Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
der Strick so wenig Schaden anrichtete, als sei er nur um eine Steinsäule geschlungen.
Immer weiter hinunter, vom Höhenkamm zur Straße. Sie waren fast schon da, im letzten Stück des angrenzenden Waldes, als der Mann, der voranging, die Hand hob.
Fuo blieb sofort stehen und ein Blick, den er hinter sich warf, warnte Yu Shan davor, sich zu rühren oder zu rufen. Die Klinge lag schon wieder gezogen in seiner Hand; ein Hieb, ein Schnitt, und der Strick würde nicht länger notwendig sein.
Yu Shan hoffte kaum auf Hilfe, ganz gleich, wer sich näherte. Ein Fuhrmann würde ihm nicht helfen; auch keine Wachpatrouille, die die Interessen der Jademeister schützte. Vielleicht waren andere auf der Straße, Leute, die in diesen Hügeln lebten, aber sie würden wohl eher zu Opfern als zu Rettern werden. Wovon sollten Räuber leben, wenn nicht vom Raub?
Wer erschien, war eine einzelne Frau mit grauen Strähnen im langen, offenen Haar und einem kehligen Lied auf den Lippen. Sie trug ein Bündel auf dem Rücken,
aber nichts darin würde irgendeinen Wert haben, und auch sie nicht, selbst für Gesetzlose nicht, die willens waren, einen Jungen zu entführen und zu verkaufen. Sie konnten alle einfach hier hocken bleiben und sie in ihrer Unwissenheit vorbeiziehen lassen …
Nur, dass sie natürlich eine Frau war – und vielleicht hatten diese Männer seit einiger Zeit keine mehr gesehen. Plötzlich war sie eine Frau mit einer Klinge vor der Brust und wurde von einem Räuber von der Straße gedrängt.
Sie war immerhin nicht dumm genug zu tun, was er wollte. Sie trat in scheinbarer Ergebenheit von den Fahrspuren aus getrocknetem Schlamm weg – und bewegte sich dann einfach weiter, ließ das Bündel von den Schultern fallen und rannte blind in den Wald. Reines Glück ließ sie einen Weg einschlagen, der von dort wegführte, wo Fuo mit Yu Shan wartete.
Der andere Räuber jagte ihr nach. Fuo band Yu Shans Strick an einen Ast, um beide Hände freizubekommen, und wartete. Das tat auch Yu Shan gezwungenermaßen. Wartete, lauschte; hörte die Geräusche hektischer Schritte durchs Unterholz, gefolgt vom methodischen Geräusch des Hackens.
Nach einer Weile hörte er die Frau schreien. Dann gab es andere Geräusche, die schwer zu deuten waren, aber sie brachen abrupt ab.
Das Hacken setzte wieder ein und kam durch den Wald stetig auf sie zu. Er fragte sich, ob die beiden Männer streiten würden, ob Fuo enttäuscht genug war. Wie schwer hätte es schon sein können, sie am Ende eines Stricks hierher zurückzubringen?
Vielleicht würden sie kämpfen. Vielleicht würden sie einander töten.
Dann würde er natürlich immer noch an einen Baum gebunden sein; und es gab Geschöpfe im Wald, die sich immer gern an hilflosen Jungen gütlich taten. Gar nicht zu reden von den Göttern, von denen ein jeder vorbeikommen und ihn mitnehmen konnte, wie man im Vorbeigehen eine Frucht pflückt …
Aber vielleicht konnte er die Stricke durchreißen. Wenn er genug Zeit hatte, konnte er sie an der rauen Rinde des Baums aufscheuern und sie Faden für Faden durchreißen. Und er hatte ja den Jadesplitter im Mund, der wie das abgebrochene Stück einer Klinge war. Wenn er ihn zwischen die Zähne nahm, konnte er damit die Stricke entzweischneiden. Das würde dem Kaiser nichts ausmachen …
Aber nein. Diese Männer würden nicht kämpfen. Nicht um einer Frau willen, die allein auf der Straße unterwegs und noch nicht einmal schön gewesen war. Und tot. Natürlich würden sie nicht kämpfen.
Der andere kam auf sie zu. Yu Shan sah, wie sich das Unterholz bewegte; sah Zweige fallen, bevor er die Klinge sah, die sie abschnitt. Dann sah er die Klinge und dahinter den Schatten des Menschen, der sie schwang: hochgewachsen und dunkel und voranschreitend, hacken, gehen, und …
Der Mann, dessen Namen Yu Shan nicht kannte – dieser Mann war sogar noch kleiner als Fuo gewesen, und diese Gestalt hier war größer als beide. So groß wie Yu Shan
vielleicht. Im Wald gab es furchterregende Geschöpfe, oder es konnte einer der Götter sein; aber Götter verwenden keine Klingen, um sich einen Weg durchs Unterholz zu bahnen, und das tun auch Geister und Dämonen nicht.
Aber hier war nur die Frau und …
… und, ja, erstaunlicherweise war sie es, die mit einem Schwert in der Hand durch die Schatten schritt. Wenn sie vorher schon ein Schwert bei sich gehabt hatte, hatte er es nicht bemerkt. Es war ein Tao mit kurzer Klinge, ganz wie seine eigene Klinge und
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