Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
Vom Netzwerk:
Tasche drin ist?«
    »Unterlagen, die Sie schon vor Jahren vernichten wollten.«
    »Wollte ich das?«
    »Sie haben zu viele Menschen enttäuscht, Fabian. Dies ist nicht der Moment, sich aufzuspielen.«
    »Da muss ich zustimmen. Aber wofür ist dies der Moment?«
    »Für harte Realitäten. Sie beide kennen Klaus. Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass O'Reilly ein ebenso guter Killer ist - und genauso rücksichtslos.« Wie auf ein Stichwort zogen die beiden Männer ihre Revolver. »Unsere Forderungen sind ganz einfach. Übergeben Sie die Tasche, Horton, dann können Sie verschwinden. Was danach passiert, muss Sie nicht kümmern.«
    »Woher wussten Sie, dass wir hier sind?« konterte ich.
    »Wir sind Ihnen vom Shelbourne aus gefolgt. So wie gestern, als Fabian Ihnen folgte und dieses Treffen arrangierte. Die O'Connell Street ist kein geeigneter Ort für eine Konfrontation. Doch hier...« Er schaute sich um. »Das hier passt entschieden besser.«
    »Woher wussten Sie, dass ich in Dublin bin?«
    Faraday lächelte. »Die entzückende Diana. Sie hat sich mit uns verbündet. Einerseits für einen Anteil am Geld, das wir zurückerhalten werden, andererseits aus Rache für ihre Mutter. Das schmerzt ziemlich, nicht wahr, Fabian?«
    Sie also hatte es erledigt, für uns beide sogar, genau wie sie es vorgehabt hatte. Ihr Zögern, ihre angebliche Ernsthaftigkeit, ihr Hinweis auf eine mörderische Absicht: All das addierte sich zu ihrem Sieg und meiner Niederlage. Mit einem leisen Fluch schaute ich Charnwood an. Ich erwartete, dass er unter diesem Schlag schwanken würde, doch er zeigte nicht die kleinste Reaktion. Seine Stimme bebte kein bisschen, als er jetzt redete. »Sieht so aus, als hätten Sie uns in eine missliche Lage gebracht, Noel.«
    »Allerdings. Setzen Sie die Tasche ab, Horton, und verschwinden Sie.«
    »Sie werden die Straße nicht erreichen«, flüsterte mir Charnwood aus dem Mundwinkel zu. »Sie werden Sie nicht am Leben lassen.«
    Vermutlich hatte er recht. Hatte ich überhaupt noch eine Wahl? Ich umklammerte den Handgriff der Tasche so fest, dass meine Hände jedes Gefühl verloren. Mein Herz raste, ich atmete flach, und unter meinem Hut brach mir der Schweiß aus. Klaus und O'Reilly beobachteten mich wie zwei Wölfe, die ein Kaninchen in die Enge getrieben haben. Und Faraday lächelte. »Sie haben die Möglichkeit, sich hier herauszuwinden, Horton. Und ich würde vorschlagen, dass Sie sie nutzen. Wirklich.«
    »Und... wenn nicht?«
    »Keinem der beiden Männer hier macht es etwas aus, auf Sie zu schießen, wenn ich es befehle. Und sie verfehlen ihr Ziel nicht. Das haben sie noch nie getan.« Langsam richtete Klaus seine Waffe auf mich. »Geben Sie auf, Horton. Folgen Sie Dianas Beispiel.«
    »Ich...«
    »Einen Moment«, mischte sich Charnwood ein.
    »Die Zeit ist abgelaufen«, erwiderte Faraday. »Wir werden...«
    »Hören Sie mir zu!« Charnwoods Stimme brachte Faraday spielend zum Schweigen. Offenbar steckte die alte Hierarchie ihnen immer noch in den Knochen. »Ich habe unter meiner Zunge eine Phiole, die kein Wasser enthält, sondern Blausäure in einer tödlichen Konzentration. Ich werde sie zerbeißen und schlucken, es sei denn, Sie gestatten Horton, mit der Tasche und den Dokumenten zu entkommen. Wenn ich erst einmal tot bin, Noel, werden Sie nichts mehr vom Geld Ihrer Herren finden. Also, was wollen Sie? Ihr Geld oder mein Leben?«
    Er bluffte. Es konnte gar nicht anders sein. Wenn nicht, hätte er diese Entwicklung vorausgesehen und sich dagegen gewappnet. Er wollte, dass ich mit den Unterlagen entkam, die ich gerade von ihm erpresst hatte. Aber warum? Ich sah, wie Faraday die Stirn runzelte. Anscheinend war er von dem offenkundigen Widerspruch ebenfalls verblüfft.
    »Ich warte auf eine Antwort, wenn Sie so freundlich sein wollen«, drängte Charnwood.
    Faraday biss die Zähne zusammen. »Einverstanden«, antwortete er. »Horton kann gehen.« Klaus warf ihm einen scharfen Blick zu, senkte aber seine Waffe ohne Protest. »Mit der Tasche.«
    »Gut«, sagte Charnwood. »Geben Sie ihm gütigst die Wagenschlüssel. Ich möchte nicht, dass Sie ihm sofort folgen.« Als Faraday zögerte, fügte er hinzu: »Denken Sie an das Geld.«
    »Also gut. Den Wagen. Geben Sie Horton die Schlüssel, O'Reilly.« »Die stecken, Sir.«
    »Sieht so aus, als warte der Wagen nur auf Sie, Horton.« Verbarg Faradays Sarkasmus einen Trick? Ich wusste es nicht.
    »Das werden wir ja sehen«, meinte Charnwood und schaute mich direkt

Weitere Kostenlose Bücher