Geschmiedet im Feuer
Metall. Die einzelnen Teile wurden von der leichten Brise hin und her bewegt und eine leise Melodie wehte durch das Küchenfenster herein.
Beth genoss das leise, harmonische Geräusch und entspannte sich. Es wirkte sehr beruhigend auf sie. Sie hatte eine Veranda vor ihrer Wohnung. Vielleicht sollte sie sich ein paar Möbelstücke und einige Windspiele kaufen. Warum warten? Es gab keinen Grund …
Eine Bewegung auf der linken Seite erregte ihre Aufmerksamkeit und sie drehte den Kopf, da sie damit rechnete, einen Vogel durch Vivians Garten flattern zu sehen. Oder auch eine Katze, die Jagd auf den Vogel machte, oder vielleicht einen Hund, der hinter der Katze her war. Sie musste lächeln, doch auf einmal sah sie deutlicher, was die Bewegung verursacht hatte. Die Gestalt kam zwischen den Büschen auf der linken Seite hervor. Beth schwankte und stützte sich mit der Hand auf dem Spülbecken ab, um nicht hinzufallen. Sie starrte so starr geradeaus, dass ihre Augen zu brennen begannen. Da war tatsächlich ein Tier, und zwar ein äußerst tödliches. Ein zweibeiniges Monster. In seinen muskulösen Armen hielt es eine MP5.
Beth drückt die Finger gegen das Metall des Waschbeckens, das sich kalt und feucht anfühlte. Die Hysterie stieg erneut in ihr auf und schnürte ihr die Kehle zu.
Das musste ein Traum sein. Sie träumte, obwohl sie jetzt wach war.
Er hatte ein plattes Gesicht. Eine lange, zackige Narbe am Haaransatz. Kurze, stoppelige Haare, ein fast schon militärischer Haarschnitt. Sie erkannte das Gesicht, den Schlammton seiner Augen und sogar die Waffe in seiner Hand wieder. Sie hatte all das bereits in ihrem Albtraum gesehen.
»Mrs Simcosky?« Ihre Stimme klang unheimlich ruhig.
Denn das konnte nicht sein. Sie befanden sich nicht mehr am Flughafen. Auch nicht im Haus von Coskys Mutter. Dies war ein Privathaus. Woher sollten die Entführer wissen, wo sie zu finden waren?
»Bitte nenn mich Marion.« Die Ofentür quietschte und ein Hitzeschwall drang gegen Beths Rücken.
»Marion? Könnten Sie mal kurz herkommen, bitte?«
Das brutale Gesicht drehte sich zu ihr um. Ausdruckslose, tote Augen sahen sie an.
»Gleich, meine Liebe.« Das Backblech klapperte. »Sobald ich den Ofen ausgestellt habe und diese …«
»Sofort.« Beths Stimme wurde lauter, als der Mann im Garten den Arm hob und in ein Gerät an seinem Handgelenk sprach. »Sie müssen
sofort
herkommen.«
Marion musste das Backblech fallen gelassen haben, da es hinter Beth metallisch klapperte. Die Ofentür wurde zugeknallt und die Hitze verschwand.
»Sehen Sie ihn?«, fragte sie in dem Moment, in dem Marion neben ihr auftauchte.
»Den Mann mit der Uzi?« Marions Stimme klang so ruhig, dass Beth umso mehr das Gefühl hatte, das alles konnte eigentlich gar nicht wahr sein.
»Das ist keine Uzi. Das ist eine MP5«, korrigierte Beth sie und die Hysterie hätte sich fast mit einem Kichern entladen.
»Steh nicht einfach nur da.« Mrs Simcoskys Stimme klang jetzt doch ziemlich aufgeregt. »Lass uns von hier verschwinden.«
Von links, aus Richtung der Haustür, war ein Knall zu hören. Das Splittern von Glas. Das Krachen zerbrechenden Holzes.
Der Teufel vor dem Fenster hob seine Waffe.
Mac kroch rückwärts und das Knattern der MP5 dröhnte in seinen Ohren. Der Türrahmen löste sich in einem Schwall von Holzstückenund tödlich scharfen Splittern auf. Amy kroch auf Händen und Knien zum Kühlschrank, als die Schränke hinter ihr von den Kugeln zerfetzt wurden.
»Ich geh mit Cos nach vorn«, sagte Zane hinter Mac. »Wir übernehmen die Vordertür.«
Mac knurrte zur Bestätigung. Mit etwas Glück würde Zanes Angriff den Entführer im Wohnzimmer lange genug beschäftigen, dass er die Kinder nicht ausschalten konnte.
»Gib mir deine Ersatzwaffe.« Mac streckte die Hand nach hinten aus.
Er nahm die Waffe, die Zane ihm in die Handfläche drückte, hockte sich hin und schob sie zu Amy hinüber, die die Kühlschranktür aufgerissen hatte und sich dahinter versteckte. Als die Waffe über den Linoleumboden rutschte, schob er seine Glock um den zerfetzten Türrahmen herum und schoss. Der Kerl im Esszimmer drückte erneut den Abzug seiner MP5 und feuerte ein weiteres Dutzend Kugeln ab.
Amy hob die Waffe auf, überprüfte sie kurz und legte den Sicherheitshebel um. Dann lauschte sie mit angewinkeltem Kopf, und als die MP5 verstummte, streckte sie den Arm aus der Deckung und feuerte.
Weitere Kugeln drangen in die Schränke vor ihr ein und Staub, Holzstücke
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