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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Die Zeiger seiner Uhr rückten Minute um Minute vor, und er sah ungläubig, daß Alfs Fahrzeug die Verfolgung nicht aufgab. Die Zeit verrann, und als es zwei Uhr dreißig war, schwand Carters Ungläubigkeit. Es spielte jetzt keine Rolle mehr, wieviel Sauerstoff Alf noch hatte. Sie hatten Carters Wendepunkt überschritten.
    »Du hast mich umgebracht«, sagte er.
    Keine Antwort.
    »Ich habe Lew im Faustkampf getötet. Was du mir antust, ist viel schlimmer. Du bringst mich langsam und qualvoll um. Du bist ein Teufel, Alf.«
    »Erzähl den Unsinn meiner Großmutter. Du hast Lew einen Schlag in den Hals versetzt und zugesehen, wie er an seinem eigenen Blut erstickt ist. Erzähl mir bloß nicht, du wußtest nicht, was du tust. Jeder in der Stadt weiß, daß du Karate kannst.«
    »Er ist innerhalb weniger Minuten gestorben. Bei mir wird es einen ganzen Tag dauern.«
    »Gefällt dir das nicht? Kehr um und stell dich meinem Gewehr. Es wartet nur auf dich.«
    »Wir könnten noch rechtzeitig zu dem Krater zurückkehren, um nach dem Marsbewohner zu suchen. Aus diesem Grund bin ich zum Mars gekommen. Um herauszufinden, was es hier gibt. Und mit dir ist es dasselbe, Alf. Komm, laß uns umkehren.«
    »Du zuerst.«
    Aber er konnte nicht. Er konnte nicht. Mit Karate konnte er sich gegen jede Handwaffe verteidigen, mit Ausnahme des Langstabes, und selbst darin war Carter geübt. Aber er konnte nichts gegen eine Flammenpistole ausrichten! Nicht einmal, wenn Alf die Absicht gehabt hätte, umzukehren. Und diese Absicht hatte Alf nicht.
     
     
    Ein leises Wimmern erfüllte bebend die Luft in der Blase. Der Sandsturm hatte den Höhepunkt seiner Raserei erreicht, was ihm etwa die Gefährlichkeit einer wütenden Raupe verlieh. Im schlimmsten Fall konnte man ihn als lästig bezeichnen. Das hohe, kaum hörbare Wimmern zerrte an den Nerven, und die Dunkelheit machte das Einschalten der Straßenlaternen notwendig. Morgen würde die Blase von einer millimeterdicken, mondtrockenen Schlammschicht überzogen sein. Im Inneren der Blase würde es dann dunkler sein als in der Nacht, bis jemand den Schlammstaub mit Hilfe eines O-Tanks fortblies.
    Auf Shute wirkte der Sandsturm deprimierend. Hier auf dem Mars stand Generalmajor Shute, der jugendliche Held, an den Grenzen der menschlichen Forschung furchtbaren Gefahren gegenüber! Ein Sandsturm, der nicht einmal einem Baby etwas zuleide getan hätte. Kein Mensch wurde hier mit Gefahren konfrontiert, die er nicht selbst mitgebracht hatte.
    Würde es ewig so weitergehen? Daß die Menschen ungeheure Entfernungen zurücklegten, nur um sich selbst ins Gesicht zu sehen?
    An diesem Tag war seit dem Mittag nicht mehr viel getan worden. Shute hatte den Versuch aufgegeben. Timmy saß auf einem Stapel von Schaumstoffwänden. Er belagerte im wahrsten Sinne des Wortes das Funkgerät, während er seinerseits abwechselnd von den verschiedenen Bewohnern der Stadt belagert wurde.
    Timmy erhob sich, als Shute zu der Gruppe trat. »Sie sind weg«, sagte er, und seine Stimme klang sehr müde. Er schaltete das Funkgerät ab. Die Männer warfen einander vielsagende Blicke zu, und einige erhoben sich.
    »Tim! Wie haben Sie die Verbindung zu ihnen verloren?«
    Timmy sah ihn an. »Sie sind zu weit weg, Bürgermeister.«
    »Sie sind nicht umgekehrt?«
    »Nein. Sie fahren einfach immer weiter in die Wüste hinaus. Alf muß den Verstand verloren haben. Carter ist es nicht wert, daß man seinetwegen das Leben opfert.«
    Shute dachte: »Aber früher einmal war er es.« Carter war einer der besten Männer gewesen: stark, mutig, klug und begeisterungsfähig. Shute hatte zusehen müssen, wie sich unter dem Einfluß der Langeweile und der Enge der Quartiere auf dem Schiff sein Charakter zum Schlechten veränderte. Er hatte sich scheinbar gefangen, als sie den Mars erreichten, als sie plötzlich alle etwas zu tun bekamen. Dann, gestern morgen – Mord.
    Alf. Alf zu verlieren, war schlimm. Lews Verlust war leicht zu verschmerzen, aber Alf…
    Cousins gesellte sich zu ihm. »Ich habe die Sache mit dem Rotstift erledigt.«
    »Danke, Lee. Wir werden den Bericht jetzt neu schreiben müssen.«
    »Tun Sie das nicht. Schreiben Sie eine Ergänzung. Erklären Sie, wie und warum drei Männer sterben mußten. Dann können Sie sagen: ›Das habe ich Ihnen gleich gesagt.‹«
    »Glauben Sie?«
    »Mein Urteil als Fachmann. Wann ist die Beerdigung?«
    »Übermorgen. Das ist Sonntag. Ich dachte, das wäre dem Anlaß angemessen.«
    »Dann können Sie die

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