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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Faraday dagegen grinste wie immer breit und ohne es zu merken. »Ich bin heute Morgen mit dem Flugboot auf dem Weg nach Asolo angekommen. Dort haben Sir Charles und Lady Hick-Morton eine Villa, die kaum weniger entzückend ist als diese. Ich fürchtete, dass Vita es mir nicht verzeihen würde, wenn ich in Venedig Station machte, ohne ihr meine Aufwartung zu machen...«
    »Er versucht mich zu überreden, ihn nach Asolo zu begleiten«, sagte Vita mit einem Lachen, das ein wenig angespannt klang. »Obwohl die Hick-Mortons Fremde für mich sind.«
    »Sie haben es selbst vorgeschlagen«, erklärte Faraday, »als ich erwähnte, dass Sie hier sind. Sie werden Sie mögen, da bin ich ganz sicher.« »Dennoch...«
    »Nun, denken Sie einfach noch ein bisschen darüber nach. Ich fahre erst Montag.« Es war zwar bereits Sonntag, aber trotzdem kam es mir vor, als ob es bis zu Faradays Abreise noch schrecklich lange dauern würde. Keinen Augenblick glaubte ich an den Grund, den er für seinen Besuch genannt hatte. Ich war überzeugt, dass er in Venedig war, um zu ermitteln, welche Fortschritte ich gemacht hatte. Da ich kein bisschen weitergekommen war, war es mir umso lieber, je früher er abreiste.
    Faraday logierte im Excelsior, das ungefähr eine halbe Meile entfernt am Meer lag. Als er schließlich dorthin zurückfuhr, bot ich ihm an, ihn hinzubringen. Angeblich, um noch etwas frische Luft zu schnappen. In Wirklichkeit wollte ich natürlich ungestört ein paar Worte mit ihm wechseln. Das versuchte ich auch, sobald wir die Villa weit genug hinter uns gelassen hatten.
    »Was, zum Teufel, machen Sie hier, Faraday?«
    »Ich versuche eigentlich, Ihnen zu helfen. Ich dachte - wir dachten -, dass Ihre Erfolgsaussichten steigen würden, wenn wir Ihnen Vita ein paar Tage vom Hals schafften.«
    »Ich brauche keine Hilfe.«
    »Nein? Haben Sie dann etwas zu berichten?«
    »Noch nicht, aber...« »In diesem Fall erlaube ich mir zu widersprechen. Wir können nicht unbegrenzt warten. Also brauchen Sie Hilfe.«
    »Aber nicht so eine Hilfe. Sicher ist Ihnen klar, dass Vita den Köder nicht schlucken wird. Wer sind die Hick-Mortons? Andere Gläubiger von Charnwood?«
    »Sie brauchen sich über deren finanzielle Lage keine Gedanken zu machen. Sie werden ihre Rolle spielen. So wie man von Ihnen erwartet, dass Sie Ihre spielen.«
    »Das versuche ich ja auch.«
    »Gut. Dann schlage ich vor, dass Sie Ihren Verstand benutzen und was sonst noch passend erscheinen mag, um Dianas Verteidigung in Abwesenheit ihrer Tante zu durchbrechen.«
    »Sie wird nicht mitfahren.«
    »Wirklich nicht? Nun, was das betrifft, müssen wir abwarten, nicht wahr?«
    Ich ließ Faraday unter den beleuchteten Arabesken des Excelsior zurück und ging langsam zur Villa zurück. Ich musste verrückt gewesen sein, jemals ernsthaft zu glauben, ich könnte die Wünsche meiner Auftraggeber ignorieren. Jetzt wurde es Zeit, meine legendäre Rücksichtslosigkeit einzusetzen. Doch noch nie hatte ich so gezögert.
    Durch einen Seiteneingang betrat ich den Garten der Villa, weil ich beabsichtigte, eine letzte Zigarette unter den Pfirsichbäumen zu rauchen, bevor ich hineinging. Ich zerbrach mir gerade den Kopf, um mir eine Strategie zurechtzulegen, als ich durch das geöffnete Wohnzimmerfenster einen Blick auf Diana erhaschte, die sich mit Vita unterhielt. Ich drückte die Zigarette an einem Baumstamm aus und trat ans Fenster, bis ich Fragmente ihrer Worte aufschnappen konnte; dann ging ich noch näher heran, bis ich alles verstand.
    »Wenigstens hast du die Oper genossen, meine Liebe«, meinte Vita. Diana lachte. »O ja, das habe ich.«
    »Und Guy?«
    »Ich glaube schon. Das heißt, ich bin sogar sicher.« Nach einer Pause redete sie weiter. »Rossini hat einen merkwürdigen Untertitel für La Cenerentola gewählt, weißt du. La bonta in trionfo. Triumph des Guten. Ist es nicht ironisch, mich an einer Musik zu freuen, die einem solchen Zweck gewidmet ist?«
    »Es gibt keinen Grund, warum du das nicht solltest.«
    Diana lachte erneut, diesmal mit einem eindeutig bitteren Unterton. »Es gibt viele Gründe dafür, wie du sehr wohl weißt. Und ich fürchte, dass Mr. Faraday sich dessen ebenfalls bewusst ist.«
    »Er weiß nichts Genaues.«
    »Hoffentlich bleibt das auch so. Deshalb solltest du übrigens meiner Meinung nach seine Einladung nach Asolo annehmen.«
    Vita seufzte schwer. »Muss das sein? Die Neugier dieses Mannes ist so leicht zu durchschauen. Er hat heute Abend sogar die

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