiere hinter dem Horizont lagen. Die Sonne brannte klein und hell an einem Himmel, der vom Stickstoffdioxid rot gefärbt war und sich am Horizont dunkel verfärbte wie chinesische Tinte.
    Hatte die Verfolgungsjagd wirklich mittags begonnen? Genau mittags? Doch jetzt war es bereits zwölf Uhr dreißig, und er war sicher, daß das zu spät war.
    Alf gab sich selbst der Vernichtung preis – um Carter zu vernichten.
    Aber das würde er nicht tun.
    »Große Geister haben die gleichen Gedanken«, sagte er in das Funkgerät.
    »Wirklich?« Alfs Stimme schien zu sagen, daß ihm das ungeheuer gleichgültig war.
    »Du hast auch einen Reservetank mitgenommen. So wie ich.«
    »Nein, das habe ich nicht, Jack.«
    »Es muß so sein. Wenn ich etwas im Leben genau weiß, dann ist es die Tatsache, daß du nicht der Typ bist, der Selbstmord begeht. Also gut, Alf, ich gebe auf. Laß uns umkehren.«
    »Nein, das tun wir nicht.«
    »Wir hätten drei Stunden Zeit, diesen Marsbewohner zu verfolgen.«
    Hinter seinem Buggy explodierte ein Flammengeschoß. Carter stieß einen tiefen Seufzer aus. Um zwei Uhr würden beide Fahrzeuge zur Blasenstadt zurückkehren, wo man Carter sicherlich hinrichten würde.
    Aber angenommen, ich kehre jetzt um?
    Die Antwort ist leicht. Alf wird mich mit dem Flammengewehr erschießen.
    Vielleicht schießt er daneben. Wenn ich zulasse, daß er meinen Weg bestimmt, sterbe ich auf jeden Fall.
    Carter schwitzte. Er verfluchte sich, aber er konnte es nicht. Er konnte sich nicht wissentlich Alfs Gewehr ausliefern.
    Um zwei Uhr tauchte der Fuß der Gebirgskette über dem Horizont auf. Die Berge waren unglaublich klar zu sehen, beinahe so klar wie auf dem Mond. Aber sie waren entsetzlich verwittert, und das Meer von Sand umwogte sie, als sei es begierig, ihnen den Garaus zu machen, sie zu sich herunterzuziehen.
    Carter fuhr mit rückwärts gerichtetem Blick.

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