Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

sterben, glaube ich zu wissen, wie Ihr Euch entscheiden würdet. Das Angebot muss Tunghai Wang machen, wenn es denn gemacht wird; aber vielleicht kann ich Euch in der Zwischenzeit etwas zum Nachdenken geben. Welcher Eurer Männer weiß von Eurer Lage?«
    »Dass ich verurteilt und verbannt wurde? Nur Jorgan. Er fand mich in der Gosse; sein Boot brachte mich außer Reichweite des Kaiserreichs.«
    »Tatsächlich? Kommandant, lasst nach diesem Jorgan schicken.«

    Jorgan wurde gefunden und geholt. Vielleicht kam er freiwillig mit, hoffte auf Dankbarkeit für das, was er geleistet hatte, um Schiff und Mannschaft zusammenzuhalten. Vielleicht fühlte er sich sicher.
    Sogar nachdem er Li Ton an Deck gesehen hatte, fühlte er sich vielleicht noch sicher. Vielleicht glaubte er, er sei als Zeuge geholt worden, um die lang aufgeschobene Hinrichtung eines Verräters und ihre Folgen mitzuerleben, die Beförderung des Maats zum Kapitän …
    Wenn er irgendetwas dergleichen dachte, wurde er schnell enttäuscht. Von den Männern, die seine Arme packten, oder von dem, der ihm den eisernen Ohrring der Shalla ausriss.
    Der General sprach ein paar rasche Worte des Urteils, und Han versuchte, nicht weiter zu lauschen, aber manches lässt sich nicht so leicht ausblenden.
    Sie machten sich nicht die Mühe, Jorgan zum Schweigen zu bringen; seine Schreie waren Teil seiner Strafe, der Lektion für Li Ton, der Warnung an die Mannschaft.
    Sie verdrehten ihm die Arme auf dem Rücken und fesselten sie mit einem Ende eines langen Taus, das sie durch eine Aussparung an der Spitze des Masts führten, an dem Halbmaul vor dem Sturm gehenkt worden war. Diesmal hängten sie einen lebenden Mann daran auf – für die Zeitspanne, die sie brauchten, um sich mit ihm zu befassen.
    Weil er nicht zusah, sondern nur einzelne Blicke hinwarf, bekam Han nicht mit, wie lange es dauerte, bis Jorgans Schultern brachen, weil sie im Gelenk verdreht
worden waren und er mit ganzem Gewicht daran hing. Eine ganze Weile, denn er krümmte sich lange Zeit sehr; dann konnte er es nicht mehr, konnte nur jedes Mal schreien, wenn sein Oberkörper zuckte und die Ränder gebrochener Knochen hart gegeneinanderrieben. Und dennoch versuchte er, sich zu winden, weil es schlimmer war, still zu hängen.
    Sie schnitten seine Kleider weg, mit unvorsichtigen, unbeholfenen Messern, sodass sein Blut aufs Deck tropfte. Das war nichts, abgesehen davon, dass Li Ton wollen würde, dass man es wegschrubbte.
    Sie holten Stricke, Bretter und Bambusstangen und brachten Jorgan auf ein Dutzend verschiedene Arten zum Schreien. Han sah, wie er im Hängen geschlagen wurde; er sah, wie seine Füße und Knöchel zwischen Bretter gebunden und langsam zerquetscht wurden, bis sie eine zerschmetterte, blutige Masse waren; er sah, wie das Gleiche seinen Genitalien angetan wurde.
    Er sah, wie man ihm mit einem Messer die Augen ausstach und die Ohren abschnitt.
    Nicht die Zunge – womit hätte er sonst schreien sollen?
    Endlich – es war vielleicht eine Stunde, nachdem sie begonnen hatten – wurde das Tau durchgeschnitten und Jorgan wurde fallen gelassen. Er wurde getreten und gestoßen, bis er auf den Knien lag – und wieder war Hans Gehör zu gut; er konnte hören, dass Jorgans gebrochene Stimme verstört und gequält immer noch etwas Sinnvolles stammelte – und eine Handbewegung von General Ma doch noch Gnade brachte, viel zu spät. Ein schneller
Hieb mit einem langen Schwert. Jorgans Kopf fiel und rollte ein Stück weg von seinem sprudelnden Rumpf, als das Deck sich in der Dünung neigte.
     
    Sie verbrachten noch zwei Tage in der Flussmündung, während General Mas Abteilung für eine kurze Reise an der Küste entlang vorbereitet wurde; und es waren genug Männer da, um alle Arbeiten zu erledigen, zu denen sie imstande waren, sodass Han und Suo Lung immer noch etwas Zeit auf dem Bugspriet verbringen konnten.
    Und seltsamerweise durfte Li Ton sie mit ihnen verbringen. Immer noch in Ketten, immer noch nackt, aber wenigstens konnte er gewaschen werden, essen und trinken, konnte an der frischen Luft und im Licht sitzen. Er konnte sogar reden – mit den Faulenzern dessen, was einmal seine Mannschaft gewesen war.
    Wenn er auch kein gewandelter Mann war, so war er doch zumindest ein stiller. Entwaffnet konnte er es sich leisten, entwaffnend zu sein.
    »Herr …«
    »Wer ich bin – oder besser, wer ich war, das alles zu verdienen?« Seine Narben und anderen Male, die Behandlung, die er damals und heute erfahren