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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
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so nahmen sie das erste Haus, in dessen Türpfosten kein Zeichen gekratzt war, das Wir haben hier schon gesucht bedeutete. Jeder Leichentrupp hatte sein eigenes Zeichen; das von Hans Trupp bestand aus ineinandergreifenden Kreisen, die für Ketten standen. Der Anführer des Trupps fand das witzig. Han war es egal.
    Das Tor hing nur noch halb in den Angeln, also hackten sie es ab und warfen es auf den Karren. Dann legten sie ihre Schals an und gingen hinein.

    Das Abreißen des Tors hatte kaum die verkrustete Stille innen aufgebrochen. Eine Leiche lag in der Sonne auf dem Hof, ein Mann, der halb in Stücke gehackt war; und der Tod bringt seine eigene, anhaltende Ruhe mit sich, die durch die Bewegung und das Summen von Fliegen nur unterstrichen wird. Es fällt schwer, in diese Stille einzudringen.
    Erst, als sie den zerstückelten Leichnam aufgehoben hatten, fiel ihnen auf, dass noch eine Leiche darunter lag, ein Junge, der noch Windeln trug.
    Nun ja, solche hatten sie schon viele gesehen. Der kleine Körper wurde zu dem ersten geworfen.
    Wie die Leichen war alles andere im Hof zerbrochen oder in Stücke gehackt. Vieles war aber zu retten – oder wenigstens brennbar. Während seine Truppkameraden zersplittertes Holz und zerfetzten Stoff aufsammelten, huschte Han rasch durch Türen. Er war geübt darin, die Schatten abzusuchen: irgendetwas, das sich rasch mitnehmen ließ? Wenn nicht, dann weiter. Es hatte keinen Zweck, Nägel aus Holzbalken zu ziehen; es war immer noch genug loses Metall in der Stadt zu finden.
    Ein Zimmer. Nichts.
    Ein Zimmer. Zwei weitere Leichen; er rief, um die anderen darauf aufmerksam zu machen, und ging weiter.
    Die Küche. Schätze: ein Eisenkessel, in Stücke zerbrochen, von einem heftigen, sinnlosen Hammerschlag zerschmettert. Er konnte die Scherben aufsammeln, während die anderen sich um die Leichen kümmerten. Er konnte sie nicht alle auf einmal tragen, aber es lagen leere Reissäcke herum.

    Die Bruchstücke waren schwer, fettig. Seine verstümmelte Hand und seine Ketten machten die Arbeit noch schwerer. Er musste sich sehr konzentrieren, um den ersten Sack hochzuheben und zum Karren zu tragen; als er zurückkehrte, war er entsetzt, aber nicht wirklich erstaunt, einen Geist, den er bis jetzt völlig übersehen hatte, in einem Winkel zu entdecken.
    Ob er sie sah oder nicht, machte für sie keinen Unterschied. Sie saß da und beobachtete ihn, als ob sie nie mehr etwas anderes tun würde; als ob sie, wenn er fort war, immer weiter dasitzen und überhaupt nichts tun würde. Vielleicht würde es so kommen. Sein Verstand sah keine Hoffnung für diese lebenden Geister. Sie waren keine Überlebenden, sie waren dem grausamen Ende ihrer Stadt nicht entkommen: Geisterfrauen in einer Geisterstadt, die nur darauf warteten, vom Wind zerfetzt zu werden.
    Er hatte schon längst, vor Tagen, aufgehört, mit ihnen zu sprechen. Es hatte keinen Sinn, und seine Worte waren ihm kostbar. Er schien mit jedem Tag, der verging, weniger zur Verfügung zu haben, als ob sie gestohlen würden, wenn er schlief – wenn er denn schlief. Vielleicht hortete die Drachin sie. Jedenfalls hatte er hier keine zu verschwenden.
    Doch dieses eine Mal sagte er: »Mutter, Ihr solltet nicht hierbleiben. In der Dunkelheit, wenn es sicher ist« – das war gelogen, aber das würde sie ihm verzeihen -, »solltet Ihr die Stadt verlassen. Irgendjemand wird Euch Unterschlupf gewähren.« Auch das war vielleicht eine Lüge; er wusste es nicht. Sie auch nicht.

    Wenn sie ihn verstand, ließ sie es sich nicht anmerken. Vielleicht hatte sie ihn noch nicht einmal gehört. Vielleicht war ihre Seele schon lange fort und ihr zurückgelassener Körper war der Geist.
    Han zuckte die Schultern und bückte sich nach dem Sack. Seine verstümmelte Hand konnte überhaupt nicht zugreifen, und er musste den Sack mit angewinkelten Unterarmen tragen. Hinaus zum Karren. Fallen lassen. Seine Gefährten gönnten sich eine Atempause, mussten aber noch einmal hineingehen und eine Leiche holen. Das musste er dann auch: über den Hof und in die Küche und …
     
    … und die Geisterfrau stand direkt vor ihm, gleich hinter der Tür. Sie trug etwas Längliches, Eingewickeltes in den Armen, das sie ihm hinstreckte, und einen Augenblick lang dachte er, es sei Eisen, er dachte, sie hätte seine Schmerzen und seine Unbeholfenheit gesehen und alles für ihn zu einem Bündel zusammengefasst.
    Dann nahm er das Bündel, oder sie hielt es ihm hin, und seine Arme hoben sich,

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