Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
mein Leben anvertrauen?«
Keiner sprach; es war eine Frage ohne Antwort, es sei denn, er ging irgendwann das Wagnis ein. Bis dahin lag der Stein im Sonnenlicht, und Guangli streckte die Hand aus, um ihn noch einmal zu berühren; und ertappte sich dabei, stand auf und verschränkte die Hände entschlossen hinter dem Rücken. Und sah zu Yu Shan hinunter und sagte: »Komm zurück an den Tisch, Junge. Trink noch Tee.«
Jiao schnaufte. »Gib ihm keine Befehle – noch gehört
er dir nicht. Vielleicht bringe ich ihn und den Stein zu einem anderen Schnitzer, du bist nicht der einzige …«
»Ich bin der einzige, dem du genug vertraust. Und er wird mir gehören, das weißt du. Wir müssen uns nur über die Bedingungen einig werden.« Und dann sagte er, indem er sie mit derselben Aufmerksamkeit musterte, die er Yu Shan hatte angedeihen lassen: »Jiao, du hast mehrfach mit ihm geschlafen. Das sehe ich.«
Erstaunlicherweise errötete sie. »So gut sind deine Augen nicht, alter Mann.«
»Besser, als du annimmst. Was den Stein betrifft, sind meine Augen tadellos; und er ist schon so tief infiziert, dass ein kleines bisschen auf dich, äh, abgefärbt hat.«
Jiao fluchte derb. »Willst du damit sagen, dass ich mich vergiftet habe?« Mit Kraft und zusätzlichen Jahren? Sie sprach schneidend, aber ihr Körper zeigte, dass sie eher neugierig als zornig war.
»Nein, nicht körperlich, nein. Nicht so sehr, dass es Schaden anrichten könnte. Geistig? Vielleicht. Warum hast du das getan?«
»Das war die beste Möglichkeit, um ihn davon abzuhalten, sich nachts davonzuschleichen.«
»Nur das?«
»Na ja, er ist auch jung und kräftig, und diese grünen Augen sind sehr anziehend und … Verdammt, Guangli, du weißt doch, dass ich kein verhuschtes kleines Mäuschen bin!«
»Oh ja, das weiß ich. Ich kenne die lange Liste deiner Männer – oder einen Teil davon. Genauso weiß ich aber auch, dass du normalerweise nicht auf ein lebhaftes Augenpaar
und ein schüchternes Lächeln hereinfällst. Ich muss es nicht erst sehen, um zu wissen, dass es schüchtern ist«, sagte er mit einem gespielten Stirnrunzeln zu Yu Shan. »Der Stein bewirkt auch das: Er zieht Menschen an. Er verleiht dem Kaiser sein Charisma; ein Teil seines eigenen Glanzes färbt ab. Dem kann man nur schwer widerstehen.«
Jiao brummte, zog die Stirn kraus und sagte: »Was hat ihn dann zu mir hingezogen? Dazu braucht es immer zwei, das weißt du doch.«
»In der Tat. Er ist ein Junge – du bist eine erwachsene Frau. Für ihn genügt das. Fühl dich geschmeichelt. Und nenn mir einen Preis.«
4
S antung war voller Geister, aber nicht alle von ihnen waren tot.
Noch nicht.
Tunghai Wangs Armee hatte die verlassene Stadt umzingelt, aber seine Soldaten durften nicht hinein. Das sagten die Geister: Ihre verlassenen, augenlosen Köpfe steckten auf Spießen an jeder Straße und verwesten langsam; die Kiefer klafften wie vor Erstaunen immer weiter auf.
Das waren die Männer, die als Brandstifter gefasst worden waren. Oder die, die der Brandstiftung nur verdächtigt worden waren oder einfach das Pech gehabt hatten, in einem Viertel beim Plündern ertappt zu werden, wo Brände gelegt worden waren, sodass ihre Kleider etwas zu stark nach Rauch gerochen hatten. Das war angesichts des Zorns des Generalissimus genug gewesen. Das Feuer bedrohte die Docks, die er für seine Invasions flotte brauchte, und die Stadt, die er danach brauchen würde; die Bekämpfung des Feuers zog Männer aus den echten Kämpfen und von der Verfolgung der versprengten Armee des Kaisers entlang der Küste ab.
So kündeten nun ganze Dickichte von Brandstiftern an den Straßen von ihrem Schicksal: abgeschlagene Köpfe – ekelerregende, dunkle Knospen auf hohem Bambus, die zum schwankenden Sitzplatz von Krähen wurden – und in den Fluss geworfene Körper, sodass ihre Geister auf immer in Stücke gerissen waren.
Die ersten Tage über hatte die Stadt größtenteils nach Feuer, Rauch und feuchtem, angesengtem Holz gestunken, wo sie nicht nach Blut gestunken hatte. Jetzt war die Luft schwerer und roch süßlicher – und weitaus fauliger, sodass jeder Soldat, der eine Nase hatte, froh war, aus der Stadt verbannt zu sein.
Han hatte eine Nase und nahm an, dass er jetzt vielleicht Soldat war; aber er hatte die Erlaubnis, an den Geisterköpfen vorbei in die Stadt zu gehen, häufiger, als er es ertragen konnte. Er hatte eine Aufgabe, zwei Aufgaben.
Und verabscheute sie beide und verstand sich auf beide
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