Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
nicht nur ein Sklave in Ketten gelegt. Li Ton hat unrecht: Diese Ketten haben eine Bedeutung. Eine, die ich nicht verstehen kann, wenn ich nicht alles zur Hand habe, die Worte, die Ketten und auch den Jungen.«
Da war sie, die notwendige Lüge: Han, Tien und Meister Hsui waren übereingekommen, dass keiner von ihnen auch nur ein Wort über die Drachin sagen würde. Wenn diese Herren aus dem Norden die Geschichte überhaupt kannten, dann nur als einen Kinderschreck, einen Mythos, eine Narretei. Der Arzt log, um ihnen den Spott der großen Männer zu ersparen: Eine Drachin? Unter Wasser?
Der Schmiedesklave Suo Lung hätte ihn bloßstellen können und tat es natürlich nicht. Darauf zumindest konnten sie sich verlassen.
Aber auch Li Ton hätte den Arzt zur Rede stellen können und tat es nicht; und das verstand Han nicht. Li Ton wusste von der Drachin. Han hatte ihm wieder und wieder davon erzählt. Es war Han ein unauslotbares Rätsel, warum der Kapitän sich nun nicht zu Wort meldete, um sich zu holen, was er wollte – ganz gleich, was das für den Arzt bedeutet hätte. Han war nur froh über sein
Schweigen, verärgert, dass der Kapitän auch nur einen Anflug von Dankbarkeit verdienen sollte, und misstrauisch. Vor allem misstrauisch.
»Und der Schmied will den Jungen nicht zurücklassen?«
»Das wird er nicht tun, General.« Li Ton sprach schlicht die Wahrheit, und Suo Lung bewies es, indem er Han eine große Hand auf die Schulter legte.
»Ich nehme an, man kann ihn nicht, äh, zwingen?«
Sie sahen alle Suo Lung in seiner Vierschrötigkeit und Sturheit an. Hier bin ich, sagte sein Körper, und der Junge gehört mir, mir!
»Nicht mit Drohungen oder Waffen«, sagte Li Ton. »Nicht mit Peitschen. Ich nehme an, wir haben genug Männer, um ihn zu schleppen oder zu tragen. Unter Verlusten, aber Männer haben wir reichlich. Die Schwierigkeit würde darin bestehen, ihn zum Arbeiten zu bringen, wenn er keinen Grund dazu hätte.«
»Ja. Das sehe ich. Nehmt einen anderen Schmied mit, Li Ton.«
Jetzt war es an Li Ton, seine Sturheit zu beweisen: »Das ist mein Mann. Er gehört der Shalla und mir. Er leistet gute Arbeit und hat nicht den Verstand, uns zu verraten, aber das ist beides von untergeordneter Bedeutung. Er ist mein Mann, und ich werde ihn mitnehmen.«
»Ihr werdet ihn mitnehmen, er wird den Jungen mitnehmen, und der Arzt will sich nicht von dem Jungen trennen, weil er irgendeine Gefahr im Zauber dieser Ketten und Worte sieht, die keiner von uns verstehen kann. Na gut. Meister Hsui, Ihr werdet auch mitgehen.«
»General, das werde ich nicht tun! Ich habe Patienten …«
»Und ich habe andere Mediziner. Niemand wird in Eurer Abwesenheit unbehandelt bleiben.«
»Dennoch werde ich nicht mitgehen.«
»Aber ich sage, dass Ihr es tun werdet. Der Schmied ist vielleicht zu einfältig, um sich zwingen zu lassen, aber Ihr seid es nicht. Ihr habt eine Tochter, nicht wahr …?«
»Eine Nichte«, sagte Tien, ihre ersten Worte, die ersten von irgendjemandem auf der Bank.
»Nun gut, eine Nichte. Drohungen, Peitschen und Waffen, das sagte der Kapitän, nicht wahr? Sie werden bei dem Schmied nicht wirken; so sei es. Ich glaube, bei Euch würden sie sehr wohl wirken, Meister Hsui. Wenn sie gegen Eure Nichte gerichtet wären, würden sie sogar sehr gut wirken. Li Ton, Ihr dürft seine Nichte an Euer Schiff binden, an den Dienst für Euch, wen Ihr wollt. Vielleicht solltet Ihr das tun, um die Hände Eurer Männer von ihr fernzuhalten …«
Als die Generäle fort waren, und die Soldaten mit ihnen, die Patienten des Arztes aber immer noch nicht zurückkehrten, sagte Han: »Es tut mir leid. Ich hätte nie gedacht …«
»Natürlich nicht«, sagte Meister Hsui müde. »Weshalb hättest du das auch tun sollen?«
»Ich hätte einfach mit Suo Lung mitgehen sollen. Ich gehöre zu ihm.«
»Nein, ich konnte dich nicht gehen lassen. Nicht ohne mich.« Sein dünnes, bitteres Lächeln galt ihm selbst.
»Der Generalissimus hat schon recht: Wenn du gehen musst, dann muss ich auch gehen. Ich werde ihnen sagen, dass ich willens bin, dann werden sie wenigstens die Drohung gegen Tien zurücknehmen …«
»Nein.« Diesmal war es seine Nichte, die sprach, wilder entschlossen, als er es hätte sein können. »Wenn du gehst, gehe ich mit.« Vielleicht sprach sie wirklich mit ihrem Onkel, aber ihre Augen ruhten auf Han.
»Tien, irgendjemand muss sich um das Zelt und die Praxis kümmern …«
»Das kann ich allein nicht tun. Ich habe
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