Geschmiedet im Feuer
aber sie saßen einfach nur da und beobachteten sie. Zuerst versuchte sie es bei Todd. Es klingelte einige Male, dann ging die Mailbox dran. Bei Ginny war es dasselbe. Genau wie heute Morgen, als sie bei ihnen angerufen hatte.
Ein kalter, schwerer Klumpen ballte sich in ihrer Brust zusammen.
»Was ist mit ihnen passiert?«
»Wir wissen nicht, ob etwas passiert ist. Wir sind gerade erst dabei, die Situation zu klären«, antwortete Chastain.
Aber Beth glaubte ihm nicht. Sie hatte diesen seltsamen Ausdruck in seinen Augen gesehen.
»Wann haben Sie Virginia und Kyle Clancy zum letzten Mal gesehen?« Chastains Stimme klang in dem eiskalten Raum sehr leise.
Beth versuchte sich zu erinnern, aber die Angst schien ihr Gedächtnis getrübt zu haben. »Ich … ich weiß es nicht. Vor einer Woche? Wir wollten uns Freitagabend bei ihnen zu Hause treffen, aber Todd hat abgesagt. Er meinte, Kyle hätte …« Ihre Stimme brach, als ihr auf einmal einfiel, wie merkwürdig der Anruf gewesen war.
Todd dachte eigentlich nie an solche Dinge und Ginny hatte schon früh in ihrer Beziehung gemerkt, dass sie solche Informationen selbst weitergeben oder sich später erkundigen und vergewissern musste, dass Todd auch wirklich daran gedacht hatte. Meist vergaß er es nämlich. Daher hatte sie damit gerechnet, dass Ginny sie später noch anrufen würde, um nachzufragen, ob Todd die Verabredung abgesagt hatte.
Als sie das nicht getan hatte, war Beth davon ausgegangen, dass sie sich um Kyle kümmern musste.
»Was ist mit Todd? Ist Ihnen in den letzten Wochen eine Veränderung seines Verhaltens, seines Erscheinungsbilds oder seiner Gewohnheiten aufgefallen?«
Sie konzentrierte sich auf Todd. Hohle Wangen. Rot umrandete Augen. Er schien von Tag zu Tag dünner zu werden.
»Er hat gesagt, Kyle hätte ihn mit seiner Erkältung angesteckt.« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. »Aber er war nicht krank, oder? Ich hätte merken müssen, dass etwas nicht in Ordnung war.«
»Hey.« Zane legte ihr eine Hand aufs Kinn und wartete, bis sie ihn ansah. »Das ist nicht deine Schuld. Du hättest das unmöglich wissen können.«
»
Du
hättest es gemerkt.«
Zane hätte sofort gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war. Er hätte das Problem gefunden und die notwendigen Schritte eingeleitet, um es aus der Welt zu schaffen.
Sie holte tief und zittrig Luft und entzog sich ihm. Dann wappnete sie sich und wandte sich erneut Agent Chastain zu. »Die Entführer haben sie in ihrer Gewalt. Deshalb hat Todd die Waffen an Bord geschmuggelt.«
»Das wissen wir nicht. Das Einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass sie nicht zu Hause sind. Laut der Rektorin von Kyles Grundschule hat Todd Anfang der Woche angerufen und ihnen mitgeteilt, dass Kyle mit seiner Mutter eine Reise machen muss. Er hat nicht gesagt, wann er wieder zur Schule kommen würde.«
»Ist es möglich, dass Mrs Clancy einfach mit dem Sohn verschwunden ist? Hatten sie Eheprobleme?«, wollte Chastains Partner wissen.
Er sprach in der Vergangenheitsform. Ihr stockte der Atem.
»Nein. Ihre Ehe läuft gut.«
Es war eine echte Partnerschaft. Sie waren seit der Highschool zusammen und kannten einander in- und auswendig. Sie hatten die Art von Beziehung, die sich Beth auch wünschte. Sie basierte auf Respekt, Verständnis und großer Liebe. Das war die Art von Ehe, in der man Kinder aufziehen wollte.
Chastain rieb sich das Gesicht. »Wir müssen mit Ihnen eine Begehung des Clancy-Hauses machen. Da Sie sich dort auskennen, fällt Ihnen vielleicht auf, ob etwas fehlt.«
Obwohl Beth nickte, war sie längst davon überzeugt, dass man Ginny und Kyle entführt und als Druckmittel benutzt hatte, damit Todd die Waffen an Bord schmuggelte. Das war das Einzige, was Sinn ergab. Todd hätte das einzig und allein aus dem Grund getan, um seine Familie zu beschützen.
Was würde jetzt aus ihnen werden? Da die Entführung gescheitert war und man die Waffen gefunden hatte, waren Ginny und Kyle dann nur noch eine Last, die man schnellstmöglich loswerden musste?
Waren sie bereits tot?
Ihr wurde übel und ihre Kopfhaut begann zu kribbeln.
Was war, wenn sie dadurch, dass sie die Entführer aufgehalten und das Waffenversteck verraten hatte, schuld am Tod ihrer besten Freundin war?
Und an Kyles Tod.
Oh Gott.
Kyle könnte längst tot sein. Seine schüchternen blauen Augen leblos. Der pummelige kleine Körper reglos.
Ihre Brust drohte zu zerspringen.
Wegen dieses verdammten Traums war ein Flugzeug
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