Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
wir die Fracht neu verstauen können …«
»Was hat sie geladen?«
»Ich glaube nicht, dass irgendjemand das weiß, Herr. Es gibt keine Frachtliste, und in den Stauräumen herrscht nach diesen Stürmen Durcheinander. Es ist Piratenbeute, aber was alles dazugehört …«
»Werft alles weg«, sagte der General entschieden. »Behaltet Holz, Taue, Ketten und jegliches Eisen; alles andere wird über Bord geworfen. Das sollte sie leichter machen. Was noch?«
»Noch eines, General. Auch in einem Frachtraum, aber nicht gerade Fracht. Das wollt Ihr vielleicht behalten …«
Generäle bücken sich nicht unter niedrigen Balken
hindurch oder spähen im Licht von Öllampen durch verriegelte Türen. Li Ton wurde an Deck gezerrt, immer noch nackt und in Ketten. Wenn er die Sonne auf der Haut und die milde Meeresluft genoss, ließ er es sich nicht anmerken; er verwendete all seine Mühe darauf zu stehen, als es ihm gestattet wurde, und sich stolz aufrecht zu halten, obwohl ihm das nicht erlaubt war und die Wachen ihn in die Knie zwangen.
Selbst in seinen furchterregendsten Momenten war Li Ton immer beeindruckend gewesen; das war er noch immer, sogar in seiner tiefsten Erniedrigung. Er war schwach vor Hunger, schwindelig im gleißenden Sonnenlicht und ausgetrocknet wie eine leere Hülle. Jemand goss einen Eimer Meerwasser über ihm aus, um den Gestank der Bilge abzuwaschen. Sogar das ertrug er in dem bitteren Schweigen, das er wie einen Schatten aus seiner Zelle mitgebracht zu haben schien.
Als die beiden Männer einander begegneten, war es, als würde der Eindruck, den Han immer von dem Kapitän gehabt hatte, auf den Kopf gestellt. Han hatte ihn stets allein, aber umringt von anderen gesehen, als den Punkt, auf den alle Augen sich richteten. Nichts hatte sich geändert: Er war immer noch allein und umringt. Aber alles war anders: Jetzt lag er auf den Knien, und sie sahen auf ihn herab.
Der General war ein Mann, der leise sprach, und Li Ton erging es plötzlich noch schlimmer: Seine Stimme war ein brüchiges Flüstern. Han hätte eigentlich nicht fähig sein sollen zu lauschen. Aber Suo Lung hatte gestern das Schriftzeichen für »Hören« in ein Glied seiner
Kette geschnitten; und wenn deren Wille einen gewissen Zwang auf die Drachin ausübte, dann konnte er – so nahm er zumindest an – sich seinerseits ein wenig von der Kraft und den Fähigkeiten der Drachin leihen, einen Bruchteil ihrer Magie.
»Hauptmann Ma. Habe ich Euch nicht seinerzeit gesagt, dass Euer Schatten nie magerer werden würde? Ihr wart ein hoffnungsvoller junger Mann, und es freut mich zu sehen, dass Ihr beizeiten zu Wohlstand gelangt seid.«
»Ich fühle mich wohl in meiner Haut, danke, und auf meinem Posten – aber ich hoffe, noch fetter zu werden. Ich bin jetzt General Ma; wir treffen als Gleiche aufeinander, General Chu Lin.«
»Leider nicht ganz.« Das war wohl die deutlichste Zurschaustellung seiner Nacktheit, seiner Tätowierungen, seiner Verstümmelung und seiner Ketten, derer er fähig war. Seine Kerkermeister hatten sie schon zur Schau gestellt, aber dem schenkte er keine Beachtung. »Den Namen habe ich mit meinem Rang verloren; heute heiße ich Li Ton. Und ich bin nur noch Kapitän. Wir haben die Rollen getauscht, Ihr und ich. Aber dies ist mein Schiff, die Shalla, und so heiße ich Euch auf ihr willkommen.«
»Jetzt ist sie mein Schiff, fürchte ich. Ich muss sie Euch abnehmen.«
»Nun gut, mag sein. Ihr werdet vielleicht bemerken, dass sie die Entscheidung selbst treffen muss; sie war schon immer sehr eigensinnig. Das seid Ihr nicht,
General, oder wart es zumindest nie. Es sei denn, die Götter haben Euren Charakter neu geformt, damit er Eurem Bauchumfang gleichkommt. Wer führt das Kommando?«
»Es gibt einen Rat …«
»Gewiss, aber wer führt das Kommando?«
»Tunghai Wangs Stimme hat unter uns das meiste Gewicht.«
»Tunghai, tatsächlich? Ist er also noch am Leben? Seltsam, ich war mir sicher, dass der alte Mann ihn einen Kopf kürzer machen würde.«
»Wie es scheint, könnt selbst Ihr Euch in Menschen täuschen. Li Ton heißt Ihr, so sagtet Ihr doch?«
»Das sagte ich, und so heiße ich. Und der alte Mann ist wirklich tot?«
»Kaiser Chien Sung starb vor drei Wintern.«
»Na endlich. Wie alt war er?«
»Man sagt, dass das Kaiserreich volle hundert Jahre seiner segensreichen Herrschaft erlebte.«
»Sie sollen ver flucht sein! Er hat sich zu viel Zeit gelassen. Aber immer noch nur der eine Junge?«
»So ist
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