Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Suo Lung. Irgendwo gab es immer noch ein wenig Lampenschein, ein bisschen Arbeit zu tun. Hier gab es nur Schwindel und Funken und das kalte, nasse, schmierige Holz, auf dem er lag, Worte in seinen Ohren, Atem in seinem Körper. Nichts. Er fühlte sich so leer wie die Luft und genauso unnütz. »Atmen«, sagte der große Mann; seine Stimme war vielleicht etwas, an dem man sich festhalten konnte.
Han war sich nicht sicher, ob seine eigene Stimme irgendetwas enthielt, das Suo Lung überhaupt hören konnte, aber er sagte: »Wie kann sie unter Wasser atmen?«
Suo Lung zuckte wohl die Schultern, massig und
stumm. Er konnte Fragen nie beantworten. Hatte auf seinen eigenen Ketten jemals »Atmen« gestanden? Han hatte keine Möglichkeit, das herauszufinden. Die Worte, die Suo Lung vor Han aussprach, bewirkten etwas, jedes neue Wort verstärkte die Verbindung zwischen dem Jungen und der Drachin, aber Han fühlte sich überhaupt nicht so, als ob er sie beherrschte. Sie waren aneinandergekettet, Verstand an Verstand; alles, worauf er hoffen konnte, war, sie zu überreden.
»Atmen«, sagte er. »Ja. Das kann ich für dich schreiben. Später …« Wenn seine Hände arbeiten konnten, wenn er Licht und Zeit hatte, wenn seine Gedanken nicht so irrwitzig und seine Knochen nicht so leer waren. Wenn sie im Hafen lagen, vielleicht, wohin diese Soldaten sie auch bringen wollten. Wenn die Soldaten überhaupt den Sturm überlebt hatten, wenn die Mannschaft das Schiff nicht in ihre Gewalt gebracht und den Kapitän befreit hatte, wenn Li Ton nicht schon längst wieder das Kommando führte …
Li Ton war nicht frei und führte nicht das Kommando. Han bewies sich das selbst, sobald er sicher war, dass er sich bewegen konnte, ohne ohnmächtig zu werden, sich zu erbrechen oder plötzlich in sich zusammenzusacken.
Die Pumpe befand sich im Welldeck der Dschunke, tief unten. Der untere Frachtraum war am Bug. Han schlang sich die Kette um den Hals und ließ Suo Lung im Dunkeln zurück; mit einer kleinen Lampe zwischen den Fingern tastete er sich voran.
Sogar ein kleinwüchsiger Junge konnte sich hier unten
den Kopf stoßen. Es war gut, eine so schwere Kette und so müde Schultern zu haben und sich so ausgelaugt zu fühlen; er ging aufgrund dessen schon so gebückt, dass er sich kaum noch unter den groben, niedrigen Balken hindurchducken musste. Er wäre vielleicht gekrochen, wenn er geglaubt hätte, dass seine Arme ihn tragen würden.
Die oberen Lagerräume hatten Luken, die direkt vom Deck zugänglich waren; dieser Raum hatte eine Tür, die zwar verriegelt, aber nicht bewacht war. Vielleicht war die Wache vor der wild wogenden Einsamkeit ihres Postens geflohen und hatte lieber in Gesellschaft ertrinken wollen.
Ein grobes Loch war ins Holz der Tür gehauen, groß genug, um Essen und Wasser hindurchzureichen, aber nicht groß genug für einen Mann. Bei weitem groß genug, um hindurchzusehen.
Han hob seine Lampe an das Loch und warf einen Blick in die Zelle.
Dort lag der Kapitän, in seiner Nacktheit, mit seinen Tätowierungen, in Ketten. Er rührte sich nicht, sah nur zum Licht empor. Er fragte: »Geht es meinem Schiff gut?«
»Äh, ja, Herr. Ich glaube schon. Das wird schon …«
»Bist du es, Junge? Bist du der Grund für den Fluch, der auf mir lastet? Hätte ich dich töten sollen, bevor ich dich überhaupt an Bord gelassen habe?«
»Ja, Herr, ich glaube schon. Aber Ihr hättet die Mönche nicht töten sollen. Ihr habt die Drachin befreit.«
»Ach, deine Drachin soll verflucht sein! Ich bin die ganze Küste von Pan Gut bis zu den Heiligen Inseln entlanggesegelt
und habe noch nie einen Drachen gesehen. Ich habe Stürme und Tsunamis erlebt und habe Schiffe in beiden sinken sehen. Es ist nur das Wetter, Junge. Lässt du mir die Lampe da?«
»Ja, Herr, wenn Ihr sie haben wollt.«
Li Ton regte sich, streckte die Hand aus. »Ich hätte gern ein wenig Licht, für eine kleine Weile. Bis sie sich entschließen, Kaiser zu spielen und mich zu töten.«
»Das werden sie nicht tun …«
»Warum nicht? Seine Feinde zu ihren eigenen zu machen, ist eine Möglichkeit, seinen Platz einzunehmen. Aber lass mir bis dahin das Licht; ich habe ja immer etwas zu lesen.« Seinen eigenen Körper, auf den er nun ironisch mit der Hand wies.
Seine Ketten erschwerten es ihm, sich zu strecken, da sie mit Krampen an den Boden des Frachtraums genagelt waren, aber seine Hand kam nahe genug heran, um die Lampe zu ergreifen, als Han sie durch das Loch
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