Geschlossene Gesellschaft
ihre Bedürfnisse befriedigen. Unterhalten Sie sie. Erfüllen Sie ihre Bedürfnisse. Befriedigen Sie sie. Durchbrechen Sie ihre Abwehr so, wie es Ihnen am passendsten erscheint. Ich werde Ihre Spesen übernehmen. Und sollten Sie erfolgreich sein... nun, ich will Ihnen fairerweise sagen, dass im Vergleich zu Ihrer Belohnung die Summen, die wir mit dem Titelhandel erzielen, unbedeutend erscheinen werden.« »Unbedeutend? Kann es sich wirklich um eine so große Summe handeln?«
»O ja.« Er wurde plötzlich fast feierlich. »Die Gesamtsumme ist kaum schätzbar. Zahllose äußerst wohlhabende Leute sind an dieser Sache interessiert. Der gemeinsame Verlust ist... ungeheuer. Deshalb ist es undenkbar, dass das Geld tatsächlich ganz verloren ist.«
Ich zögerte, und mir wurde schmerzlich klar, dass bis jetzt jedes meiner Prinzipien, jeder Skrupel seinen Preis gehabt hatte. Wenn ich mich weigerte, würde Gregory vermutlich ganz und gar auf meine Dienste verzichten. In einem Land mit drei Millionen Arbeitslosen, mit dem Winter vor der Tür und kaum Ideen in meinem Kopf, wie ich Geld verdienen sollte, konnte mich eine edle Geste nur allzu schnell ins Elend stürzen. Und das war noch nie nach meinem Geschmack gewesen. Venedig, Diana und das Versprechen von Reichtum bildeten eine unwiderstehliche Alternative. Faraday und Gregory musste das klar gewesen sein. Sie hatten sich vermutlich sogar darauf verlassen. »Einverstanden«, sagte ich schließlich. »Sie haben mich überredet. Dieses Spiel ist eindeutig seinen Einsatz wert.«
»Prächtig.« Gregory strahlte mich an. »Ich war davon überzeugt, dass Sie letztlich die Vorzüge erkennen würden.«
Und so unterdrückte ich meine Befürchtungen und bereitete mich darauf vor, meine Rolle in einer Verschwörung zu spielen, von der ich kaum etwas wusste. Gregory wollte unbedingt, dass ich sofort aufbrach, aber ich erfand Gründe, warum ich jetzt nicht konnte, und er ließ sich erweichen. In Wahrheit jedoch misstraute ich allem und jedem, der mit meiner Mission zu tun hatte. Ich brauchte Zeit, um so viele verlässliche Informationen wie nur irgend möglich auszugraben. Was ich schließlich erfuhr, war nicht allzu viel. Angeblich, um ihn wegen des fehlgeschlagenen Atkinson-White-Deals zu versöhnen, lud ich Trojan Doyle zum Lunch ins Waldorf ein. Er konnte mir jedoch nur wenig über die Höhe der Verluste bei Charnwood Investments sagen und auch die Leute nicht identifizieren, die sie erlitten hatten.
»Es war viel ausländisches Geld darein verwickelt. Es gibt eine Menge Geheimnisse. Gerüchten zufolge sollen die Quellen einiger Summen einer näheren Prüfung nicht standhalten. Das erklärt, warum die Gläubiger so ruhig sind. Es muss sie mächtig ärgern. Aber was sollen sie tun? Charnwood hat sie noch aus dem Grab heraus überlistet.«
Nach einigen Brandys und Zigarren erbot er sich zu versuchen, ob er bei einem anderen Thema etwas herausfinden könne. Einer seiner Kumpel war Wirtschaftskorrespondent für eine der landesweiten Tageszeitungen. The Topical hatte irgendwann in den frühen Zwanzigern dichtgemacht, aber die meisten Angestellten waren bei anderen Zeitungen untergekommen, so dass feststellbar war, ob George Duggan dort tatsächlich Auslandskorrespondent gewesen war. Nach dem, was Gregory gesagt hatte, kam mir Duggans Geschwätz jetzt nicht mehr so sinnlos vor. Ich beschloss, alles über seine gerühmten Fleet-Street-Referenzen herauszufinden.
Diana schrieb ich von meinem bevorstehenden Besuch nichts, weil ich fürchtete, sie könnte ihre Einladung zurückziehen. Außerdem musste ich mir so erst im letzten Moment einen Grund ausdenken, warum ich ihr gefolgt war. Auch Chefinspektor Hornby gab ich keine Chance, meinen Plänen, das Land zu verlassen, zu widersprechen noch mich nach dem Ziel zu befragen. Ich hatte vor, ihm am Morgen meiner Abreise einen Brief mit dem Ziel meiner Reise zu schicken und ihm zu versichern, dass ich das britische Konsulat immer über meine Adresse informieren würde. Sollte er daraus machen, was er wollte. Gregory hatte für mich einen Platz im Orientexpress gebucht, der London am Sonntag, dem 27. September, verlassen sollte. Bis Freitag hatte ich von Trojan noch nichts über Duggan erfahren, also ging ich früh am Abend in seinen Club. Ich hatte Glück. Trojan kam aus der Bar, um mich hereinzulassen. Wenn man dem Portier glauben konnte, wäre es allerdings eine große Überraschung gewesen, hätte ich ihn um diese Zeit nicht dort
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