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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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meiner Mutter, waren Orson und ich durch die Nacht gezogen, wie wir es immer taten. Er war damals erst ein Jahr alt. Als Welpe war er verspielt und ausgelassen gewesen, wenn auch nicht so hyperaktiv wie die meisten jungen Hunde. Wie dem auch sei, im Alter von einem Jahr war er nicht immer imstande gewesen, seine Neugier zu beherrschen und sich so gut zu benehmen, wie er es heutzutage kann. Wir waren auf dem Basketballplatz hinter der High School, mein Hund und ich, und ich warf ein paar Körbe. Ich sagte zu Orson gerade, Michael Jordan könne verdammt froh sein, daß ich mit XP geboren wurde und im Licht nicht gegen ihn antreten konnte, als der Hund sich einfach umdrehte und loslief. Ich rief ihn wiederholt zurück, aber er blieb nur einmal stehen, um kurz zu mir zurückzuschauen, und trottete dann weiter. Als mir klar wurde, daß er nicht zurückkommen würde, blieb mir nicht mal mehr die Zeit, den Ball in die Netztasche zu stecken, die an der Lenkstange meines Fahrrads befestigt war. Ich radelte dem flüchtigen Pelzball hinterher, und er lieferte mir eine wilde Jagd: über Straßen und Gassen durch den Quester Park, zum Jachthafen hinab und schließlich über die Piers zur Nostromo. Obwohl Orson eigentlich nur selten bellte, fiel er an diesem Abend in einen wahren Bellrausch, als er vom Pier direkt auf das verandaähnliche Achterdeck des Schiffes sprang, und als ich endlich schlitternd auf den feuchten Dockplanken anhielt, war Roosevelt schon aus dem Boot gekommen, um den Hund zu streicheln und zu beruhigen.
    »Du wolltest dich unterhalten«, sagte Roosevelt nun zu Orson. »Du bist ursprünglich hierher gekommen, weil du dich unterhalten wolltest, aber ich vermute, du vertraust mir einfach nicht.«
    Orson hielt den Kopf gesenkt und den Blick auf die Hundekuchen gerichtet.
    »Selbst nach zwei Jahren vermutest du noch, daß ich mit den Leuten in Fort Wyvern unter einer Decke stecken könnte, und bis du dir meiner ganz sicher bist, wirst du nur der hündischste aller Hunde sein.«
    Orson schnüffelte an den Hundekuchen und leckte wieder den Tisch um sie herum ab. Er schien nicht mal zu bemerken, daß jemand mit ihm sprach.
    Roosevelt wandte sich wieder mir zu. »Diese neuen Katzen, sie kommen aus Fort Wyvern«, sagte er. »Einige gehören der ersten Generation an, den ursprünglichen Entflohenen, und einige der zweiten Generation, die in Freiheit geboren wurde.«
    »Labortiere?« sagte ich.
    »Die erste Generation schon, ja. Sie und ihre Nachkommen unterscheiden sich von anderen Katzen. In vielerlei Hinsicht.«
    Ich mußte daran denken, wie die Affen sich verhalten hatten. »Sie sind klüger«, sagte ich.
    »Du weißt mehr, als ich dachte.«
    »Es war eine ereignisreiche Nacht. Wie klug sind sie?«
    »Ich weiß nicht, wie ich das bestimmen soll«, sagte er, und ich merkte, daß er mir auswich. »Sie sind klüger, aber auch in anderer Hinsicht anders.«
    »Inwiefern? Was hat man da draußen mit ihnen gemacht?«
    »Keine Ahnung«, sagte er.
    »Wie sind sie entkommen?«
    »Das weiß ich genauso wenig wie du.«
    »Warum hat man sie nicht wieder eingefangen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Ich will Sie nicht beleidigen, Sir, aber Sie sind ein schlechter Lügner.«
    »War ich schon immer«, sagte Roosevelt lächelnd. »Hör zu, mein Sohn, ich weiß wirklich nicht alles. Nur das, was die Tiere mir erzählen. Aber es wäre nicht gut für dich, auch nur dieses wenige zu wissen. Je mehr du weißt, desto mehr wirst du wissen wollen – und du mußt an deinen Hund und deine Freunde denken.«
    »Das klingt wie eine Drohung«, sagte ich ohne Feindseligkeit.
    Als er mit den riesigen Schultern zuckte, schien die verdrängte Luft leise zu grollen. »Wenn du glaubst, daß ich mit denen in Fort Wyvern zusammenarbeite, ist es eine Drohung. Wenn du glaubst, daß ich dein Freund bin, ist es ein guter Rat.«
    Obwohl ich Roosevelt vertrauen wollte, teilte ich Orsons Zweifel. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, daß dieser Mann eines Verrats fähig war. Aber hier auf der unheimlichen Seite des magischen Spiegels mußte ich davon ausgehen, daß jedes Gesicht ein falsches Gesicht war.
    Vom Koffein schon ganz zappelig, aber mit dem Verlangen nach mehr, ging ich mit meiner Tasse zur Kaffeemaschine und schenkte mir nach.
    »Was ich dir allerdings sagen kann«, fuhr Roosevelt fort, »ist, daß es da draußen in Fort Wyvern nicht nur Katzen, sondern auch Hunde geben soll.«
    »Orson kommt nicht aus Fort Wyvern.«
    »Woher kommt er dann?«
    Ich lehnte

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