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Geschichten aus der Murkelei

Titel: Geschichten aus der Murkelei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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richtig legte, sagte das Schwesterchen: »Ich bin aber keine grüne Gurke«, lachte und schlief weiter.
    Im Bett von Knulli-Bulli war die Decke ganz geschwollen, aber der Junge war nicht zu sehen. Aha! dachte die Mummi, er hat
     sich wieder einmal verkrochen. Sie schlug die Decke zurück – da lag im Bett Frau Kuh! »Bitte schön, liebe Erikuh, kannst du
     mir nicht sagen, wo der Uli ist?« Aber die Kuh muhte bloß schläfrig und machte gleich wieder die Augen zu.
    »Es ist aber auch zu schlimm mit solch verkehrtem Tag!« seufzte die Mummi. »Ich muß mich wirklich einmal hinsetzen und ausruhen.«
     Sie setzte sich auf einen Stuhl, da fuhr der Stuhl mit ihr in die Küche. Auf der Küchenuhr war es schon acht. »Nein«, rief
     die Mummi, »nun muß ich aber gleich Frühstück machen.« Als sie aber nochmals auf die Uhr sah, war sie schon zehn. Da sah die
     Mummi genauer hin und merkte, daß der Knulli auf einem Zeiger ritt. »Kommst du sofort runter, Uli!« rief sie. »Du bringst
     ja alle Zeit durcheinander. Hilf mir lieber beim Frühstückmachen!«
    |40| Uli setzte sich auf eine Fliege, kniff sie in den Po, und schwupp! war er beim Küchenherd. Nun taten sie Holz und Kohlen auf
     die Herdplatte und gossen Wasser ins Herdloch. Dann steckten sie das Wasser mit einem Streichholz an, und als Holz und Kohlen
     zu kochen anfingen, holte Mummi die Eier. »Wieviel brauchen wir denn?« fragte sie. »Wir sind vier Große und zwei Kinder, vier
     und zwei macht drei«, sagte sie und schlug neun Eier auf die Kohlen.
    »Was machst du denn, Mummi?« fragte Uli-Knulli.
    »Ja, heute ist ein verkehrter Tag«, seufzte die Mummi. »Aber ich mache Setzei.«
    »Nein«, rief Knulli, »du sollst Spiegelei machen!«
    »Nein«, schrie Mummi, »ich mache Setzei!«
    »Willst du das noch einmal sagen?!« brüllte Uli. »Gleich gibt es einen Backs!«
    Da ging die Tür auf, und herein kam der Schimmel. »Strei tet euch nicht, Kinder«, sprach er gemütlich, »sonst kriegt ihr alle beide Haue. Spiegelei und Setzei ist doch dasselbe. – Nun
     zieht euch schön warm an, wir fahren nach Feldberg zur Tante Wendel. Ich spanne gleich den Pappa an.«
    Damit ging der Schimmel in das Schlafzimmer, Mummi und Uli aber hörten eine feine Stimme rufen: »Ich will auch mit! Ich auch!«
    »Das ist doch die Miezi!« sagte die Mummi verwundert und zog die Tischschublade auf. Richtig, da lag die Miezi zwischen Löffeln,
     Gabeln und Messern. »Nein, habe ich schlecht geschlafen!« gähnte sie. »Eine Gabel hat mich in die Seite gestochen, und ein
     Löffel wollte mir immerzu den Mund auslöffeln.«
    »Ich will, daß Sie ordentlicher werden, Miezi«, sprach die Mummi streng. »Sehen Sie gleich einmal in Ihrem Bett nach: Sicher
     haben Sie den großen Auffüllöffel in Ihr Bett gelegt und sich statt des Löffels in die Schieblade.«
    Sie sahen nach – richtig! Der Auffüllöffel lag in Miezis Bett, hatte ihr Nachthemd an und schlief noch fest. »Rut ut |41| de Betten!« rief Miezi und ließ den Wecker klingeln. Da fuhr der Auffüllöffel mit einem silbernen Geklapper aus dem Bett,
     warf das Nachthemd ab und fing eilig an, das Waschwasser aus der Waschschüssel in den Toiletteneimer zu löffeln. »So waschen
     sich artige Löffel«, sagte er und lachte dazu silbern.
    Der Schimmel knallte schon mit der Peitsche. Er saß auf dem Bock, und Pappa stand angespannt mit hängendem Kopf trübselig
     vor dem Wagen. Als sie aber einstiegen, drehte er listig den Kopf, um zu sehen, wie viele es wären. Denn wenn es zu viele
     wären, wollte er nicht ziehen.
    »Sind alle da?« fragte der Schimmel. »Hüh, Pappa!«
    »Halt!« rief die Mummi, »wo ist denn Tante Palitzsch?«
    »Ich bin hier!« rief die Tante mit heller Stimme. »Mich hat der Schimmel hinten als Katzenauge angemacht, sonst schreibt uns
     Wachtmeister Heuer in Feldberg auf.«
    »Und wo ist die Peggi?« fragte die Mummi.
    »Peggi ist nicht artig gewesen«, sagte Tante Palitzsch, »sie darf nicht mit.«
    »Was hat sie denn gemacht?« fragte Schwesterchen.
    »Sie hat mir nicht die Augen ausgewischt!« rief Tante Palitzsch. »Nun muß sie zur Strafe den Fußboden rein lecken.«
    »Hüh!« rief der Schimmel, und Pappa fing an zu laufen. Er lief, bis er am Berg bei Schönfelds war. Da bockte er und trat rückwärts,
     und rückwärts schob er den Wagen auf den Hof.
    »Wat is di, Pappa?!« rief Uli und faßte den Vater vorne am Zügel. Hinten knallte die Peitsche mit dem Schimmel, und nun ging
     es immer schneller durch

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