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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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abhängen.«
    Einen Augenblick lang überlief es Carter heiß und kalt. Dann begriff er, daß Alf ihn reizen wollte. Er hatte nicht mehr Schlaf gehabt als Carter.
    »Schau nach rechts«, sagte Alf.
    Zur Rechten befand sich die Kraterwand. Und – Carter sah noch einmal hin, um sich zu vergewissern – auf dem Rand war eine Silhouette zu erkennen, ein Schatten in der Gestalt eines Menschen vor dem roten Himmel. In einer Hand hielt sie etwas Langes, Dünnes.
    »Ein Marsbewohner«, stieß Carter leise hervor. Ohne nachzudenken, wendete er sein Fahrzeug und begann den Hang hinaufzufahren. Im Abstand von einer Sekunde detonierten zwei Leuchtflammen vor ihm, und er riß die Lenkstange hart nach links.
    »Verdammt, Alf! Das war ein Marsbewohner! Wir müssen hinterher!«
    Die Silhouette war verschwunden. Ohne Zweifel war der Marsbewohner um sein Leben gerannt, als er die beiden Flammenexplosionen gesehen hatte.
    Alf sagte nichts. Kein Wort. Und Carter setzte seinen Weg fort, brachte den Krater hinter sich, während in ihm mörderische Wut hochstieg.
    Es war elf Uhr. Die Spitzen einer Bergkette schoben sich über den westlichen Horizont.
    »Ich bin bloß neugierig«, sagte Alf, »was du diesem Marsbewohner eigentlich gesagt hättest?«
    Carter entgegnete mit bitterer, gepreßter Stimme: »Spielt das eine Rolle?«
    »O ja. Im günstigsten Fall hättest du ihn erschreckt. Wenn wir mit den Marsbewohnern Kontakt aufnehmen, dann tun wir das genauso, wie wir geplant haben.«
    Carter biß die Zähne knirschend zusammen. Auch ohne den Zwischenfall mit Lew Harness’ Tod konnte man nicht sagen, wie lange es dauern würde, den Übersetzungsplan durchzuführen. Er umfaßte drei Stufen: zuerst sollten Bilder von den Brunneninschriften zur Erde gesandt werden, damit sie mit Hilfe der Computer entziffert wurden; dann sollten Botschaften in dieser Sprache niedergeschrieben und bei den Brunnen, wo die Marsbewohner sie finden mußten, hinterlegt werden; sodann würde man darauf warten, daß die Marsbewohner ein Lebenszeichen von sich gaben. Aber es gab keinen Grund, anzunehmen, die Inschriften auf den Brunnen stammten nicht aus mehreren Sprachen oder aus derselben Sprache, jedoch in den Wandlungsformen, die sie im Laufe von Tausenden von Jahren durchlaufen hatten. Und es gab keinen Grund zu der Annahme, daß sich die Marsbewohner für fremde Wesen interessierten, die in einem leuchtenden Ballon lebten, gleichgültig, ob sie nun schreiben konnten oder nicht. Und konnten die Marsbewohner die Schriftzeichen ihrer Vorfahren überhaupt lesen?
    Ihm kam ein Gedanke… »Du bist doch Linguist«, sagte Carter.
    Keine Antwort.
    »Alf, wir haben darüber gesprochen, ob Lew für die Stadt notwendig ist, und wir haben darüber gesprochen, ob ich es bin. Wie aber steht es mit dir? Ohne deine Hilfe können wir die Brunneninschriften niemals entziffern.«
    »Das bezweifle ich. Die Cal-Tech-Computer erledigen den größten Teil der Arbeit, und außerdem habe ich Aufzeichnungen gemacht. Aber was soll das?«
    »Wenn du mich weiterverfolgst, zwingst du mich, dich zu töten. Kann es sich die Stadt leisten, dich zu verlieren?«
    »Du kannst mich nicht töten. Aber ich schlage dir ein Geschäft vor, wenn du willst. Es ist jetzt elf Uhr. Gib mir zwei deiner O-Tanks, dann kehren wir zur Stadt zurück. Zwei Stunden, bevor wir die Stadt erreichen, halten wir an, lassen deinen Buggy stehen, und du legst den Rest der Strecke in der Luftkabine verschnürt zurück. Dann kannst du dich der Verhandlung stellen.«
    »Glaubst du, daß sie mich laufenlassen würden?«
    »Nicht, nachdem du die Blase auf der Flucht aufgerissen hast. Das war ein Fehler, Jack.«
    »Warum willst du nicht einen Tank nehmen?« Wenn Alf das tat, würde Carter mit zwei Stunden Zeitgewinn zurückkommen. Ihm war jetzt klar, daß ihm nichts anderes übrigbleiben würde, als die Blase zu zerstören. Er hatte keine andere Wahl. Aber Alf würde ihm mit dem Flammengewehr auf den Fersen sein…
    »Kein Geschäft. Ich würde kein sicheres Gefühl haben, wenn ich nicht wüßte, daß dir zwei Stunden, bevor wir zurückkommen, die Luft ausgeht. Du willst doch, daß ich mich sicher fühle, nicht wahr?«
    Es war besser so. Sollte Alf in einer Stunde zurückkehren. Sollte Alf sich in der Blase befinden, wenn Carter zurückkehrte und sie zerriß.
     
     
    »Carter ist nicht auf Alfs Vorschlag eingegangen«, erklärte Timmy. Er hatte sich über das Funkgerät gebeugt, hielt die Kopfhörer mit beiden Händen und lauschte

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