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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Katze möglich ist.
    Noch seltsamer war, daß Orson ein breites Grinsen zeigte – und man braucht keine Phantasie, um sich so etwas vorzustellen, denn alle Hunde können grinsen. Er hechelte zufrieden und grinste die lächelnde Katze an, als sei beider Zwist nur ein amüsanter Scherz gewesen.
    »Ich frage dich, mein Sohn, wer würde so etwas nicht lernen wollen?« sagte Roosevelt.
    »Ja, wer nicht?« erwiderte ich wie betäubt.
    »Also brachte Gloria es mir bei, und es dauerte entmutigend lange, mehrere Monate, aber schließlich war ich genauso gut wie sie. Die erste große Hürde besteht darin, daß man glauben muß, es wirklich zu können. Man muß seinen Zweifel, seinen Zynismus zur Seite schieben, all die vorgefaßten Vorstellungen darüber, was möglich ist und was nicht. Am schwersten ist aber, daß man sich keine Sorgen darüber machen darf, blöd auszusehen, weil die Angst, erniedrigt zu werden, einen wirklich hemmen würde. Viele Leute kommen an all dem nie vorbei, und es hat mich wirklich überrascht, daß ich es geschafft habe.«
    Orson schob sich auf seinem Stuhl vor, beugte sich über den Tisch und fletschte die Zähne.
    Die Augen der Katze weiteten sich vor Furcht.
    Leise, aber drohend, knirschte Orson mit den Zähnen.
    Wehmut legte sich in Roosevelts tiefe Stimme: »Sloopy ist drei Jahre später gestorben. Mein Gott, was habe ich um ihn getrauert. Aber was für faszinierende und wundervolle drei Jahre waren das, so in Einklang mit ihm zu stehen.«
    Noch immer mit gefletschten Zähnen knurrte Orson Rumpelmauser an, und die Katze winselte. Orson knurrte noch einmal, und die Katze stieß ein mitleiderregendes Miauen der reinsten Angst aus – und dann grinsten beide.
    »Verdammt noch mal, was geht da vor?« sagte ich.
    Orson und Rumpelmauser schienen über das nervöse Zittern in meiner Stimme überrascht zu sein.
    »Sie machen sich nur einen Spaß«, sagte Roosevelt.
    Ich sah ihn blinzelnd an.
    Im Kerzenlicht leuchtete sein Gesicht wie dunkel geflecktes, poliertes Teakholz.
    »Sie machen sich über ihre stereotypischen Verhaltensmuster lustig«, erklärte er.
    Ich konnte nicht glauben, daß ich ihn richtig verstanden hatte. Wenn man bedachte, wie sehr ich seine Worte falsch verstanden haben mußte, würde der Ohrenarzt sich wohl mit einem Hochdruckreiniger an die Arbeit machen müssen. »Sie machen sich über ihre stereotypischen Verhaltensmuster lustig?«
    »Ja, genau.« Er nickte bestätigend. »Natürlich würden sie es nicht so ausdrücken, aber genau das tun sie gerade. Man erwartet, daß sich Hunde und Katzen mit geistloser Feindseligkeit begegnen. Die beiden machen sich einen Spaß daraus, diese Erwartung zu verspotten.«
    Nun grinste Roosevelt mich so dumm an, wie der Hund und die Katze mich angrinsten. Seine Lippen waren so dunkelrot, daß sie mir praktisch schwarz vorkamen, und seine Zähne waren so groß und weiß wie Würfelzucker stücke.
    »Sir«, sagte ich, »ich nehme zurück, was ich gerade gesagt habe. Nach reiflicher Überlegung bin ich zum Schluß gekommen, daß Sie absolut verrückt sind, völlig durchgeknallt.«
    Er nickte wieder und grinste weiterhin. Plötzlich stieg auf seinem Gesicht wie die verdunkelnden Strahlen eines schwarzen Mondes Wahnsinn empor. »Du hättest nicht die geringsten Probleme, mir zu glauben«, sagte er, »wäre ich weiß «, und während er das letzte Wort schnaubte, schlug er so heftig mit einer gewaltigen Faust auf den Tisch, daß unsere Kaffeetassen auf den Untertassen klapperten und fast umgekippt wären.
    Hätte ich zurücktaumeln können, während ich auf einem Stuhl saß, hätte ich es getan, denn sein Vorwurf ließ mich fassungslos zurück. Ich hatte nie gehört, daß meine Eltern eine ethnische Beleidigung oder eine rassistische Behauptung aussprachen; ich war vorurteilsfrei erzogen worden. Wenn es einen absoluten Ausgestoßenen auf dieser Welt gab, dann war ich es. Ich war eine ureigene Minderheit, eine Minderheit, die aus einer Person bestand: der Nachtschleicher, wie gewisse Rabauken mich genannt hatten, als ich ein kleines Kind war, bevor ich Bobby kennengelernt und mit ihm jemanden gefunden hatte, der mir zur Seite stand. Obwohl ich kein Albino war, obwohl meine Haut über Pigmente verfügte, war ich in den Augen vieler Leute seltsamer als Bo Bo, der Junge mit dem Hundegesicht. Für manche war ich lediglich unrein, befleckt, als könnte ich meine genetische Anfälligkeit gegenüber ultraviolettem Licht mit einem Niesen an andere weitergeben,

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