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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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das den Dinosauriern nach dem Einschlag des Kometen.«
    »Ich denke manchmal mit Schrecken daran«, gestand er ein.
    »Wenn Sie solche Angst haben, daß Sie jede Nacht zum Schlafen auf die Bucht hinausfahren, und wirklich glauben, daß das, was in Fort Wyvern passiert, so gefährlich ist… warum verschwinden Sie dann nicht aus Moonlight Bay?«
    »Ich habe mit dem Gedanken gespielt. Aber hier habe ich meine Geschäfte. Außerdem würde ich der Sache nicht entkommen. Ich würde mir nur etwas Zeit verschaffen. Letzten Endes ist man nirgendwo in Sicherheit.«
    »Das ist eine düstere Einschätzung.«
    »Kann schon sein.«
    »Und doch scheinen Sie nicht richtig deprimiert zu sein.«
    Mit der Katze auf den Armen führte Roosevelt uns aus der Hauptkabine und durch den Vorraum achtern. »Ich wurde bislang immer mit dem fertig, was die Welt mir zugedacht hat, mein Sohn, sowohl mit den guten als auch mit den schlechten Entwicklungen, solange sie nur interessant waren. Ich bin in den Segen eines langen und abwechslungsreichen Lebens gekommen, und das einzige, was ich wirklich verabscheue, ist Langeweile.« Wir traten aus dem Boot auf das Achterdeck, in die naßkalte Umarmung des Nebels. »Hier im Juwel der Küste Mittelkaliforniens wird es wahrscheinlich ziemlich haarig werden, aber wie es auch kommt, wir können davon ausgehen, daß es, verdammt noch mal, nicht langweilig sein wird.«
    Roosevelt hatte mehr mit Bobby Halloway gemein, als ich mir hätte träumen lassen.
    »Na ja, Sir… danke für Ihren Rat. Vielleicht kann ich ihn beherzigen.« Ich setzte mich auf den Süllrand und schwang mich vom Schiff auf den tiefer gelegenen Pier, und Orson sprang zu mir hinab.
    Der große Graureiher war schon weg. Der Nebel wogte um mich herum, das schwarze Wasser rauschte unter dem Steg, und alles andere war so still wie ein Traum vom Tod.
    Ich hatte erst zwei Schritte zur Gangway getan, als Roosevelt sagte: »Mein Junge?«
    Ich blieb stehen und schaute zurück.
    »Hier steht wirklich die Sicherheit deiner Freunde auf dem Spiel. Aber auch dein Glück. Glaub mir, mehr wirst du über diese Sache gar nicht wissen wollen. Du hast schon genug Probleme… so, wie du leben mußt.«
    »Ich habe keine Probleme«, versicherte ich ihm. »Nur andere Vor- und Nachteile als die meisten Menschen.«
    Seine Haut war so schwarz, daß er eine Luftspiegelung im Nebel hätte sein können, ein Spiel der Schatten. Von der Katze, die er hielt, konnte ich nur die Augen sehen, und sie schienen körperlos, geheimnisvoll zu sein – hellgrüne Kreise, die mitten in der Luft schwebten. »Nur andere Vorteile… glaubst du das wirklich?« fragte er.
    »Jawohl, Sir«, sagte ich, obwohl ich nicht sicher war, ob ich daran glaubte, weil es tatsächlich die Wahrheit war oder weil ich den größten Teil meines Lebens damit verbracht hatte, mir einzureden, es sei wahr. Die Realität ist schließlich oft nur das, was man daraus macht.
    »Ich werde dir noch eines sagen«, fuhr er fort. »Weil es dich überzeugen könnte, diese Sache auf sich beruhen zu lassen und mit deinem Leben einfach weiterzumachen.«
    Ich wartete.
    »Der Grund dafür, daß die meisten von denen dir nicht schaden wollen«, sagte er schließlich mit leidvoller Stimme, »sondern lieber versuchen, dich zu kontrollieren, indem sie deine Freunde töten, der Grund dafür, daß die meisten von denen dich verehren … das hat damit zu tun, wer deine Mutter war.«
    Furcht kroch meinen Nacken hinauf, so todesweiß und kalt wie eine Made, und einen Moment lang zog sich meine Lunge so fest zusammen, daß ich nicht atmen konnte – auch wenn ich nicht wußte, wieso Roosevelts rätselhafte Erklärung eine so schnelle und tiefe Wirkung auf mich hatte. Vielleicht verstand ich mehr, als ich dachte. Vielleicht wartete die Wahrheit schon darauf, in den Schluchten des Unterbewußtseins erkannt zu werden – oder im Abgrund des Herzens.
    »Was meinen Sie damit?« sagte ich, als ich wieder zu Luft kam.
    »Wenn du eine Weile darüber nachdenkst«, sagte er, »wirklich darüber nachdenkst, wird dir vielleicht klar, daß du nichts damit gewinnen kannst, wenn du dieser Sache nachgehst – aber sehr viel verlieren. Wissen bringt uns selten Frieden, mein Sohn. Vor hundert Jahren wußten wir nichts von der Atomstruktur oder der DNS oder Schwarzen Löchern – aber sind wir nun glücklicher und erfüllter, als die Leute es damals waren?«
    Als er das letzte Wort sprach, füllte Nebel die Stelle auf dem Achterdeck aus, wo er gestanden

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