Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Rücken geschlossen, aber das beunruhigte ihn keineswegs; er begann gerade, sich sicher zu fühlen, als er plötzlich eine kalte Stahlklinge an seinem Hals spürte und jemand ihm lachend ins Ohr flüsterte: »Nicht so eilig! Wir werden morgen früh weiterreisen.«
Er hätte sich wehren oder einen Fluchtversuch unternehmen können. Aber sie hatte einen Tao; er hatte keinen. Und sie konnte sich schnell und leise durch den
Wald bewegen, selbst wenn sie im Dunkeln seiner Spur folgte.
So tat er, was sie ihm befahl, und kam zurück auf die Lichtung. Sie kauerten sich an den letzten zischenden Überrest des Feuers, und sie fragte: »Wohin wolltest du gehen?«
Er zuckte die Schultern. »Nicht weit weg. Du könntest den Stein nicht bewegen.«
»Also hättest du ihn dir wiedergeholt, sobald ich aufgegeben hätte und gegangen wäre. Natürlich. Und was dann?«
»Ich würde ihn dem Kaiser bringen«, wie er es sollte. »Dachtest du etwa, ich würde die Straße nicht im Auge behalten? Der Wald ist bald zu Ende, mein armer, dummer Esel. Nach den letzten Hängen kommen nur noch Ebenen und Reisfelder, und man kann nur auf der Straße reisen. Wenn du entkommen wärst, hätte ich dort auf dich gewartet.«
»Aber warum? Was ist so wichtig an mir?«
»An dir? Nichts. Der Stein ist ein Vermögen wert.«
»Nicht für dich. Dein Freund, der Jadeschnitzer, hat kein Vermögen.«
Das war nicht abzustreiten, aber sie hob nur die hageren Schultern. Yu Shan fragte sich, wie eine Gesetzlose und ein Jadeschnitzer wohl Freunde sein konnten, wo sie sich begegnet sein mochten, was sie zueinander hinzog. All seine Antworten waren gefährlich. Jade gehörte dem Kaiser, und doch …
Sie wurde trotzdem gestohlen; das wusste er. Er hatte einen Splitter unter der Zunge. Es hätte an der Landstraße
keine Wachen geben müssen, wenn es keine Diebe und Schmuggler gegeben hätte. Es musste einen Markt dafür geben, reiche Leute im Kaiserreich, die Jade kauften, obwohl sie sich nie und nimmer damit hätten zeigen können. Vielleicht trieb sie Handel mit solchen Leuten, schmuggelte die Arbeiten des Schnitzers?
Jetzt musste es noch einen größeren Markt geben als sonst. Da der Kaiser auf Taishu war, mussten diejenigen, die ihn hergejagt hatten, nach jeglicher Legitimation gieren, die sie erhaschen konnten, da sie den Thron nicht hatten. Wenn ein großartiges Stück Stein großartig zugeschnitzt wurde, dann würde es vielleicht zu einem Symbol werden, um das sich das Volk scharen konnte, wenn es galt, das Ende einer Dynastie und die Geburt einer neuen zu verkünden …
Jiao musste an etwas Entsprechendes denken, ganz gleich, ob sie behauptete, dass ihr Jadeschnitzerfreund den Stein zum Kaiser bringen würde. Für den Augenblick jedoch hatte sie alles in der Hand. Sie hatte einen Stein, den die Fuhrleute nie gesehen oder verzeichnet hatten, von dem die Jademeister nichts wussten. Sie hatte einen Jungen, der ihn tragen konnte, einen Mann, der aus dem Stein etwas schnitzen konnte. Danach musste sie nur noch – vielleicht wieder mit dem Jungen, damit er den Stein trug? – ein Boot finden und, ja, ein Vermögen einstreichen …
Er sah sie über die Asche des Feuers hinweg an; es blieb nichts mehr zu sagen. Sie seufzte, und ihr Gesicht lag vollständig im Schatten, aber er glaubte, ein Lächeln in ihrem Seufzen zu hören; und dann kam sie zu ihm
herüber und sagte: »Was soll ich jetzt mit dir anfangen, Esel?«
Genau das hatte er sich auch gefragt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihm die raue Hand sacht an die Wange legen, dass ihr Körper seinem so nah sein, dass ihre Stimme ihm aufreizend ins Ohr hauchen würde: »Ich darf nicht zulassen, dass du dich in der Nacht davonschleichst, denn du hast natürlich recht: Ich könnte diesen Stein nicht tragen. Es erstaunt mich, dass du es kannst. Ich nehme an, ich könnte dich wieder fesseln, dich gut verschnürt an der Leine führen, aber das ist ermüdend für uns beide. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit. Ich kann auf anderem Wege feststellen, wo genau du dich die ganze Nacht über aufhältst …«
Und dann war ihre Hand in seinem Haar und ihr Mund suchte seinen, herausfordernd, fordernd.
Ohnehin schon aus dem Gleichgewicht, erschrocken über ihr skrupelloses Geschick und seine eigenen gefährlichen Erkenntnisse, war ihm plötzlich, als ob er am Rande eines Abgrunds entlangkroch, den Halt verlor, stürzte.
Und er klammerte sich an sie, oder seine Hände taten es; spürte, wie knotige
Weitere Kostenlose Bücher