Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
nicht.
»Halt da fest, Sklavenjunge. Krüppelsklave. Streng dich an …«
Die Stadt lag voller Leichen, und der Kommandeur konnte nicht ein paar Monate abwarten, bis das Wetter und Aasfresser ihr Werk getan hatten. Wo es genug Mutterboden gab, wurden große Gruben ausgehoben; anderswo brannten ständig Scheiterhaufen. Leichentrupps beeilten sich, beide zu füllen, zerrten die Toten auf Karren oder trugen sie auf Bahren, reinigten die Stadt Leichnam um stinkenden Leichnam.
Das war Hans eine Aufgabe, ekelhaft genug und durch
seine verstümmelte Hand und seine Ketten noch verschlimmert; und durch seine Gefährten, die ihn ungefähr gleich oft verspotteten oder schlugen, weil auch sie die Arbeit verabscheuten und jemanden als Sündenbock brauchten – und er war immer da.
Wenigstens hatte sein Trupp heute einen Karren, und er musste sich nicht mit einer Bahre abmühen. Sobald der Karren beladen war, konnte er den Rücken unter dem Querholz der Deichsel beugen und recht gut mithelfen, ihn zu ziehen.
Und während er zog, konnte er zu beiden Seiten der Straße Ausschau halten, um seiner zweiten Aufgabe nachzugehen. Alle Mitglieder der Leichentrupps hatten Befehl, Brennstoff für die Scheiterhaufen mitzubringen: Türen, Fensterläden, Wandschirme, zerbrochene Möbel, alles, was brennen würde. Aber Han war auch der Diener eines Schmieds, und sein Herr wollte Metall. Eisen, Stahl, Kupfer, alles.
So hielt er Ausschau, während er zog, und sammelte auf, so viel wie möglich – alles, was auf den Karren geworfen werden konnte. Seine Gefährten beschwerten sich über das zusätzliche Gewicht und halfen ihm nie, sodass er Suo Lung selten mehr als einen knappen Armvoll für die Schmiede mitbringen konnte. Sogar den konnte er leicht wieder verlieren – an jeden anderen Schmiedejungen, der stärkere Hände hatte, um zuzugreifen, und auf schnelleren Beinen davonrennen konnte.
Jedes Haus hatte etwas zu bieten: Pfannen oder Kesselketten aus der Küche, Türangeln, einen alten, zerbrochenen
Radbeschlag im Hof, irgendetwas. Es war allerdings schwierig gewesen, seine Gefährten zu überreden, überhaupt in die Häuser zu gehen, wenn noch immer Leichen auf den Straßen lagen. Die ganze Stadt stank erbärmlich nach ihnen, aber in den Häusern war es am schlimmsten.
Die Leichen auf der Straße lagen immer weiter voneinander entfernt, da viele Leichentrupps die gleichen Straßen absuchten. Han hatte erreicht, dass sie sich vor allem die Häuser vornahmen. Sie hatten rauchgetränkte Schals, die sie sich vors Gesicht binden konnten; sie lernten, auf eine Art und Weise zu suchen, die sie schnell ins Haus und so schnell wie möglich wieder hinausbrachte; sie lernten, wie Taucher den Atem anzuhalten und ohne Luft zu arbeiten.
Trotz allem waren die Häuser schlimmer als die Straßen, und das nicht nur wegen des Gestanks und der Fliegen. In Häusern gab es Geister, lebende wie tote. Vor allem weibliche – das sind stets die schlimmsten Geister.
Han nahm an, dass ein paar Männer und einige Jungen dem Gemetzel entronnen sein mussten, aber nicht, indem sie sich versteckt und abgewartet hatten. Sogar die Frauen versteckten sich eigentlich nicht mehr; sie schlichen eher herum, klammerten sich an diese furchtbare Stadt, weil sie nicht wussten, wo sie sonst hingehen sollten.
Sie huschten in den Schatten umher oder hockten in Ecken, sprachen nicht, blinzelten nicht einmal, wenn ein Leichentrupp plötzlich eindrang und ihnen die
Leichen wegnahm, bei denen sie gewacht hatten. Das machte aus ihnen eher Geister als Überlebende – dass sie nicht heulten oder festhielten oder versuchten mitzukommen, nicht flehten oder fluchten. Sie baten um nichts und boten nichts, wie Geister in der Stille der Gespensterwelt gefangen.
Han hatte andere Wagen gesehen, andere Leichentrupps, denen eine oder mehrere dieser Geisterfrauen nachstolperten, an einem Strick um die Hüfte hinterhergezerrt. Täglich fragte er sich, ob heute einer seiner eigenen Gefährten eine Frau finden würde, von der er annahm, sie sei es wert, mitgenommen zu werden.
Es war die letzte Runde des Tages. Sie alle hatten noch andere Aufgaben, und noch nicht einmal der Generalissimus hätte sie in der Mittagshitze in die Stadt geschickt. Sie begannen früh im ersten Morgenlicht zu arbeiten und waren bis Mittag wieder verschwunden.
Diese Runde erledigten sie eilig, weil sie mit der letzten Ladung zu lange gebraucht hatten – Han war offenbar schuld, obwohl er nicht wusste warum -, und
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