Geschichten aus dem Ringwelt-Universum
Wasserstoff verwandeln konnte.
Ob es nun richtig war oder falsch, ich landete jedenfalls unten.
Die Sterne sind verschwunden, und das Land um mich herum erscheint mir sinnlos. Ich weiß jetzt, warum die Planetenbewohner »Flachländer« genannt werden. Ich komme mir vor wie eine Mücke auf einem Tisch.
Ich sitze hier und zittere vor Angst, hinausgehen zu müssen.
Unter einem rötlich-schwarzer Himmel liegt ein Meer von Staub, hier und da unterbrochen von nachlässig geformten, gläsernen Aschenbechern. Die kleinsten, gleich hier vor der Luke, haben nur einen Durchmesser von einigen Zentimetern. Die größten sind mehrere Meilen breit.
Als ich herunterkam, zeigte der Tiefenradar die Überreste von viel größeren Kratern tief unter der Stauboberfläche an. Der Staub ist fein und weich, fast wie Treibsand. Ich schwebte herunter wie eine Feder, und doch ist das Schiff bis zur Hälfte des Lebensbereiches eingesunken.
Ich habe am Rand einer der größten Krater aufgesetzt. Es ist derjenige, der den ehemaligen Stützpunkt der Flachländer beherbergt. Von oben betrachtet sieht er aus wie ein riesiger, durchsichtiger Regenmantel, den jemand auf dem rissigen Kraterboden vergessen hat.
Er ist ein merkwürdiger Ort. Aber einmal muß ich hinaus; wie soll ich sonst an das Versorgungssystem des Stützpunktes herankommen?
Mein Onkel Bat pflegte zu sagen, daß auf Dummheit die Todesstrafe steht.
Ich werde morgen hinausgehen.
21. April 2112
Meine Uhr zeigt an, daß es Morgen ist. Die Sonne steht jetzt auf der anderen Seite des Planeten, und der Himmel ist nicht mehr blutrot. Er sieht fast aus wie der Raum, wenn man die Schwerkraft außer acht läßt, doch die Sterne sind blaß, als würde man durch beschlagenes Plastik darauf blicken. Ein großer Stern ist am Horizont aufgegangen. Er wird heller und dunkler wie ein sich drehender Gesteinsbrocken. Das muß Phobos sein, denn er ist in der Gegend des Sonnenuntergangs aufgetaucht.
Ich gehe hinaus. Später:
Dort, wo die Fusionsflamme auftraf, ist das Schiff von einer Art konkaver Glasschüssel umgeben. Der Lebensbereich des Schiffes, die Hälfte, die aus dem Staub herausragt, sieht aus wie ein Frischling auf einem Lilienkissen auf dem Entbindungsasteroiden. Die Schale ist wie ein Spinnengewebe aus Rissen, aber sie ist so fest, daß man darauf laufen kann.
Anders ist es mit dem Staub.
Der Staub ist wie dickflüssiges Öl. In dem Augenblick, als ich den Fuß darauf setzte, begann ich zu sinken. Ich mußte zu dem Kraterrand, der sich wie ein Inselstrand ausdehnt, hinüberschwimmen. Es war harte Arbeit. Zum Glück reicht die Schüssel, die durch die Fusionsflamme entstanden ist, an einer Stelle bis zum Kraterrand, es bleibt mir also erspart, das noch einmal zu tun.
Es ist merkwürdig, dieser Staub. Ich bezweifle, daß man irgendwo im System etwas Ähnliches finden könnte. Es sind die Rückstände von Meteoren, und er besteht aus kondensiertem Gesteinsstaub. Auf der Erde würde derartig feiner Staub vom Regen ins Meer gespült und zu Sedimentgestein, natürlichem Zement, werden. Auf dem Mond würde er durch das Vakuum zu Zement gepreßt werden, das Kreuz der Mikroverkleinerungsindustrien im Belt. Aber hier gibt es gerade genug »Luft«, daß sie von der Stauboberfläche absorbiert werden kann… und nicht annähernd genug, um einen Meteoriten aufzuhalten. Das Ergebnis: er verdichtet sich nicht zu Zement, unter keinen Umständen. Also verhält er sich wie eine zähe Flüssigkeit. Wahrscheinlich sind die einzigen Stellen, an denen der Boden fest ist, die Meteoritenkrater und die Bergketten.
Der Aufstieg auf den Kraterrand war schwierig. Er besteht ganz aus zerbrochenen, gekippten Blöcken von vulkanischem Glas. Die Ränder sind fast scharf. Dieser Krater hier muß aus der geologischen Neuzeit stammen. Auf seinem Grunde liegt, halb versunken in einem flachen See von Staub, die Blasenstadt. Ich kann in der hier herrschenden Schwerkraft ganz gut laufen; sie liegt etwas unter der maximalen Fallbeschleunigung meines Schiffes. Aber ich hätte mir beim Abstieg über diese gekippten, glitschigen, staubbedeckten Steinblöcke ein paarmal fast die Knöchel gebrochen. Alles in allem ist der Krater ein zerbrochener Aschenbecher, der notdürftig wieder zusammengesetzt worden ist wie ein Puzzle.
Die Base liegt über dem Stützpunkt wie ein Zelt, aus dem die Luft herausgelassen worden ist. Die Lufterzeugungsanlage befindet sich unmittelbar daneben. Der Lufterzeuger ist ein durch
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