Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Erdreich und den ganzen Weg bis ans Licht. Er fühlte sich, als könne er das tun, spürte es mehr und mehr, je weiter die Stunden vergingen, je mehr das Lied des Steins seinen ganzen Körper umhüllte, Haut und Knochen und Blut, während der Splitter in seinem Mund erst seine Zunge und seine Zähne kitzelte, dann seinen Hals und Bauch und sein ganzes weiches Innenleben.
Endlich wichen das Grunzen, das Gemurmel und die scharfen Anweisungen erleichterten Seufzern, Zufriedenheit, einem Moment des Ausruhens. Dann wurde der Stein von ihm weggezogen, hochgehoben, sodass er ihn nicht mehr sehen konnte. Er krabbelte hinterher, in den offenen Eingang der Mine. Er dachte, er würde vielleicht grün leuchten, aber sein Vater und Onkel Yeng waren nur an dem Stein interessiert, als sie ihn ins Freie und in den umzäunten Hof der Familie trugen.
Es dämmerte, und wieder dachte Yu Shan, dass er selbst leuchtete – er dachte, es müsse für alle sichtbar sein. Doch seine Familie scharte sich um den Stein und ließ Yu Shan völlig allein, sodass er den unerlaubten Jadesplitter aus dem Mund nehmen und rasch in seinem Lendenschurz verknoten konnte. Er hätte ihn direkt zu dem Beutel mit Abschlägen bringen müssen; er hätte es seinem Vater gestehen müssen.
Er tat keins von beidem, sondern behielt den Splitter nur nahe bei sich, während er den Schmutz, das Blut und den Schweiß der letzten Stunden abwusch.
War es Furcht vor Entdeckung, die ihn von der Familie und vom Ratsfeuer, das die ganze Nacht hindurch brannte, fernhielt? Oder war es Hoffnung auf Entdeckung, der süße Geschmack des Geständnisses, der ihn in den Wald lockte, zu den Bachläufen und Teichen, an denen seine Clancousine und er sich wahrscheinlich begegnen würden? Er trug jedenfalls den Splitter noch direkt auf der Haut, wo sie ihn sicherlich finden würde, wenn er nur sie fand.
Doch als der Regen einsetzte, kehrte er um und eilte nach Hause, weniger müde, als er es hätte sein müssen; und erfuhr, als er die Umfriedung erreichte, dass in seiner Abwesenheit eine Entscheidung von großer Tragweite gefallen war.
Sie würden den Wunderstein nicht zur Wagenstraße hinabbringen, um ihn nach Gewicht gegen Bedarfsgüter einzutauschen. Stattdessen würden sie jegliches Gesetz brechen, die Jademeister umgehen und den Stein direkt zum Kaiser bringen.
»Er gehört ihm«, sagte Yu Shans Vater. »Er kann ihn genauso gut von uns erhalten. Vielleicht wird er uns den wirklichen Wert des Steins bezahlen. Vielleicht wird er sich in Zukunft wieder an uns wenden und gar nicht mehr an die Jademeister. Vielleicht wird er uns jetzt zu seinen Jademeistern ernennen. Vielleicht auch nicht. Der Stein gehört ihm und sollte zu ihm gelangen; das ist alles.«
Alles bis auf eines: Wie sollten sie ihn dorthin bringen? Die Wachen der Jademeister behielten die Straße im Auge; die Clans hatten ihre eigenen Wege durch die
Berge, doch die wurden ebenfalls vom jeweiligen Clan bewacht.
Außer beim Clantreffen, wenn man frei und unbeobachtet von Tal zu Tal reisen konnte.
»Wir werden in der falschen Richtung unterwegs sein«, sagte sein Vater, »gegen den Strom; doch man wird uns wohl durchlassen. Das ist Gesetz. Wir werden in großer Zahl gehen, falls es Schwierigkeiten gibt. Bis in die Ebenen werden wir gemeinsam reisen. Danach muss einer von uns den Stein allein weitertragen. Mehr Mäner können wir nicht erübrigen: Wir müssen eine neue Ader finden und Anspruch darauf anmelden.«
Einer von uns, hatte er gesagt, aber seine Augen sagten: Du.
11
H an lag jetzt in Ketten und hatte so viel Angst wie immer. Zugleich war er auch verwirrt, schwindelig von etwas, das er nicht verstand.
Auf einer seiner Handschellen stand Schlaf, aber wenn das Magie sein sollte, so wirkte sie nicht auf ihn. Er lag schon sehr lange wach; er wusste, wie weit die Sterne sich über den bitteren Himmel bewegt hatten. Darüber hinaus spürte er die Kraft und die Gründe hinter ihren Bewegungen; er erinnerte sich, dass jeder von ihnen einen Namen und eine Bedeutung hatte.
Jetzt fielen ihm ihre Namen noch nicht ein, aber er hatte Angst, dass er sich bald an sie erinnern würde. Wenn irgendetwas in ihm schlief, dann war es das: ein Wissen, das nicht ihm gehörte. Etwas Fremdes griff auf ihn zu.
Suo Lung hatte ihn in Ketten gelegt, und nun fühlte er sich, als gäbe es keine Grenzen für ihn.
Nein, nicht ganz. Er war immer noch ein Junge, dem ein Daumen fehlte, der Sklave eines Piratensklaven. Nur in seinem Kopf
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