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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
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sie verstehen Taishu nicht. Sie wissen kaum, wie sie mit uns reden sollen.

    Also mache ich es allen leicht, mit mir zu reden. Unsere eigenen Leute tun das, weil ich eine von ihnen bin und sie glauben, dass der Kaiser mir Gehör schenkt; die Neuankömmlinge tun es, weil ich keine von ihnen bin und sie denken, dass das Volk auf mich hört. Ich wusste, dass du unterwegs warst, bevor du überhaupt durch Ping Wens Tor gelassen wurdest. Ich wusste es schon, weil ich dich vorhin mühsam in den Hafen habe einfahren sehen.« Das sollte heißen: Ich habe all die Tage nach dir Ausschau gehalten. »Und warum wärst du gekommen, wenn nicht, um große Neuigkeiten zu verkünden? Also setz dich und erzähl schon! Was hast du mit unserem Boot angestellt?«
    Unter einem schützenden Dach stand eine Bank, auf die er sich setzen konnte. Er setzte sich hin, und sie flegelte sich daneben und versuchte, so zu tun, als wäre sie ganz die alte Mei Feng. Ihre Kleidung verhinderte das; es war eine schwere, kunstvoll gearbeitete Robe, die eher aus einem Gemälde als aus dem wirklichen Leben zu stammen schien. Yen hatte Schwierigkeiten, sich seine Enkelin darin vorzustellen, obwohl sie gleich hier vor ihm saß und das Gewand trug. Aber seine Enkelin, seine Schiffsbesatzung, wusste nicht mehr über höfisches Leben, als sie über höfische Kleider wusste; wie konnte ein einfaches Dorfmädchen, eine Fischerin, Spione ausschicken und Bündnisse schmieden?
    Was tat sie jetzt – horchte sie ihren Großvater aus?
    »Sind die Kleider da nicht unbequem?«, fragte er raubeinig und meinte: Findest du dies alles – dein neues Leben – nicht unmöglich und unerträglich? Meinte, dass er
sich selbst mit allem unerträglich unbehaglich fühlte, mit der Umgebung, dem Spionieren, der Dienerschaft – sogar mit ihr.
    »Ja, natürlich«, sagte sie und meinte: Ja, natürlich, aber habe ich denn eine Wahl? »Ich lerne, sie zu tragen, aber sie biegen sich nicht dort, wo ich mich biege.«
    Sie war jung und beweglich; sie würde notwendigerweise diejenige sein, die sich verbog. Sie verbog sich jetzt schon.
    Er war alt und steif, konnte sich aber immer noch an eine sich wandelnde Welt anpassen. Wenn er Zugang zum Sohn des Himmels hatte, konnte er sich selbst nicht gestatten, dies zu vergeuden.
    Er sagte: »Mei Feng, ganz gleich, was wir jetzt tun und wie die Dinge sich entwickeln, es wird ein langer Winter werden, auf den ein Hungerfrühling folgt. Wir sind das Volk des Kaisers, wie wir es immer waren, aber seine eigenen Leute werden zwischen uns und dem Thron stehen. Noch schlimmer – sie sind größtenteils Soldaten und gewohnt, sich zu nehmen, was sie brauchen.«
    Sie zuckte leicht die Schultern. »Das ist er auch gewohnt.« Sie sagte es nicht so, als sei das ein Jammer – nicht so, als ob sie lieber immer noch ein Fischermädchen gewesen wäre. Eine Frau ändert sich durch ihren Mann, ganz gleich, wer oder was er ist.
    Das Gleiche galt aber auch umgekehrt: Ein Mann ändert sich durch seine Frau. Das wusste der alte Yen. Er sagte: »Dennoch! Es wird nur begrenzt Nahrung geben, und zu viele Leute, und wenn wir es zulassen, werden die Soldaten sich alles nehmen, was wir haben. Wir
müssen sicherstellen, dass die Leute von Taishu einen gerechten Anteil bekommen.«
    »Großvater, was kann ich tun?«
    »Deinen Herrn, den Kaiser, bitten …«
    »Mein Herr, der Kaiser« – und sie klang bitter; es kümmerte sie nicht länger, ob sonst noch jemand mithörte – »hat selbst Leute, die zwischen ihm und dem Thron stehen. Oh, er mag zwar darauf sitzen, er mag die Jaderinge an den Fingern tragen, aber sie nehmen ihm, was sie wollen.« Seine Macht, seine Autorität, seine Befehlsgewalt. »Wenn ich ihm Verhungernde auf den Straßen zeigen würde, hätte er nichts, was er ihnen geben könnte – nur seine nutzlosen, hübschen Dinge.«

6
    A m Ende des ersten Tages hatte sie ihm den Strick vom Hals genommen.
    Als der zweite Tag halb vorüber gewesen war, hatte sie – wie er glaubte, weil seine Unterwürfigkeit sie gelangweilt hatte – seine übrigen Fesseln gelöst und sich einfach darauf verlassen, dass er ihr folgen würde.
    Selbst so war Yu Shan noch immer vollkommen Jiaos Gefangener. Sie hatte immer noch vor, ihn zu verkaufen: nur nicht an die Fuhrleute auf der Straße, und nicht als gewöhnlichen Sklaven.
    »Der Stein, den du da trägst …«, hatte sie am ersten Tag gesagt, als sie ihn noch fröhlich am Strick hinter sich hergezogen hatte. »Ich kenne genau den

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