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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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mich mit dem Rücken gegen den Kühlschrank und nippte an dem heißen Kaffee. »Ein Kollege meiner Mutter hat ihn uns geschenkt. Ihre Hündin hatte viele Welpen, und sie mußten sie irgendwo unterbringen.«
    »Ein Kollege deiner Mutter an der Universität?«
    »Ja. Einer der Professoren von Ashdon.«
    Roosevelt Frost sah mich stumm an, und eine schreckliche Wolke des Mitleids legte sich auf sein Gesicht.
    »Was ist?« fragte ich und vernahm ein Zittern in meiner Stimme, das mir ganz und gar nicht gefiel.
    Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber anders und schloß ihn wieder. Plötzlich schien er meinem Blick ausweichen zu wollen. Nun betrachteten sowohl er als auch Orson die verdammten Hundekuchen.
    Die Katze interessierte sich nicht für die Leckerbissen. Statt dessen betrachtete sie mich.
    Wäre eine andere Katze aus reinem Gold mit Edelsteinen als Augen, die seit Jahrtausenden in dem heiligsten Raum einer Pyramide tief unter einem Meer aus Sand schweigend Wache stand, plötzlich vor meinen Augen zum Leben erwacht, wäre sie mir nicht geheimnisvoller vorgekommen als diese Katze mit ihrem ruhigen Blick, der uraltes Wissen in sich trug.
    »Sie glauben doch nicht etwa, daß Orson von dort kommt?« sagte ich zu Roosevelt. »Aus Fort Wyvern? Warum hätte der Kollege meiner Mutter sie belügen sollen?«
    Er schüttelte den Kopf, als wüßte er es nicht, aber er schien es ganz genau zu wissen.
    Mich frustrierte zutiefst, daß er immer wieder zwischen Enthüllungen und dem Bewahren seiner Geheimnisse schwankte. Mir war nicht klar, was für ein Spiel er trieb, wieso er abwechselnd mit der Sprache herausrückte und dann wieder den Mund hielt.
    »Sie brauchen nur noch eine Kristallkugel«, sagte ich unter dem hieroglyphischen Blick der grauen Katze, durch einen Luftzug flackernden Kerzenschein, während die feuchte Luft von Geheimnissen durchdrungen wurde, die so sichtbar wie Weihrauch waren, »silberne Ohrreifen, ein Stirnband und einen rumänischen Zigeunerakzent und können sofort als Wahrsager auftreten.«
    Ich bekam keine Erwiderung aus ihm heraus.
    Als ich zu meinem Stuhl am Tisch zurückkehrte, faßte ich den Entschluß, ihn mit dem wenigen, das ich wußte, glauben zu machen, ich wüßte viel mehr. Vielleicht würde er sich etwas mehr öffnen, wenn er glaubte, einige seiner Geheimnisse seien gar nicht so geheim. »In den Labors in Fort Wyvern gab es nicht nur Hunde und Katzen. Es gab dort auch Affen.«
    Roosevelt antwortete nicht und wich noch immer meinem Blick aus.
    »Wissen Sie von den Affen?« fragte ich.
    »Nein«, sagte er, schaute aber von den Hundekuchen zu dem Monitor in der Nische.
    »Wegen der Affen haben Sie sich wohl vor drei Monaten einen Ankerplatz außerhalb des Jachthafens besorgt.«
    Ihm wurde klar, daß er sich verraten hatte, indem er zum Bildschirm schaute, als ich die Affen erwähnte, und er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Hundekuchen.
    Nur einhundert Anlegestellen standen außerhalb des Hafens in der Bucht zur Verfügung, und sie waren fast so gefragt wie die an den Stegen, trotz der Unannehmlichkeit, daß man mit einem Beiboot vom ankernden Schiff zum Land und wieder zurück fahren mußte. Roosevelt hatte so einen Ankerplatz von Dieter Gessel gemietet, einem Fischer, dessen Trawler mit dem Rest der Fischfangflotte weiter draußen an der nördlichen Landzunge ankerte. Wenn er in Rente ging, wollte er sich ein Vergnügungsboot zulegen, und er hatte die Anlegestelle für diesen Tag reserviert, indem er ein altes Schlauchboot dort liegen ließ. Die Gerüchte besagten, daß Roosevelt an Dieter das Fünffache der Pacht zahlte, die dieser selbst entrichten mußte.
    Ich hatte ihn nie zuvor danach gefragt, weil es mich ja nichts anging, wenn er das Thema nicht zuerst zur Sprache brachte.
    Doch nun sagte ich: »Sie fahren die Nostromo jeden Abend von dieser Anlegestelle auf die Bucht hinaus, um dort zu schlafen. Jeden Abend, ohne Ausnahme – außer heute, weil Sie auf mich gewartet haben. Die Leute dachten erst, Sie wollten vielleicht irgendwann sich ein zweites Schiff kaufen, ein kleineres, nur so zum Spaß. Aber als Sie das nicht getan haben, einfach nur jeden Abend hinausfuhren, um dort zu ankern, dachten die Leute: ›Na ja, der alte Roosevelt ist sowieso etwas exzentrisch. Er spricht mit den Tieren anderer Leute, und was nicht alles.‹«
    Er bewahrte Schweigen.
    Er und Orson schienen von diesen drei Hundekuchen gleichermaßen so fasziniert zu sein, daß

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