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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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verließ seinen Platz vor dem Schirm und ließ sich in einen Sessel sinken. Allmähliche falteten seine Ohren sich zu dichten Fleischknoten zusammen, seine Pupillen verkleinerten sich, und sein rattenähnlicher Schwanz wurde schlaff wie ein Putzlappen.
    Die Welt des elften Sinns drang auf ihn ein.
    Er fing den Gedanken des Captains auf: »… ein schlampiger Zivilist, der hier nichts zu suchen hat…« Und hastig verdrängte er ihn. Er haßte den Geist des Captains. Er fand andere Geister an Bord des Schiffes, isolierte und strich sie nacheinander. Danach war kein Geist mehr übrig. Es gab nur noch Unterbewußtseinsströme und Chaos.
    Das Chaos war nicht leer. Irgend etwas dachte seltsame und beunruhigende Gedanken.
    Der Telepath zwang sich zuzuhören.
     
     
    Steve Weaver trieb knochenlos unweit einer Wand des Funkraums. Er war blond, hatte blaue Augen, war athletisch gebaut und konnte oft dabei beobachtet werden, wenn er so wie jetzt, entspannt, aber völlig regungslos, als gäbe es einen einleuchtenden Grund, warum er sich noch nicht einmal einen Lidschlag gestattete. Ein Rauchstreiben trieb von seiner linken Hand weg und schwebte durch den Raum, um im Luftschacht zu verschwinden.
    »Das wär’s dann«, sagte Ann Harrison resignierend. Sie legte vier Schalter in der Konsole mit den Funkkontrollen um. Jedesmal verlöschte ein kleines Licht.
    »Du kommst nicht an sie ran, was?«
    »Genau. Ich wette, die haben noch nicht einmal ein Funkgerät.« Ann lockerte ihr Sitznetz und streckte sich zu einem fünfzackigen Stern aus. »Ich habe den Empfänger eingeschaltet gelassen und die Lautstärke hochgedreht, falls sie später mit uns in Verbindung treten wollen. Mann, das tut gut!« Ruckartig rollte sie sich zu einer kompakten Kugel zusammen. Mehr als eine Stunde lang hatte sie zusammengekrümmt vor der Kommunikationstafel gehockt. Ann hätte Steves Zwillingsschwester sein können; sie war fast ebenso groß wie er, Haare und Augen hatten die gleiche Farbe wie seine, und die flache Muskulatur, die bei der Schwerelosigkeitsgymnastik entstand, zeichnete sich unter ihrer blauen Kombination ab, als sie sich reckte und streckte.
    Steve schnippte den Rest seiner Zigarette zum Luftaustauscher, wobei er lediglich seine Finger bewegte. »Na schön. Was haben Sie also?«
    Ann zuckte zusammen. »Ich hab’ keine Ahnung.«
    »Dann betrachte die Sache doch mal wie ein Puzzle. Sie haben kein Funkgerät. Wie könnten sie demnach miteinander reden? Wie können wir nachprüfen, ob unsere Vermutungen richtig sind? Wir nehmen natürlich an, daß sie versuchen, eine Verbindung zu uns herzustellen.«
    »Klar, natürlich.«
    »Denk mal nach, Ann. Erzähl auch Jim von diesem Problem und laß ihn ebenfalls sein Hirn anstrengen.« Jim Davis war in diesem Jahr ihr Ehemann und gleichzeitig rund um die Uhr als Schiffsarzt tätig. »Du bist das Mädchen, das am wahrscheinlichsten zu einem Ergebnis kommen könnte. Willst du ein Rauchstäbchen?«
    »Bitte.«
    Steve stieß seine Zigarettenration durch den Raum zu ihr hinüber. »Nimm dir mehrere. Ich muß gleich weg.«
    Die halbgeleerte Packung flog zurück. »Danke«, meinte Ann.
    »Informiere mich, wenn irgend etwas passiert, ja? Oder wenn wir irgend etwas einfällt.«
    »Ganz bestimmt. Und keine Angst, Steve, irgend etwas wird sich bestimmt ergeben. Kein Zweifel, daß sie genauso angestrengt an dem Problem arbeiten wie wir.«
    Jedes Abteil der ringförmigen Personalsektion öffnete sich zum schmalen gerundeten Korridor, der an der Vorderkante des großen Rings verlief. Steve stieß sich in den Korridor, ruderte mit den Armen, bis er den Boden berührte, und stieß sich erneut ab. Danach war die Fortbewegung einfach. Der Fußboden krümmte sich ihm entgegen, und er eilte durch den Gang wie ein schwimmender Frosch. Von den zwölf Männern und Frauen des Schiffs Angel’s Pencil beherrschte Steve diese Technik am vollkommensten; denn Steve war ein Belter, und die anderen waren Flachländer, Erdgeborene.
    Wahrscheinlich würde Ann zu keiner vernünftigen Lösung kommen, vermutete er. Nicht daß sie nicht intelligent war. Sie war nicht neugierig genug, ihr fehlte die Begeisterung am Lösen kniffliger Rätsel. Nur er und Jim Davis…
    Er war zu schnell unterwegs und konzentrierte sich nicht richtig auf seinen Weg. Fast wäre er mit Sue Bhang zusammengestoßen, als sie unterhalb der Deckenkrümmung auftauchte.
    Es gelang ihnen, rechtzeitig an der Wand abzustoppen. »Hallo, Schlafwandler«, machte Sue sich

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