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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Zeitungsausschnitte hinein gequetscht waren. Aus dem Chaos pflückte er eine nikotinbefleckte Visitenkarte und legte sie vor mir auf den Tisch. »Schriftlich oder telefonisch.«
    Ich nahm die Karte und las überrascht ihren Aufdruck.
    ALNWICK ADVERTISER
    BONDGATE WITHIN
    ALNWICK
    NORTHUMBERLAND
    Telephone: 88, Telegrams: Advertiser, Alnwick
    »Northumberland ist eine ganz schöne Strecke von der Fleet Street entfernt, Mr. Duggan. Sagten Sie nicht, Sie wären freischaffender Journalist?« »Das bin ich auch, wenn ich nicht sechshundert Worte für den Advertiser über den Heringspreis herunterhaue. Und ich war in der Fleet Street. Ich war Auslandskorrespondent bei The Topical. Seien Sie unbesorgt, ich habe immer noch den Fuß in der Tür. Wenn Wingate etwas für mich hat, kann ich dafür sorgen, dass es wie eine Bombe einschlägt.«
    »Und Sie sind extra von Alnwick heruntergekommen, um mir das zu sagen?«
    »Ja. Weil es wichtig ist. Und nicht nur für mich. Haben Sie im Krieg gekämpft?«
    »Allerdings.«
    »Viele Kameraden verloren?«
    »Ein paar.«
    »Deshalb ist es wichtig. An jedem Waffenstillstandstag geloben wir, ihrer zu gedenken. Aber was tun wir tatsächlich für sie?«
    »Was können wir tun? Sie sind tot.«
    »Genau. Millionen von Toten.« Er starrte in sein leeres Glas. »Ich brauche noch einen Drink.«
    »Dann lasse ich Sie damit allein.«
    »Tun Sie das. Aber übermitteln Sie die Nachricht, Mr. Horton.« Erneut war dieser verzweifelte Unterton in seiner Stimme. »Die haben vielleicht einen Fehler gemacht, als sie Charnwood getötet haben. Möglicherweise können wir dafür sorgen, dass sie es bereuen.«
    Ich nickte unverbindlich, steckte seine Karte in meine Brieftasche und ging. Er war bereits an der Bar, als ich von der Tür zurückschaute. Ich war geneigt, sein wildes Gerede dem zuzuschreiben, was er getrunken hatte, während er auf mich wartete. Ich war schon fast wieder im Hotel, als mir ein seltsamer Zusammenhang in seinen Bemerkungen auffiel. Beide, er und Charnwood, hatten über den Krieg gesprochen, als hätte er gestern aufgehört. Immer ist es der Krieg, hatte Charnwood gesagt, und mit den Worten: »Was tun wir tatsächlich für sie?“ hatte Duggan über die Gefallenen räsoniert. Wie kam es zu dieser gemeinsamen Beschäftigung mit einem Konflikt, der seit dreizehn Jahren Vergangenheit war?
    Ich machte einen Umweg über das Grosvenor, um darüber bei einem Manhattan nachzudenken. Als ich den ersten getrunken hatte und gerade einen zweiten bestellte, zusammen mit einem Gin-Sling für den dunkeläugigen Vamp, der mich im Spiegel hinter der Bar betrachtete, war ich zu dem Schluss gekommen, dass es nichts zu bedeuten hatte. Charnwood war tot. Duggan war nur ein geschwätziger Trinker. Max war verschwunden. Und ich... ich konnte mich immer trösten.
    Mich von den postumen Angelegenheiten Fabian Charnwoods zu lösen war nicht so einfach, wie ich gedacht hatte. Für Montagabend hatte ich ein Treffen mit Maundy Gregory verabredet. Ich hoffte, dass ich dort das Geld ausgezahlt bekäme, das mir aus unseren erfolgreichen Verhandlungen mit dem Schuhfabrikanten zustand. Und ich wurde auch nicht enttäuscht. Gregory erwies sich als ebenso pünktlich wie großzügig. Und es stellte sich heraus, dass der Verkauf von Titeln nicht die einzige Aufgabe war, die er für mich im Sinn hatte.
    Er zahlte mir 200 Pfund, ohne dass ich darum bitten musste, schenkte Champagner ein, den er in Erwartung meiner Ankunft kalt gestellt hatte, und drängte mir zwei Havannas auf -eine sollte ich sofort rauchen und eine mitnehmen. Dieser freigebige Empfang hob meine Laune, und ich lächelte großzügig, als er behauptete, schon lange von der Aufhebung der Goldwährung gewusst zu haben.
    »Charnwood hat mir als erster verraten, dass das passieren würde. Er hat dieses Ereignis auf den Tag genau vorhergesagt. »Sie werden im Herbst davon wegkommen.“ Das waren genau seine Worte. Und was ist heute?« »Ehm... wir haben den 21. September.« »Herbstanfang. Welch ein Zufall.« Gregory grinste. »Unheimlich, nicht wahr? Es ist nur schade, dass er nicht hier ist, um mitzuerleben, wie seine Vorhersage eintrifft.« »In der Tat.«
    »Ja. Er war ein cleverer Mann. Sehr clever. Sie hätten eine Menge von ihm lernen können, mein lieber Junge.«
    Der Ausdruck mein lieber junge, mit dem er seit einiger Zeit um sich warf, verärgerte mich, und ich beschloss, mir eine kleine Provokation zu leisten. »Deutet der Zusammenbruch seiner Firma nicht

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