Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Guangli?«
»Das werde ich dir sagen. Für ein Bergarbeiterbalg ist das eine normale Kindheit; das tun sie alle. Und sie beginnen, in den bewirtschafteten Minen mitzuhelfen, bevor sie das sollten, sobald sie die Zustimmung eines Onkels oder eines Cousins erschmeicheln können – irgendeines Menschen, der vielleicht froh ist, einen Jungen bei der Hand zu haben, der neues Öl für die Lampen holt, den Staub auffegt, Mädchen für alles spielt.
Aber manchmal – dann und wann – geht ein Junge weiter und tut alles, was er nicht tun sollte. Wenn er angewiesen wird, die neue Jade schnell in Beutel zu packen, bummelt er, spielt mit den Steinen, dreht sie immer wieder in der Hand um. Riecht und leckt an ihnen. Wenn er mutig ist, stiehlt er einen kleinen Kiesel und verstecke ihn in seinem Bettzeug, schläft mit ihm in der Hand. Er versteckt einen irgendwo am Mineneingang, sodass er die ganze Zeit, wenn er unter Tage ist, seine eigene Jade dabeihat. Wenn seine Familie dann irgendwann herausfindet, was er getan hat, ist es eindeutig zu spät. Wenn man den angerichteten Schaden sehen kann, kann man ihn nicht mehr rückgängig machen.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Jiao.
»Nein. Du kennst den Stein nicht. Aber du hast es selbst gesagt: Er ist stärker, als er sein sollte. Wie weit hat er diesen Jadebrocken getragen?«
»Von den Bergen bis hier. Auf dem Rücken, die ganze Strecke.«
»Ja. Kannst du den Stein hochheben?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe es nicht probiert …«
»… weil du wusstest, dass du es nicht schaffen würdest. Du bist eine starke Frau, Jiao – aber du könntest mir den stärksten Mann in der Armee des Kaisers holen, und selbst er würde diesen Stein keine fünfzig Schritt weit tragen können. Tong hier würde es nur mit Mühe schaffen. Aber dieser Junge hier hat ihn fünfzig Meilen weit getragen …«
»… und ist gesprungen, als er ihn noch auf dem Rücken
hatte. Ist hochgesprungen und hat sich an einer Mauer hochgezogen, um einen Blick darüber zu werfen.«
»Er ist ein Dummkopf. Ich hoffe, das hast du ihm gesagt. Du bist auch ein Dummkopf. Was hat er sonst noch getan?«
Jiao schüttelte verstört den Kopf. »Ich weiß nicht. Nichts. Er sieht gut im Dunkeln, aber ich dachte, das sei bloß Übung. Ich verstehe das nicht, Guangli – was willst du nur sagen?«
Yu Shan sagte gar nichts; er saß nur da, kauerte sich eng zusammen und spürte, wie all seine Geheimnisse bloßgelegt wurden.
»Ich sagte, dass es einen Grund dafür gibt, dass Jade dem Kaiser allein vorbehalten ist. Nun, es gibt viele Gründe, aber dieser ist der wichtigste. Der Grund dafür, dass einfache Leute nicht in die Nähe der Jade gelassen werden, dass die Wagen so aufmerksam bewacht werden, dass die Fuhrleute ein ganzes Stück entfernt von ihrer Fracht schlafen. Dafür, dass ich allein lebe und so viel Abstand wie möglich von dem Stein halte, ihn so wenig wie möglich berühre. Und doch bin ich mit fünfzig Jahren ein stärkerer Mann, als ich es mit zwanzig war. Jade infiziert jeden, der sie berührt, Jiao. Sie macht uns kräftiger und langlebiger, schärft unsere Sinne. Wie alt ist der letzte Kaiser geworden?«
»Ich weiß nicht. Guangli, meinst du das ernst?«
»Voll und ganz. Sogar der Staub aus den Bergwerken und der Staub von meiner Arbeit hier wird zum Kaiser gebracht. Er wird in sein Essen gemischt, und der Kaiser lebt ein sehr, sehr langes Leben. Und hat wenige Kinder;
einen Preis muss man immer bezahlen. Der verstorbene Chien Sung war für ein Jahrhundert oder noch länger ein rüstiger Mann und hat gerade noch einen Sohn zustande gebracht. Wenn du Geschichtsbücher lesen würdest – wenn du lesen könntest! -, dann wüsstest du, dass all unsere großen Kaiser bekanntermaßen Pech mit der Zahl ihrer Erben hatten. Muss ich noch sagen, dass all dies geheim ist, Jiao? Wenn du irgendjemandem davon erzählst, wird es mit Sicherheit den Jungen und wahrscheinlich auch dich das Leben kosten – vielleicht auch mich.«
»Wie bitte? Weil er zu hart gearbeitet hat, zu viel Zeit mit dem Stein verbracht hat, zu stark geworden ist? Das ist ein Vorteil, eine Tugend! Wie kann das ein Verbrechen sein?«
»Weil er dem Kaiser Jade gestohlen hat. Wie heißt du, Junge?«
Hatte sie das nicht gesagt? Oder hatte Guangli es vergessen? Wahrscheinlich spielte das keine Rolle. »Yu Shan«, murmelte er.
»Yu Shan. Nun, das passt. Was ist das Schlimmste, was du je getan hast, Yu Shan?«
Er kannte die Antwort darauf und würde
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