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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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viel besser!«
    Sie lächelte glücklich und sah zu Lorenzo, bei dem sie sich eingehakt hatte.
    »Ich freu mich so, dass mein Sohn hier ist. Und wissen Sie, was er gerade vorgeschlagen hat: Ich solle mir doch einen Hund anschaffen! Ist das nicht eine tolle Idee? Dann kann ich jeden Tag mit dem Tier am Strand spazieren gehen und bin nicht so allein. Gleich morgen fahren wir einen Hund kaufen, ja Lorenzo?«
    »Aber ja, Mama«, antwortete der junge Mann, während er Angermüller fragend anschaute.
    »Lassen Sie uns nach drinnen gehen«, meinte Frau Hagebusch. »Wenn man hier einen Moment steht, merkt man erst, wie kalt und feucht es doch ist. Ich mach uns gleich einen Tee, nicht Lorenzo? Darf ich Ihnen und Ihrem Kollegen auch einen anbieten?«
    Jansen war inzwischen auch hinters Haus gekommen. Die beiden Beamten lehnten dankend ab.
    »Frau Hagebusch, wir müssten Ihren Sohn einmal kurz allein sprechen. Wäre das möglich?«
    Zwar warf sie einen unsicheren Blick auf Lorenzo, doch sie sagte:
    »Ja, natürlich, machen Sie nur. Ich bin sowieso erst einmal in der Küche.«
    Im Wohnzimmer legte Jansen eine Kopie des Drohbriefes aus Hagebuschs Briefkasten vor Lorenzo Calese auf den Tisch.
    »Kommt Ihnen dat irgendwie bekannt vor?«
    Der junge Mann beugte sich vor und warf einen kurzen Blick darauf.
    »Was soll das sein?«
    »Lesen Sie doch einfach. So lang ist der Text ja nich«, forderte ihn Jansen auf, Dringlichkeit in der Stimme.
    »Kommt mir nicht bekannt vor«, verneinte Calese.
    »Sie sind sich wirklich ganz sicher?«, gab Angermüller ihm noch einmal eine Chance.
    »Ja.«
    Es klang nicht sehr überzeugend. Der junge Mann blinzelte nervös hinter seinem dicken, schwarzen Brillengestell.
    »Hören Sie, jeden Augenblick kann meine Mutter hier hereinkommen. Sagen Sie mir doch bitte, was los ist!«, verlangte Lorenzo Calese.
    »Dat kann ich gern machen«, antwortete Jansen ziemlich unwirsch. »Unsere Kollegen aus der Kriminaltechnik haben eindeutige Beweise, dass dieser Wisch von Ihnen stammt. Und jetzt verrate ich Ihnen, wo wir den gefunden haben: im Briefkasten von Victor Hagebusch!«
    Calese sagte nichts mehr, starrte zu Boden und biss sich auf die Lippe. Der Kriminalhauptkommissar gab seinem Kollegen ein Zeichen, es gut sein zu lassen.
    »Haben Sie jemanden, der sich um Ihre Mutter kümmern kann, wenn Sie nicht da sind?«
    »Ja, unsere Nachbarin, Frau Baldauf. Warum?«
    »Weil wir so nicht weiterkommen und Sie uns jetzt auf die Dienststelle nach Lübeck begleiten werden. Sie stehen unter Mordverdacht, Calese.«
     
    An diesem Donnerstagnachmittag blieb das ›Torten, Suppen, Meer‹ seit Langem wieder einmal richtig leer. Lina langweilte sich trotzdem nicht. Endlich konnte sie sich um Dinge kümmern, die schon lange auf Erledigung warteten. Leise liefen im Hintergrund französische Chansons. Sie saß mit einer Kanne Tee am ersten Tisch vor dem Tresen und sortierte die Belege für das Steuerbüro. Dann trug sie in ihren Kalender fürs nächste Jahr die Schulferien sämtlicher Bundesländer ein, um sich anschließend endlich ihrem Hobby widmen zu können: nach neuen Rezepten für ihr Speisenangebot zu suchen.
    Es ging mit Riesenschritten auf Weihnachten zu. Bald würde sie auch im Café entsprechende Dekorationen anbringen. Alles natürlich sehr dezent und geschmackvoll, mit echtem Tannengrün, Bienenwachskerzen und ein wenig Kunsthandwerk. Da das Backen von allen Tätigkeiten in der Küche ihre Lieblingsbeschäftigung war, wollte sie auch eine bunte Auswahl an Keksen und Kuchen herstellen. Vorfreude erfüllte sie bei dem Gedanken an die Düfte nach Zimt, Nelke, Anis und anderen weihnachtlichen Gewürzen. Eine dunkle Torte, die sie im letzten Advent bei ihrer Freundin Ingrid gekostet hatte, fiel ihr ein. Die war so richtig saftig und schokoladig und schmeckte wie Weihnachten pur! Sie wusste genau, sie hatte sich das Rezept aufgeschrieben. Nur wo? Wahrscheinlich war es in ihrem Sammelsurium im Schuhkarton gelandet. Sie fand ihn auf dem obersten Regalbrett hinter dem Tresen, kippte ihn aus und versuchte, die gesammelten Rezepte nach bestimmten Kriterien zu sortieren, während sie nach Ingrids Weihnachtstorte suchte.
    Was gab es nicht alles für tolle Sachen, die sie längst einmal hatte ausprobieren wollen, die dann doch wieder in Vergessenheit geraten waren. Das Rezept für Vienna Bars, wie ihre amerikanische Freundin das Gebäck immer genannt hatte, fiel ihr in die Hände. Ja, die waren mit Haselnüssen, das passte auch

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