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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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sich um und kam ins Zimmer zurück, wo ich wartete. Ich nahm sie in die Arme, und wir küssten uns zum ersten Mal seit dem Abend in der Oper.
    »Beende meine Trauer, Guy«, flüsterte sie. »Ich will nicht mehr frieren.« Plötzlich gab es nur noch heftige Begierde: Seide glitt raschelnd über blasse Haut, Finger tasteten und erforschten, Lippen, die sich streiften und drängten. Wir lagen nackt auf dem Bett, das kühle Leinen unter der weichen Haut, als die Vorhänge sich in einem Windstoß bauschten und das Sonnenlicht uns in einer goldenen Flut badete. Einen Augenblick starrten wir uns gegenseitig in die Augen, konfrontierten uns mit den Bedürfnissen und den Schwächen, die das, was wir im Begriff waren zu tun, entblößen würde.
    »Hör nicht auf, Guy. Bitte, hör nicht auf.« »Das kann ich auch nicht. Jetzt nicht mehr.« »Ich bin dein.« Sie drückte meine Hand gegen ihre Brust, und ich spürte, wie sich ihre Knospe unter meinen Fingern aufrichtete. »Ganz dein.«
    Das war sie. Ihre Schönheit verherrlichte jede Kurve und Falte, die ich liebkosen durfte. Was ich schon ungezählte Male zuvor getan hatte, mit Prostituierten in Saloniki, mit naiven Fabrikmädchen in Letchworth, mit wimmernden Starlets in Los Angeles, all das wurde an diesem Nachmittag in der Villa Primavera übertroffen und vergessen. Besessenheit und Triumph verschmolzen in dem Rausch der Begierde, den wir uns gegenseitig bereiteten. Und was unsere Lust noch erhöhte, war das unausgesprochene Eingeständnis, dass das, was wir taten, falsch war, alle Schranken überschritt, unverzeihlicher Wahnsinn war.
    »Ja, ja«, murmelte sie, als ich in sie eindrang und spürte, wie sie ihre Beine hinter meinem Rücken verschränkte. »Es ist so gut.«
    »Es ist besser«, erwiderte ich keuchend. »Besser als gut.« Es war tatsächlich besser, als wir es verdient hatten oder es uns erlaubt sein sollte. Wir achteten nicht darauf, dass das Bett unter uns knarrte, dass der Schweiß unser Haar verklebte, die Leinenlaken knitterten, während wir uns wiegten und stöhnten. Die Worte, die sie mir ins Ohr flüsterte, und ihre Zunge in meinem Mund trieben mich weit über den Punkt hinaus, an dem Träume wahr werden und Verrat - an sich selbst und anderen, an heimlichen Wünschen und unverhohlener Begierde - sich dem verrückten Höhepunkt anschließt.
    Ein »Ja«, ausgerufen wie im Siegesrausch.
    »Für dich.« Eine Behauptung, aller Wahrheit zum Trotz.
    Und dann der langsame Rückfall zur Erde, der Anfall ist vorbei, die Haut kühlt ab, die Körper trennen sich, die Augen starren ungläubig auf das, was wir gerade haben geschehen lassen.
    »Ich habe nie... niemals erwartet...«
    »Ich auch nicht. Aber jetzt... verstehe ich...«
    »Es musste sein.«
    Ihr Kopf sank gegen meine Schulter. Ich schlang den Arm um sie, und ich stellte mir ihre weiche Haut wie etwas Erobertes vor, etwas freudig Gestohlenes - und etwas, das man nie wieder aufgibt. Ihr Knie ruhte zwischen meinen Beinen, und das Sonnenlicht schien auf die geschwungene Kurve ihrer Hüfte und ihres Oberschenkels. Ich zog uns die Decke über, küsste Diana sanft auf die Braue und schloss die Augen. In der Erinnerung genoss ich noch einmal jede Empfindung, die ich gehabt hatte, seit ich diesen Raum betrat, genoss jedes Fragment und jede Facette des Preises, den ich errungen hatte.
    Ich erwachte wie aus einem kurzen Schlaf, verwirrt von einem Schatten auf dem Bett, dort, wo eigentlich keiner hätte sein sollen. Ich schaute zum Fenster und fragte mich, wie lange ich geschlafen hatte. Da sah ich ihn: mitten im Raum eine bewegungslose Gestalt ganz in Schwarz, die uns beobachtete. Ich zwinkerte, aber er verschwand nicht. Ich hatte ihn oft genug in meinen Träumen gesehen, doch jetzt träumte ich nicht.
    »Max?«
    Mit einem Satz war er bei uns, packte das Laken und riss es in derselben Bewegung weg. Diana wachte sofort auf und rollte sich von mir weg. Ein Schrei erstarb in ihrer Kehle, als sie Max erkannte, der drohend über uns aufragte. Sein Mund war vor Wut verzerrt, und seine Augen glänzten hasserfüllt.
    »Max, um Gottes...« Er schlug mich, als ich aufstehen wollte. Es war ein Schwinger ans Kinn, der meinen Kopf gegen die Messingstäbe des Bettes schmetterte.
    »Nein!« schrie Diana.
    »Nutte!« brüllte Max sie an, zerrte mich vom Bett und presste mich gegen die Wand. »Mit dir rechne ich ab, nachdem ich mich um meinen sogenannten Freund gekümmert habe.« Seine Augen traten aus ihren Höhlen, und der Schweiß

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