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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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angetroffen.
    »Du willst etwas über diesen Kerl vom Topical wissen, nehme ich an«, meinte Trojan missmutig, als wir uns mit unseren Drinks gesetzt hatten.
    »Zwar weiß nur der Himmel, warum.«
    »Er ist mir kürzlich über den Weg gelaufen. Ich wollte nur wissen, ob das, was er mir gesagt hat, stimmt.«
    »Bist du spät abends in der Nähe von Clapham Common gewesen?«
    »Nein. Was meinst du damit?«
    »Nun, es scheint so, als sei Duggan tatsächlich Auslandskorrespondent des Topical gewesen. Vor dem Krieg. Er war sogar ein aufsteigendes Talent... Doch dann fiel er plötzlich in Ungnade. Er wurde von der Polizei in Clapham Common festgenommen, als er mit einem Seemann herumvögelte. Die Gefängnisstrafe hat seiner Karriere beim Topical ein jähes Ende gemacht, und seitdem hat man in der Fleet Street nichts mehr von ihm gesehen oder gehört.«
    »Verstehe.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das auch tue. Möchtest du vielleicht etwas beichten? Etwas, worüber ich in Winchester nichts gehört habe?«
    »Nein, in beiden Fällen.« Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Aber danke für die Information.« Nachdem ich Trojan verlassen hatte, ging ich das Embankment hinunter auf die Waterloo Bridge zu. Es wurde rasch dunkel, und der Fluss schwoll zu einem breiten schwarzen Strom an. Bei Kleopatras Nadel machte ich halt und starrte auf die matte Wasseroberfläche. Erneut hielt ich mir vor Augen, warum der gesunde Menschenverstand und mein Eigeninteresse verlangten, dass ich nach Venedig ging. Meine Vorbehalte waren vage und ohne Inhalt. Es war bestimmt das Beste, Duggans Behauptungen zu ignorieren. Vermutlich waren sie genauso verlässlich wie sein Ruf. Und was Max anging...
    Ich wirbelte plötzlich herum, weil ich überzeugt war, dass man mich aus unmittelbarer Nähe beobachtete. Aber es war niemand da. Der Bürgersteig war leer. Und es war zu dunkel, um herauszufinden, ob mich jemand aus den Gärten auf der anderen Seite beobachtet hatte. Dahinter lag die nächtlich erhellte Silhouette von Adelphi Terrace, unter der ich Max vor zwei Wochen vergeblich gesucht hatte. War er es gewesen, den ich am Strand gesehen hatte? War es sein Blick, den ich eben auf mir gespürt hatte? Sicher nicht. Wo er sich auch verbarg, es konnte nicht in der Nähe sein. Er musste sich sehr gut versteckt haben, wenn er der Polizei bis jetzt entkommen war. Und weit weg von mir. Aber der Verdacht blieb. Es war ein Zweifel, den ich nicht los wurde. Vielleicht war meine eigene Flucht die Antwort. Vielleicht war Venedig die Zuflucht vor meinem schlechten Gewissen oder dem Verfolger meiner Schritte in London.
    »Dein Fehler, Max«, murmelte ich, als ich meinen Kragen hochschlug und wieder nach Westminster zurückging. »Nicht meiner.«

7
    Villa Primavera.« »Ah. Buon giorno. Könnte ich mit Miss Diana Charnwood sprechen?«
    »La Signorina Charnwood? Chi parla?«
    »Ehm... mein Name ist Guy Horton.«
    »Signor Horton. Un attimo, per favore.«
    Es verstrich erheblich mehr als ein Augenblick, doch dann ertönte Dianas Stimme in der Leitung. »Hallo, Guy?«
    »Ja, Diana, ich bin es.«
    »Aber... Sie klingen so... deutlich. Ich kann kaum glauben, dass Sie in England sind.«
    »Bin ich auch nicht. Ich bin hier in Venedig.«
    »In Venedig? Das ist ja wundervoll. Ich hatte keine Ahnung. ..«
    »Ich habe mich entschieden, Ihre Einladung anzunehmen. Hoffentlich gilt sie noch.«
    »Selbstverständlich. Wo sind Sie im Moment?«
    »Im Danieli. Ich bin gestern angekommen.«
    »Dann ziehen Sie sofort aus. Sie müssen bei uns wohnen.«
    »Nun, es ist wirklich nicht nötig...«
    »Ich bestehe darauf. Und es ist nicht sehr gentlemanlike, einer Lady einen Wunsch abzuschlagen. Also...«
    »Einverstanden, ich nehme an.«
    »Kommen Sie sofort her. Das heißt, noch besser ist es, wenn ich zu Ihnen komme. In einer Stunde im Quadri. Wie fänden Sie das?« »Das wäre perfekt. Ich werde dort warten.«
    Ich hängte das Telefon auf und lächelte. Wie einfach es gewesen war. Sie schien sich wirklich darüber gefreut zu haben von mir zu hören. Und jetzt, wo es unmittelbar bevorstand, merkte ich, wie sehr ich mich darauf freute, unsere Bekanntschaft zu erneuern. Ich schlenderte zum Fenster meines Hotelzimmers und öffnete es weit, um die warme Luft der Adria hereinzulassen. Unter mir, auf der Riva degli Schiavoni, bummelten Venezianer zwischen Zeitschriften- und Kunstbuden umher und blinzelten in die späte Septembersonne. Gondeln schaukelten an ihren Reepen. Ein Vaporetto legte

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