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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Hochzeitstermin führte ich es auch aus. Diesmal gab es keine Schwierigkeiten, zu Charnwood vorgelassen zu werden. Er hatte die Sekretärin anscheinend instruiert, mich zu erwarten. Diesmal gab es auch keine Taschenspielertricks mit Fünf-Shilling-Münzen. Charnwood hörte mir einfach schweigend zu, schrieb dann einen Scheck über 1000 Pfund aus und schob ihn mir über den Schreibtisch herüber.
    »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, Mr. Horton. Ich möchte Ihnen zu Ihrer Beruhigung versichern, dass Mr. Wingate keinerlei Grund zu dem Verdacht haben wird, dass Sie meine Informationsquelle waren.« Wir standen auf und schüttelten uns die Hände. »Es war ein Vergnügen, mit einem so redlichen Mann wie Ihnen Geschäfte zu machen. Das macht das Leben so... einfach.«
    Einfach? Für Charnwood vielleicht, dachte ich, während ich den Scheck einsackte. Ich fand die ganze Sache bis jetzt jedenfalls alles andere als einfach.

4
    Ich wusste nicht, wie Charnwood Diana am Ausreißen hindern wollte, und es interessierte mich auch nicht. Ignoranz war in meinem Fall eine Garantie gegen Entdeckung. Ich traf weiterhin die Vorsichtsmaßnahme, ein neues Bankkonto auf meinen Namen zu eröffnen, auf das ich den Scheck einzahlte. Max und ich hatten unsere kanadischen Einlagen auf ein gemeinsames Konto in London transferiert. Ich wollte das Geld mit unseren anderen Mitteln zusammenlegen, aber zuerst würde eine Menge Gras über die ganze Angelegenheit wachsen müssen.
    Dann brauchte ich nur noch die Entwicklung der Dinge abzuwarten. Je näher der Freitagabend rückte, desto nervöser wurden Max und ich, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Er wollte unbedingt nach Dorking und schlug zu meinem Entsetzen vor, dass ich ihn begleiten sollte. Zunächst widersetzte ich mich dieser Idee. Doch ich konnte es mir nicht leisten, ihn misstrauisch zu machen, indem ich mich verhielt, als wüsste ich, dass etwas schieflief. Zögernd gab ich schließlich seinem Wunsch nach, ihm bei der bevorstehenden mitternächtlichen Nachtwache auf den Hügeln Gesellschaft zu leisten. Wir dinierten in einem Hotel in der Nähe von Leatherhead, erreichten Dorking aber immer noch mehr als vier Stunden vor dem Rendezvous. Wir fuhren ziellos die Guildford Road entlang, stoppten an einem Gasthaus, das am Weg lag, und machten es uns in der Kneipe gemütlich. Einige große Whiskeys später war Max' Zuversicht ebenso groß wie seine Geschwätzigkeit, während meine ebenso rasch kleiner wurde. Wie würde er auf die Intervention von Charnwood reagieren, ganz gleich, worum es sich handeln mochte? Was würde er tun, wenn ihm klar würde, dass Diana nicht die Seine wurde? Und - was die Hauptsache war - was würde ich tun? Die Unsicherheiten in meinem Kopf wurden immer zahlreicher, je mehr der Alkohol dafür sorgte, dass ich sie nicht lösen konnte.
    Glücklicherweise war Max viel zu sehr von seinem eigenen Optimismus berauscht, um meine Angst zu bemerken. Einer der anderen Gäste, dem Aussehen und Klang nach ein rechthaberischer Handlungsreisender, hatte schon die ganze Zeit mit dem Barmädchen geflirtet. Schließlich brachte er sie dazu, ihn mit Vornamen anzureden. Er hieß merkwürdigerweise Hildebrand. Das Barmädchen hatte schallend darüber gelacht, doch Max hatte das als gutes Zeichen genommen.
    »Erinnerst du dich an den zwergenhaften Hildebrand«, Guy?«
    »Du meinst aus The Eve of St. Agnes« von Keats. Ja, ich erinnere mich... Was ist mit ihm?«
    »Er war Porphyros geschworener Feind, nicht wahr? Aber er konnte nicht verhindern, dass Porphyro sich mit seiner Geliebten in die Nacht davonmachte. Nun, Charnwood wird mich auch nicht davon abhalten, mit meiner Geliebten in der Nacht zu verschwinden.«
    »Wir wollen es hoffen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Es kann nichts schiefgehen.«
    Aber es war bereits etwas schiefgegangen, und es fiel mir sehr schwer, es ihm nicht zu sagen. Unsere Gläser waren leer, und als ich aufstand, um sie füllen zu lassen, unterhielt der gar nicht zwergenhafte Hildebrand das Barmädchen mit einem Zauberkunststück, indem er ein rotseidenes Taschentuch aus dem Dekolleté ihrer tiefausgeschnittenen Bluse zauberte. Ich wünschte mir sehr, über ähnliche magische Kräfte zu verfügen und einen glücklichen Ausgang unserer nächtlichen Unternehmung herbeizaubern zu können. Doch ich hatte bereits für einen unglücklichen Ausgang gesorgt. Daher blieb mir nichts, als den Whiskey für meine sentimentalen Schuldgefühle verantwortlich zu machen - und mehr

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