Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
nicht die nötige Erfahrung und genieße keinen Respekt. Tunghai Wang wird einen anderen Mann einsetzen, und du kannst mit ihm darum kämpfen, wenn wir zurückkommen. Wir werden alle kämpfen, wenn wir müssen.« Das hieß: Wir werden alle zurückkommen.
»Wer wird sich um die Geisterfrau und ihr Kind kümmern?«, fragte Han und stellte sich auf die Seite ihres Onkels, weil er sie nicht gegen irgendjemanden kämpfen sehen wollte.
»Meinst du Bai und seine Mutter? Wo sind sie überhaupt …?«
»Sie sind durch den Hinterausgang verschwunden, als die Soldaten hereingekommen sind.« Sie waren sehr schnell gegangen. »Sie werden unten am Fluss sein.«
Der Arzt trat hinaus, um nachzusehen; Han sagte das Offensichtliche. »Wir können sie nicht hierlassen.« Nicht bei den Männern, die sie vergewaltigt hatten und ihren Sohn getötet hätten.
»Nein. Sie wird keinem anderen Mann vertrauen.«
»Wohin sonst also?«
Wohin konnte eine verzweifelte Frau mit einem verletzten Kind sich wenden? In Kriegszeiten, in einer besetzten Stadt, in der niemand die vielen Geister gezählt hatte?
»Ich würde sie ja zu einem Tempel bringen«, sagte Tien, »aber …«
Aber es gab keine Tempel mehr in Santung. Die Gebäude standen größtenteils noch, und die geweihten Statuen blickten noch immer auf Gebetsräume und Höfe herab. Doch sie blickten größtenteils auf Leere. Die Mönche waren tot, die Nonnen verschwunden. Zumindest aus den Tempeln verschwunden. Wie alle anderen Frauen der Stadt waren einige von ihnen tot und einige in alle Winde verstreut, während andere im Lager der Soldaten festgehalten wurden, um Frauenarbeit zu tun. Die Tempel standen noch, ja, aber sie lebten nicht mehr.
Han sagte. »Es gibt Tempel außerhalb von Santung.«
»Weißt du, wo?«
Nein, das wusste er nicht; das hier war nicht sein Landstrich. Er war zwar an einem Fluss aufgewachsen, aber nicht an diesem. »Das kann ich herausfinden«, sagte er, »wenn sie uns Zeit lassen.«
»Du könntest Tage brauchen«, wandte Tien ein, »um hin- und zurückzukommen, um sie sicher hinzubringen. Ich glaube kaum, dass wir Tage haben. Der General und der Kapitän wirkten beide … gehetzt.«
»Nun«, sagte Han, »wenn wir nicht hier sind, werden sie einfach auf uns warten müssen, nicht wahr?«
Sie machten Pläne – hoffnungsvolle, verzweifelte, unwahrscheinliche Pläne -, die Geisterfrau und ihr Kind heimlich aus dem Lager zu bringen; und dann mussten sie es nicht tun. Tunghai Wangs Männer verehrten zwar vielleicht nicht die hiesigen Götter, aber Tunghai Wang erkannte zumindest ihre Notwendigkeit an. Er gab Befehl, die Nonnen, die bei der Plünderung der Stadt gefangen genommen worden waren, freizulassen. Die ersten von ihnen hatten vor, heute aufzubrechen. Sie sollten in einen Schwestertempel zwei Tagesreisen nördlich von hier gehen; sie würden sich sicher nicht weigern, in Gesellschaft zweier weiterer Opfer zu reisen. Sogar der ängstliche Geist konnte mit einer Gruppe anderer Frauen mitziehen, wenn kein Soldat in Sicht war …
Han und Tien führten die Frau zwischen sich, während sie das Kind trug. Sie war bei jedem Schritt nervös, aber ihr Kind – oder seine Not – schien ihr Mut einzuflößen; hocherhobenen Kopfes, den Blick nach vorn gerichtet, trug sie eine Last, die sie, wie Han glaubte, immer tragen würde, blind und verzweifelt, ohne zurückzuscheuen.
Als Hans kleines Grüppchen den Treffpunkt erreichte, kauerte schon eine Schar von Frauen um eine Zisterne herum und rasierte sich gegenseitig die Köpfe. Einige hatten noch ihre schlichten, braunen Roben; ein oder zwei hatten sie sogar sauber gehalten. Andere waren wie die übrigen Frauen des Lagers in das gekleidet, was sie hatten auflesen können.
Sie würden halbwegs sicher sein, wenn sie mit geschorenen
Köpfen langsam wanderten; jeder wusste, dass Nonnen nichts hatten, was es wert war, gestohlen zu werden. Nach dem Aussehen dieser paar geschundenen Frauen zu urteilen, waren ihre Körper und Seelen so leer wie ihre Taschen.
Er sagte: »Geh mit diesen Frauen, sie werden dich in Sicherheit bringen. Sie werden dich zu einem Tempel bringen, wo ihr euch alle umeinander kümmern könnt. Ihr könnt alle zusammen auf deinen Sohn aufpassen. Du hast die Medizin und weißt, was er braucht, und wann.« Und keine von ihnen wusste, was sie selbst brauchte oder wie sie es ihr geben konnte. Das war das Beste, was sie tun konnten. »Verstehst du?«
Das sagten sie ihr nun schon zum zehnten oder
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