Geschmiedet im Feuer
verfolgt. Von einer Idiotin.
Es wäre zum Lachen, wenn er noch einen Funken Humor besessen hätte, wenn sein Knie nicht so schmerzen und sein Oberschenkel sich nicht verkrampfen würde und wenn sein Leben nicht ohnehin kurz davor wäre, im Chaos zu versinken.
Vermutlich war sie Reporterin, einer dieser Geier, die den Kadaver seiner Navy-Karriere ausweiden wollten. Er runzelte die Stirn, als ihm die Frustration langsam die Luft aus der Lunge zu pressen schien.
Verdammt noch mal!
Die Aufmerksamkeit der Medien ließ langsam nach. Sie konnten endlich wieder die Basis verlassen, ohne dass ihnen die Reporter auf der Pelle hingen. Sobald das Justizministerium zu einem Urteil gekommen war, würde die Presse sie wieder belagern, aber momentan ließ man ihnen wenigstens etwas Luft zum Atmen … und um Nachforschungen anzustellen. Das Letzte, was sie brauchten, war noch so ein irreführender Artikel in der Zeitung oder ein Bericht im Fernsehen.
Wieder bekam er einen Krampf im Oberschenkel. Er verlagerte sein Gewicht, um das Bein nicht so zu belasten. Als der Schmerz nicht nachließ, bohrte er seine Finger in den Muskel. Er hatte es im Fitnessstudio übertrieben und die verletzten Muskeln und Gelenke härter trainiert, als klug gewesen wäre. Aber es brachte auch nichts,das Bein zu schonen. Es war noch genauso schwach wie vor vier Monaten, als er vom Krankenhauseingang zum Wagen seiner Mutter gehumpelt war. Daher wurde es Zeit, den Schongang zu beenden und die Muskeln dazu zu zwingen, ihre Arbeit zu machen.
Er musste an Kait Littlehorse denken, an ihre langen, aristokratischen Finger und den Wasserfall aus glattem, hellem Haar. An die Verabredung mit ihrem Massagetisch, die er eigentlich einhalten wollte.
Möglicherweise hatte ihn noch ein anderer Instinkt dazu getrieben, es im Fitnessstudio zu übertreiben: der Drang, seinen Körper bis an den Rand der Erschöpfung zu bringen, damit er nicht mehr die Kraft hatte, auf die Qualen zu reagieren, die er bei ihr durchstehen musste.
Er schnitt eine Grimasse und stieß ein frustriertes Stöhnen aus. Das war eine Scheißidee gewesen. Die schlechteste, die er je gehabt hatte. Es gab einen guten Grund dafür, dass er Kait in den letzten fünf Jahren aus dem Weg gegangen war. Doch er kehrte nicht um. Offenbar war seine Hoffnung auf ein Wunder größer als sein Selbsterhaltungstrieb.
Doch das Letzte, was er wollte, war, die Presse bis vor Kaits Tür zu bringen. Nach einem kurzen Kopfschütteln musterte er die Frau in dem Wagen hinter sich und stellte fest, dass sie für eine Reporterin ziemlich ungepflegt wirkte. Und erst dieser Wagen. Würde ein Reporter mit einem Funken Selbstrespekt in so einer Dreckskarre herumfahren? Vielleicht war sie ja nur irgendeine Irre, die seine Geschichte aus den Nachrichten kannte, ihn auf der Straße gesehen und beschlossen hatte, mal Hallo zu sagen.
Er würde jedenfalls auf keinen Fall mit ihr im Schlepptau bei Kait auftauchen, daher fuhr er an ihrem Apartmentkomplex vorbei. Er hatte vor, seine Verfolgerin abzuschütteln und dann zurückzukehren, um seinen Termin wahrzunehmen. Natürlich konnte er die Frau so nicht auf Dauer loswerden. Sie würde sich schon bald wieder an seine Fersen heften, und wenn nicht an seine, dann an die von Rawls, Zane oder, Gott bewahre, Beth. Zane würde durchdrehen, wenn irgendeine Irre Beth belästigte. Da war es vermutlichklüger, gleich ein ernstes Wort mit der Frau zu reden und sie in die Wüste zu schicken.
Mit diesem Vorsatz fuhr er auf den Parkplatz der Coronado Mall. Seine Verfolgerin musste einige Autos durchlassen, bevor sie ihm folgen konnte. Er suchte sich einen Parkplatz in der hinteren linken Ecke, wo sie ihre Konfrontation austragen konnten. Die Frau hielt am Gehweg, der am Einkaufszentrum entlangführte. Das war perfekt für ihn, da sie die Fahrspuren und einen Teil des Parkplatzes überqueren musste, um zu ihm zu kommen, sodass er genug Zeit hatte, sie zu beobachten.
Als der den Wagen geparkt hatte, löste er den Sicherheitsgurt und öffnete das Handschuhfach, in dem seine Glock lag. Er schob sich die Waffe in den Bund seiner Jeans und stieg aus, wobei er versuchte, die starken Schmerzen in seinem Knie zu ignorieren.
Als seine Füße den Boden berührten, gab sein Knie nach und wollte sein Gewicht nicht tragen. Mit verbissener Miene stand Cosky schwankend da und stemmte die Schultern gegen die offene Wagentür. Wie unglaublich erniedrigend. Wenn er nur einen Schritt machte, würde er sich langlegen.
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