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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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    Wir blieben so lange wie möglich in der Gaststätte, aber schließlich mussten wir sie doch verlassen. Max hatte mir die Lage des Amber Court und den Treffpunkt auf unserer Karte gezeigt. In der Wirklichkeit jedoch waren die schmalen Straßen, die sich unter einem Sternenlosen Himmel dichtbewaldete Hügel hinaufwanden, wesentlich weniger deutlich erkennbar. Motten tanzten im Scheinwerferlicht, und ein feiner Nieselregen verschmierte die Windschutzscheibe. Als wir endlich die Stelle erreichten, wo der Fußweg vom Haus auf : die Straße traf, lenkte Max den Wagen zwischen die Bäume, stellte den Motor ab und löschte das Licht.
    Es war fast Mitternacht, dunkel und still genug, um mich an all die Gründe zu erinnern, aus denen ich ländlichen Gegenden misstraute. Es war natürlich nicht völlig dunkel. Als meine Augen sich auf die Finsternis eingestellt hatten, konnte ich die Lücke zwischen den Bäumen ausmachen, wo der Pfad begann. Und es war auch nicht völlig ruhig. Meine Ohren nahmen ein schwaches Rascheln und leise Bewegungen im Unterholz wahr.
    Irgendwo heulte eine Eule. Ein Fuchs bellte. Dann riss Max ein Streichholz an und hielt mir eine Zigarette hin.
    »Du glaubst, ich bin verrückt, weil ich das mache, nicht wahr, Guy?« fragte er mit einem erstickten Kichern. »Das habe ich nie gesagt.«
    »Nein. Aber du warst kurz davor. An deiner Stelle wäre ich noch viel dichter dran gewesen. Also glaube nicht, dass ich dir nicht dankbar bin, denn das bin ich.« Seine Dankbarkeit war wie ein Schlag in den Solarplexus. Es war das letzte, was ich brauchte. »Wie viel Uhr ist es?« lenkte ich hastig ab.
    Er strich noch ein Streichholz an und schaute auf seine Uhr* »Vier Minuten nach Mitternacht. Weniger als zwei Stunden, bis ich losgehen muss. Im Vergleich zu dem, was wir am Doiran-See gemacht haben, ist das hier eine reine Bagatelle. Manchmal habe ich geglaubt, wir würden von dort nicht mehr wegkommen, weißt du. Aber wir haben es geschafft. Und jetzt ist Mazedonien nur noch eine Erinnerung, wie auch das hier irgendwann einmal. Nur dass dies eine glückliche Erinnerung werden wird. Für uns beide, das verspreche ich dir. Wenn Diana und ich erst einmal verheiratet sind, wird uns Charnwood schon besuchen. Und wenn er es nicht tut, wirst du dafür sorgen. Er hängt wirklich sehr an ihr. Und wenn es dann soweit ist, dass ich den unerschöpflichen Reichtum meines Schwiegervaters unter die Leute bringen kann, werde ich meinen besten Freund und Trauzeugen bestimmt nicht vergessen. Denn du wirst bald dieses Vergnügen haben. Amor vincit omnia. Die Liebe besiegt alles. Der alte Carter hat mir diesen Satz vor zwanzig Jahren in den Schädel gehämmert, und ich habe ihn niemals geglaubt - bis jetzt.«
    Max redete noch mehr solche Dinge, während die Zeit langsam verstrich. Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sie möge schneller vergehen, damit wir endlich das, was die nächsten Stunden für uns bereithielten, hinter uns bringen konnten, und dem Wunsch, sie möge niemals verstreichen. Max erwartete so viel von Dingen, die er, wie ich wusste, niemals bekommen würde, dass ich abwechselnd um den Moment der Aufklärung flehte und ihn fürchtete. Inzwischen konnte ich nichts weiter tun, als seine Hoffnungen ein wenig zu dämpfen. Je höher sie stiegen, desto tiefer würden sie fallen. Um viertel vor zwei brach Max zum vereinbarten Ort auf. Der Treffpunkt war ein Zauntritt an der Stelle, wo der Pfad an das Grundstück der Charnwoods stieß, das durch einen Zaun am Rand der Wälder markiert war. Max erwartete, mit Diana an seiner Seite in einer halben Stunde wieder zurückzusein, und antwortete fröhlich auf meine Abschiedsworte.
    »Viel Glück, Max.«
    »Danke, alter Knabe, aber ich werde es nicht brauchen.« Dann klopfte er mir durch das geöffnete Fenster des Wagens auf die Schulter, ging den Weg entlang, blieb kurz stehen, um mit der Taschenlampe zu winken, und war verschwunden.
    Mich ließ er mit der Frage zurück, was passieren würde und wie ich reagieren sollte. Würde Max zurück zum Wagen kommen, wenn ihm aufging, dass Diana nicht kam, oder würde er zum Haus weitergehen, um eine Erklärung zu suchen? Und, im zweiten Fall, was würde er dort finden? War sie noch da? Oder hatte Charnwood sie weggeschafft? Wie hatte er es geschafft, sie von ihrer Flucht abzuhalten? War es vielleicht sogar möglich, dass er keinen Erfolg hatte? Nein. In diesem Punkt war ich mir sicher. Charnwood hatte bestimmt

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