Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
in ein Armeelager schickte; er hatte gehört, dass man Kinder Essen in den Wald tragen
ließ, um Banditen davon abzuhalten, das Dorf zu plündern. Er hatte auch gehört, dass nicht alle wieder zurückkamen.
Nachdem deutlich geworden war, dass die Shalla nicht rasch wieder verschwinden würde, kamen am dritten Tag die ersten alten Leute misstrauisch den steilen Klippenpfad herab. Sie kehrten mit einer Liste dessen zurück, was benötigt wurde, von Holzkohle bis hin zu gutem Reis; die Reisvorräte der Shalla lagen salzwasserdurchtränkt im Frachtraum. Im Gegenzug durften sie sich etwas von all dem aussuchen, was gleichermaßen durchtränkt aus besagtem Frachtraum gezerrt und am Strand zum Trocknen ausgelegt worden war.
Bauern führten ein hartes Leben. Han wusste das, hatte es selbst erlebt; jetzt wurde er daran erinnert, als er sah, mit welcher Begeisterung die Unterwäsche seines verstorbenen Herrn dem Haufen hinzugefügt wurde.
Ihre Weisheit gaben die alten Leute umsonst, während sie ihre Auswahl trafen.
»Die Welle, diese fürchterliche Welle? Das war die Drachin, die sich an ihrem Platz unter dem Meer geregt hat. Wie könnt ihr daran zweifeln? Die Schmiede ist verstummt. Die Drachin ist frei. Wir wissen nicht, warum die Mönche uns verraten haben. Sie haben geschworen, sie in Ketten zu halten, und jetzt ist sie frei.
Sie hat sich geregt, ist erwacht; deshalb die Welle, der Sturm, die Zerstörung. Es sind Wracks landauf, landab an der Küste angetrieben worden, die nicht so viel Glück hatten wie ihr. Ihr solltet in sicherere Gewässer segeln. Sie wird sich wieder regen. Sie wird sich erheben,
und wenn sie das tut, oh, dann wird es einen Sturm geben …«
Und so weiter, und so weiter. Sie redeten ohne Unterlass von der Drachin, sodass Han nichts sagen musste, noch nicht einmal zu sich selbst. Vielleicht gerade nicht zu sich selbst. Suo Lung und er sprachen kaum miteinander, tauschten nur einzelne Worte aus, die sich in Eisen kratzen ließen.
Die Ketten, die er trug, schürften ihm die Handgelenke auf; die Drachin rieb ihm den Verstand wund. Er scheute vor ihr zurück, polsterte seine Handschellen mit Baumwolllumpen und versuchte, seinen Verstand in gleicher Weise abzupolstern, versuchte, nichts zu fühlen, nichts zu glauben.
Es geschah am siebten Tag, nachdem sie gestrandet waren.
»Du, Junge: Lauf hoch ins Dorf und versuch noch einmal, diese Dummköpfe zu überreden, ein paar Frauen herunterzuschicken. Sag ihnen, dass die Männer sonst verrückt werden und ihre kostbaren Hütten niederbrennen. Sag ihnen, dass wir ordentlich bezahlen werden, mit echtem Silber. Wenn sie dich abweisen – was sie tun werden -, dann geh in den Wald und tu so, als würdest du Pilze für den Abend sammeln. Komm mit irgendetwas zurück, es ist mir egal, womit. Und während du dort bist, versuch herauszukriegen, wo sie ihre Frauen versteckt halten …«
Jorgan sagte das zu ihm, und darum stieg Han – nicht als Erster – zu diesem fruchtlosen Unterfangen die Klippen
empor. Die Piratenmannschaft hatte schon das Gleiche getan und den Waldrand jenseits der Reisfelder des Dorfs abgesucht, die Alten bedroht und nichts erreicht.
Jedes Dorf, das vom Meer aus für einen Handstreich zu erreichen war, war mit Plünderern vertraut und hatte seine Überlebensstrategien. Das mochte ein unbehaglicher, ungleicher Pakt mit einem bestimmten Schiff sein. Es mochten ständige Wachsamkeit und ein Versteck sein. Han war bereit, darauf zu wetten, dass es hier ein primitiveres Dorf tiefer im Wald gab, wo jeder bis auf die Alten stillsaß und abwartete. Sie würden Waffen zur Hand haben; wenn die Piraten sie fanden, würden sie kämpfen. Und sterben, natürlich, die Männer rascher als die Mönche auf der Insel, die Frauen langsamer. Die Kinder würden vielleicht mitgenommen und verkauft werden, wenn sie Glück hatten. Wenn das denn Glück war.
Die Piraten hatten sie noch nicht gefunden, und Han würde sie auch nicht finden. Dazu war er entschlossen.
Jorgan erwartete das auch gar nicht von ihm. Han glaubte, dass der Maat der Shalla ihn einfach nicht mehr sehen wollte. Er war zum Tode verurteilt, gerettet und noch einmal gerettet worden. Er war so unnütz, dass er noch nicht einmal Hilfsarbeiten verrichten konnte, und trug doch den Ring der Shalla im Ohr. Li Ton konnte ihn immer noch nicht töten, weil der Schmiedesklave ihn lebendig haben wollte.
Also jetzt dies – ein Auftrag, der ihm Gelegenheit zur Flucht gab, wenn er fliehen wollte. Er
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