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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ich irgendwann annahm, beide würden jeden Augenblick die Selbstbeherrschung verlieren und über die Leckerbissen herfallen.
    »Ich glaube«, sagte ich, »nach dem heutigen Abend weiß ich, warum Sie zum Schlafen dort hinaus fahren. Weil Sie es für sicherer halten. Weil Affen vielleicht nicht gut schwimmen – oder zumindest nicht gern.«
    »Na schön, Hund«, sagte er, als hätte er mir gar nicht zugehört, »auch wenn du immer noch nicht mit mir sprechen willst, darfst jetzt du deine Leckerbissen haben.«
    Orson riskierte es, seinem Inquisitor in die Augen zu sehen, um sich eine Bestätigung zu holen.
    »Nur zu«, drängte Roosevelt ihn.
    Orson sah mich zweifelnd an, als wollte er mich fragen, ob ich Roosevelts Erlaubnis für einen hintersinnigen Trick hielt.
    »Er ist der Gastgeber«, sagte ich.
    Der Hund schnappte sich den ersten Leckerbissen und kaute zufrieden darauf herum.
    Schließlich richtete Roosevelt seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Jenes entnervende Mitleid lag noch immer in seinen Augen und auf seinem Gesicht. »Die Leute, die hinter dem Projekt in Fort Wyvern stecken…«, sagte er. »Vielleicht haben sie gute Absichten gehabt. Zumindest einige von ihnen. Und ich glaube, aus ihrer Arbeit hätte etwas Gutes erwachsen können.« Er streckte die Hand wieder nach der Katze, um sie zu streicheln. Das Tier entspannte sich unter seiner Hand, wandte den durchdringenden Blick aber nicht von mir ab. »Aber diese Sache hatte auch eine dunkle Seite. Eine sehr dunkle Seite. Nach allem, was ich weiß, sind die Affen nur eine Manifestation davon.«
    »Nur eine?«
    Roosevelt erwiderte lange schweigend meinen Blick, so lange, daß Orson in der Zwischenzeit den zweiten Hundekuchen verdrücken konnte, und als er endlich wieder sprach, war seine Stimme sanfter denn je: »In diesen Laboratorien gab es mehr als nur Katzen und Hunde und Affen.«
    Ich wußte nicht, was er meinte, sagte aber: »Ich nehme nicht an, daß Sie von Versuchskaninchen oder weißen Mäusen sprechen.«
    Er wandte den Blick von mir ab und schien etwas zu betrachten, das sich weit außerhalb der Kabine dieses Schiffes befand. »Viele Veränderungen stehen bevor.«
    »Es heißt, Veränderungen seien gut.«
    »Manche ja.«
    Als Orson den dritten Hundekuchen fraß, stand Roosevelt auf. Er nahm die Katze, drückte sie sich gegen die Brust, streichelte sie und schien zu überlegen, ob ich noch mehr wissen sollte – oder durfte.
    Als er schließlich sprach, glitt er wieder einmal aus einer enthüllenden Stimmung in eine geheimnisvolle. »Ich bin müde, mein Sohn. Ich hätte schon vor Stunden zu Bett gehen sollen. Ich wurde gebeten, dich zu warnen, daß deine Freunde in Gefahr sind, wenn du diese Sache nicht auf sich beruhen läßt und weiterhin bohrst.«
    »Die Katze hat Sie gebeten, mich zu warnen.«
    »Genau.«
    Als ich aufstand, wurde ich mir deutlicher der schwankenden Bewegung des Schiffes bewußt. Einen Moment lang überkam mich ein Schwindelanfall, und ich mußte mich an der Stuhllehne festhalten.
    Zu diesem körperlichen Symptom gesellte sich auch ein geistiger Aufruhr, und meine Gewalt über die Wirklichkeit kam mir zunehmend flüchtiger vor. Ich hatte den Eindruck, mich am oberen Rand eines Strudels zu drehen, der mich immer schneller hinabziehen würde, bis ich durch den Boden des Trichters brach – meine eigene Version von Dorothys Tornado –, wo ich mich dann aber nicht im Land Oz, sondern in Waimea Bay auf Hawaii wiederfand, wo ich mit Pia Klick allen Ernstes die Vorzüge der Reinkarnation besprach.
    Mir war zwar bewußt, daß die Frage äußerst überspannt war, aber ich stellte sie trotzdem: »Und die Katze, Rumpelmauser… macht sie mit diesen Leuten in Fort Wyvern keine gemeinsame Sache?«
    »Rumpelmauser ist vor diesen Leuten geflüchtet.«
    Orson leckte sich das Maul, um sich zu vergewissern, daß keine kostbaren Hundekuchenkrümel an seinen Lefzen oder dem Fell um seine Schnauze herum klebten, sprang vom Stuhl und lief zu mir.
    »Am frühen Abend«, sagte ich zu Roosevelt, »habe ich gehört, wie jemand das Projekt in Fort Wyvern mit apokalyptischen Begriffen beschrieb… als Ende der Welt.«
    »Der Welt, wie wir sie kennen.«
    »Glauben Sie das auch?«
    »Ja, es könnte darauf hinauslaufen. Wenn der aufgewirbelte Staub sich dann wieder legt, wird es vielleicht mehr gute als schlechte Veränderungen gegeben haben. Das Ende der Welt, wie wir sie kennen, ist nicht unbedingt dasselbe wie das Ende der Welt an sich.«
    »Erzählen Sie

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