Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Onkel zögerte, das zuzugestehen; er nannte das Kind »es«, wenn er daran dachte.
Tien nannte es Bai, um seine Männlichkeit ebenso zu betonen wie seine Neuheit, als wäre er ein geweißtes, unbeschriebenes Blatt. Als Milchname würde das hinreichen, aber Han hoffte auf den Tag, an dem das Kind wieder sprechen würde. Wenigstens mit Tien und ihrem Onkel Hsui. Han selbst hatte andere Verpflichtungen; wenn der Junge noch viel länger brauchte, seine Stimme wiederzufinden, würde er wahrscheinlich nicht mehr da sein.
»Pah«, sagte Tien und spuckte alle Düsternis aus. »Suo Lung, dieser dämliche Schmied? Der braucht dich nicht. Du taugst nicht dazu, Eisen für ihn zu finden, darin bin ich ja noch besser.«
Das stimmte, spielte aber keine Rolle. Han sagte: »Er ist nicht dämlich. Und ich brauche ihn, nicht anders herum. Er hilft mir, die Drachin unter Kontrolle zu halten. Ohne ihn wäre sie frei.«
Tien spuckte wieder, hoch und weit, quer über den Bach. Sie saßen am Ufer und naschten Trockenfrüchte, die sie aus den Medizinkrügen ihres Onkels gestohlen hatten. Vielleicht spuckte sie nur die Kerne aus, aber das glaubte er nicht. Sie sagte: »Mein Onkel wird dir besser helfen. Suo Lung kann nichts mehr tun – und das wenige, das er getan hat, hat er schlecht getan. Onkel Hsui ist der Mann, den du jetzt brauchst.«
Auch das stimmte wahrscheinlich. Der Arzt hatte – was ungewöhnlich für jemanden aus dem Norden war – schon Geschichten über die Drachin und die Mönche, die sie bewachten, gehört. Er hatte schnell begriffen, dass die Ketten, die Han trug, ein blasser Abglanz der Zauberketten waren, die einst Suo Lung und andere Schmiede vor ihm gefesselt hatten und von Meistern über Jahrzehnte hinweg geschmiedet und erneuert worden waren. Diese Ketten waren verloren, aber Meister Hsui hatte geschworen, die Prinzipien, nach denen sie angefertigt worden waren, neu zu entdecken und in ihrer aller Interesse neu zu schaffen.
In der Zwischenzeit gab er Han getrocknete Kräuter zu kauen und übel schmeckende Tees zu schlucken. Der Arzt sagte, sie würden Hans Körper und Seele gegen die Angriffe der Drachin stärken. Vielleicht hatte er recht; vielleicht würden sie das tun. Bis dahin sorgten sie aber dafür, dass Han sich schwindelig und abwesend fühlte, unsicher auf den Beinen und verunsichert über die umgebende Welt war.
Deshalb saßen Tien und er auch hier, kauten verbotene Süßigkeiten in dieser gestohlenen Zeit und missverstanden einander so gründlich.
Nicht Hans Pflichten als Junge des Schmieds würden ihn von ihr fortreißen; auch nicht Hans Pflichten als Hüter der Drachin. Er würde immer noch mit Suo Lung gehen müssen, aber der Grund dafür war durch sein Ohr gebohrt. Er gehörte weder dem Arzt noch dem Drachen noch dem Schmied, sondern der Shalla.
Die schwamm repariert und wieder seetüchtig auf
dem Wasser; Gerüchten am Strand und im Armeelager zufolge war ihre ehemalige Mannschaft wieder zurückgerufen worden.
Han sagte: »Ich muss wieder zur See fahren.«
»Was, mit deinen alten Piraten? Wozu?«
»Befehle.«
»Ignorier sie.«
»Ich kann nicht.«
»Wir werden dich hierbehalten; bleib bei uns.«
»Ich kann nicht.«
»Warum nicht? Du bist ihnen nichts nütze. Du warst ohnehin nie ein richtiger Pirat und kannst auf einem Boot mit deiner Hand und den Ketten ja doch nichts werden. Wozu wollen sie dich haben?«
»Sie wollen Suo Lung.«
»Gut. Lass sie Suo Lung haben. Ich habe dir doch schon gesagt, dass es dir bei uns viel besser gehen wird. Du bist jetzt der Patient meines Onkels, du kannst nicht einfach mitten in der Behandlung abreisen. Gib ihnen Suo Lung; du bleibst hier.«
Er seufzte. »Sie wollen Suo Lung und werden nicht ohne ihn abreisen; er wird nicht ohne mich gehen.«
»Oh, sag ihm einfach, dass du nicht mitkommst.« Weil der Schmied einfältig war und nicht lesen konnte, hielt sie ihn für dumm; ihrem Weltbild entsprechend bedeutete das, dass er sich klügeren Köpfen zu beugen hatte. Und das bedeutete natürlich: dem ihren.
»Ich kann nicht. Er wird nicht auf mich hören.«
»Dann werde ich es ihm sagen.«
»Er wird auch nicht auf dich hören. Du verstehst nicht,
wie das funktioniert, Tien.« Du willst es nicht verstehen. »Li Ton will Suo Lung. Suo Lung hat keine Wahl, was das betrifft, er muss mit; aber er will mich, und Li Ton wird nicht widersprechen. Er wird den Zweck nicht verstehen; vermutlich glaubt er, dass ich Suo Lung das Bett wärme.« Das war die
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