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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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siebzig Jahre Marsatmosphäre geschwärzter Würfel aus Metall. Er ist riesig. Es muß ein schweres Stück Arbeit gewesen sein, ihn zu transportieren. Ich werde niemals verstehen, wie sie diese Masse nur mit Hilfe von chemischen und Ionentriebwerken von der Erde zum Mars bringen konnten. Oder warum überhaupt? Was gab es Begehrenswertes auf dem Mars?
    Wenn es je eine nutzlose Welt gegeben hat, dann ist sie es. Sie liegt nicht, wie der Mond, dicht bei der Erde. Die Schwerkraft ist unangenehm hoch. Es gibt keine Bodenschätze. Wenn man seinen Druckanzug verliert, ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, ob man am Unterdruck zugrunde geht oder weil das rotdampfende Stickstoffdioxid die Lunge verätzt.
    Die Brunnen?
    Irgendwo auf dem Mars gibt es Brunnen. Um 1990 herum hat die erste Expeditionsmannschaft einen gefunden. In der Nähe des Brunnens sind sie auf ein mumifiziertes Etwas gestoßen. Es explodierte, als es mit Wasser in Berührung kam, daher hat man nie Näheres darüber erfahren, auch nicht, wie alt es war.
    Haben sie erwartet, auf lebende Marsbewohner zu stoßen? Und wenn ja, was soll’s?
    Vor der Blase stehen zwei zweisitzige Marsbuggies. Sie haben einen weiten Achsabstand und sehr breite Räder, wahrscheinlich breit genug, daß sie beim Fahren nicht im Staub einsinken. Man muß vermutlich vorsichtig sein, wenn man anhält. Ich werde sie ohnehin nicht benutzen.
    Der Lufterzeuger wird wahrscheinlich funktionieren, nehme ich an, wenn ich ihn an das Energiesystem meines Schiffes anschließen kann. Die Batterien sind leer, und der Fusionsreaktor muß inzwischen vorwiegend aus Blei bestehen. Um mich herum gibt es Tausende von Tonnen Atemluft, gebunden in Stickstoffdioxid. Der Lufterzeuger wird Sauerstoff und Stickstoff trennen und das bißchen Wasserdampf, das es hier gibt, sammeln. Ich werde dem Wasser Wasserstoff entziehen, um Treibstoff zu gewinnen. Aber komme ich an die Energie heran? Vielleicht finde ich irgendwo in dem Stützpunkt Kabel.
    Fest steht, daß ich nicht mit Hilfe rechnen kann. Meine Antennen sind beim Landeanflug verglüht.
    Ich habe einen Blick durch die Blasenwand geworfen und einige Fuß davon entfernt einen männlichen Leichnam gesehen. Er ist an Unterdruck gestorben. Es ist anzunehmen, daß ich ein Loch in der Blase finde, wenn ich danach suche.
    Ich frage mich, was hier geschehen ist.
     
     
    22. April 2112
    Ich habe mich bei Einbruch des Sonnenlichts schlafen gelegt. Die Umdrehung des Mars dauert ein kleines bißchen länger als ein Schiffstag, und das ist mir sehr angenehm. Ich kann arbeiten, wenn man die Sterne, nicht aber den Staub sieht, und das wird mich bei Verstand halten. Aber ich habe schon gefrühstückt und unangenehme Putzarbeiten auf dem Schiff erledigt, und doch dauert es noch zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang. Bin ich ein Feigling? Ich kann nicht bei Tageslicht hinausgehen.
    Um die Sonne herum wirkt der Himmel, der vom Stickstoffdioxid gefärbt ist, wie frisches Blut. Auf der anderen Seite ist er fast schwarz. Keine Spur von einem Stern. Die Wüste ist eben und ihre Eintönigkeit nur durch die Krater und ein sich wiederholendes Muster von Dünen unterbrochen, die so flach sind, daß man sie nur in der Nähe des Horizonts sehen kann. Eine Bergkette, die aussieht wie ein gerades Mondgebirge, zieht sich in die Wüste hinein; aber die Berge sind furchtbar verwittert, wie etwas längst Vergangenes. Könnte es der schräge Rand eines uralten Asteroidenkraters sein? Die Götter müssen den Mars gehaßt haben, daß sie ihn in die Mitte des Ringes gesetzt haben. Dieses zertrümmerte, pulverisierte Land wirkt wie der Inbegriff von Alter und Verfall. Erosion scheint nur am Boden von Löchern zu existieren. Später:
    Kurz vor der Morgendämmerung. Ich sehe, wie das Rot die Sterne verblassen läßt.
    Nach Sonnenuntergang habe ich den Stützpunkt durch die noch bestehende Luftschleuse betreten. An einer Stelle, die früher einmal der Hauptplatz gewesen sein muß, liegen zehn Leichen verstreut. Eine weitere befindet sich, halb in einem Druckanzug, im Verwaltungsgebäude, und der Zwölfte liegt wenige Fuß von der Blasenwand entfernt, wo ich ihn gestern gesehen habe. Ein Dutzend Leichen, und alle sind an Unterdruck gestorben: an explosionsartiger Dekompression, wenn man es wissenschaftlich ausdrücken will.
    Das kreisförmige Gebiet unter der Blase ist nur zur Hälfte bebaut. Der unbebaute Boden besteht aus fest verschmolzenem Sand. Die restlichen Gebäude liegen, zum Aufbau bereit, zu

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