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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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ab. Als ich eine Kurve fuhr, schaute ich in den Rückspiegel und sah durch einen Spalt zwischen den Bäumen zwei zusammengekauerte Gestalten bewegungslos auf dem Gras liegen. Kurz darauf waren sie außer Sicht.
    »Konzentrier dich!« schrie ich mir zu. »Geradeaus! Dann links!« Dort war die Abzweigung, die Charnwood gemeint hatte. Ich hatte das Gefühl, sie auf zwei Rädern zu nehmen. Dann sah ich das Tor, schmaler als das, durch das ich in den Park hereingefahren war. Ich fuhr hindurch und bog nach links. Hätte ich klar gedacht, wäre ich vielleicht nach rechts abgebogen und hätte erst einmal so viel Abstand wie möglich zwischen mich und den Park gebracht. Stattdessen fuhr ich der Mauer entlang, die den Park umgab. Hinter ihr konnte ich das Wellington-Denkmal sehen. Plötzlich tauchte Klaus vor mir auf, der offenbar auf diesen Fehler spekuliert hatte. Er kletterte über die Mauer und sprang auf den Bürgersteig. Hätte er sich die Zeit genommen, sich aufzurichten, wäre ich an ihm vorbeigekommen, aber auch das schätzte er genau richtig ein. Noch in der Hocke hob er die Waffe mit beiden Händen, zielte und...
    Ich riss das Steuerrad nach rechts, bückte mich und zuckte zusammen, als die Reifen quietschten und die Windschutzscheibe zersplitterte. Das Glas prasselte auf mich herab und behinderte meine Sicht; der Wagen schleuderte. Dann sah ich etwas Senkrechtes vor mir und trat auf die Bremse. Zu spät! Noch mehr Glas zerplatzte, und Metall knirschte, als der Wagen einen Laternenpfahl auf der anderen Straßenseite rammte, ins Schlingern geriet, ruckelte, sich drehte und stehen blieb.
    Plötzlich hörte ich nur noch das Zischen des zerborstenen Kühlers. Als sich der Wagen um den Laternenpfahl gedreht hatte, war ich über den Sitz geschleudert worden und lehnte jetzt an Charnwoods Tasche. Mein Hirn stellte sich nur langsam auf die Dinge ein, die ich von diesem Winkel aus sehen konnte: ein dampfverhüllter Flecken des Himmels über Dublin, eingerahmt von den gezackten Resten der Windschutzscheibe, eine verbogene Ecke der Kühlerhaube, Dampf, der auf ihrer polierten schwarzen Oberfläche in kleinen Strömen kondensierte, und den Außenspiegel, der geheimnisvollerweise nicht zerbrochen war. Darin sah ich Klaus, der immer größer wurde, während er mit der Pistole in der Hand auf mich zukam. Ich schaute auf meine Hand, von der Blut herabtropfte. Ein kleiner Glassplitter war in den Daumen eingedrungen. Das war das Ende: dumm, unwürdig und brutal, noch bevor das Blut auf meiner Hand gerinnen konnte. Und bevor ich die Namen der Menschen erfuhr, die meinen Tod befohlen hatten.
    Dann sah ich ihn. Auf dem Boden vor mir, wohin er anscheinend aus dem Handschuhfach geschleudert worden war. Ein Revolver. Sie hatten eine Waffe im Wagen gelassen. Geladen? Wenn nicht, machte das auch keinen Unterschied. Wenn sie jedoch geladen war... Sein Schatten fiel über mich. Als ich mich vorwärtsrollte, die Pistole nahm und wieder zurückrollte, packte er den Türgriff. Der Glassplitter schmerzte, als ich den Finger um den Abzug legte. Als Klaus die Tür aufriss, verschwand das Fenster aus meinem Gesichtsfeld. Ich streckte den Arm und drehte mich um. Sein Gesicht tauchte über mir auf. Das befriedigte Lächeln verwandelte sich in eine Grimasse des Entsetzens. Ich hatte den Abzug gedrückt und erfuhr die Wahrheit: Die Waffe war geladen.
    Ich blieb ein paar Sekunden liegen und hörte nur meinen keuchenden Atem. Dann setzte ich mich auf, kletterte aus dem Wagen und schaute auf Klaus hinunter. Er lag rücklings auf der Straße, Blut entströmte einem Loch über seiner Nase und bildete eine dunkle Pfütze neben seinem Ohr, die sich immer mehr ausbreitete. Sein Mund war halb geöffnet, und seine Augen starrten mich blind an. Mit der Hand umklammerte er immer noch seine Waffe. Auf der anderen Seite der Straße stand ein Mann an sein Fahrrad gelehnt. Als er mich mit offenem Mund angaffte, blieb eine Zigarette an seiner Unterlippe kleben, und die Asche fiel auf seinen Overall. Ich begann zu zittern, lief Gefahr, die Kontrolle zu verlieren. Flucht, ich war immer noch auf der Flucht! Die Tasche unter den Arm geklemmt, begann ich zu laufen, den Weg zurück zu der Abzweigung, die ich nicht genommen hatte, weg vom Park, weg von den drei Toten und meiner Ermordung, der ich so knapp entkommen war. Ich wusste nicht, wo Faraday war, und wollte auch nicht stehen bleiben, um es herauszufinden. Als ich um die Kurve kam, fiel mir die Waffe ein, die ich in der

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