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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hohem Präriegras war hier von Pflanzen durchsetzt, die ich für Bocksbart und Aureolen hielt.
    Ich drängte mich schnell durch das Unterholz in einen drei Meter breiten natürlichen Entwässerungsgraben. Da Äonen des Wettstreits zwischen verfeindeten Stürmen die Felssohle unter den Hügeln freigelegt hatten, wuchs hier nur wenig. Und da es seit über zwei Wochen nicht mehr geregnet hatte, war die felsige Rennstrecke trocken.
    Ich blieb stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Als ich mich gegen das Unterholz lehnte, teilte ich das hohe Gras, um festzustellen, wie weit die Verfolger in den Rosengarten hinabgestiegen waren.
    Vier von ihnen kletterten bereits über den Zaun. Die Strahlen ihrer Taschenlampen schlitzten durch den Himmel, ruckten über die Zaunpfähle und stachen mehr oder weniger zufällig in den Boden, während die Männer das Schmiedeeisen hinauf und auf der anderen Seite wieder hinab stiegen.
    Sie waren nervenzerrend schnell und beweglich.
    Trugen sie alle – wie Sandy Kirk – Waffen?
    Wenn man ihren anscheinend animalisch scharfen Instinkt in Betracht zog, ihre Schnelligkeit und Beharrlichkeit, brauchten sie vielleicht gar keine. Falls sie mich erwischten, würden sie mich vielleicht mit bloßen Händen zerreißen.
    Ich fragte mich, ob sie mir die Augen ausreißen würden.
    Der Abflußkanal führte – wie der breitere Hang, durch den er verlief – im Nordosten hügelaufwärts und im Südwesten abwärts. Da ich mich bereits am äußersten nordöstlichen Ende der Stadt befand, würde ich ganz bestimmt keine Hilfe finden, wenn ich hügelaufwärts ging.
    Ich hielt mich in südwestlicher Richtung, folgte der von Büschen gesäumten Senke, um so schnell wie möglich in dicht besiedeltes Gebiet zurückzukehren.
    In dem flach abgerundeten Kanal vor mir leuchtete die vom Mond polierte Felssohle wie das milchige Eis auf einem Winterteich und verlor sich weit vor mir im Dunkeln. Die umschließenden Vorhänge aus hohem, silbrigem Präriegras schienen steif vor Frost zu sein.
    Ich unterdrückte meine Furcht, über lose Steine zu stolpern oder mir in einem natürlichen Bohrloch den Knöchel zu verstauchen, und gab mich dem Abend hin, erlaubte der Dunkelheit, mich voranzuschieben, wie Wind ein Segelschiff vorwärtstreibt. Ich spurtete das Gefälle hinunter, ohne zu spüren, wie meine Füße den Boden berührten, so als würde ich auf Schlittschuhen über gefrorene Felsen gleiten.
    Nach zweihundert Metern kam ich an eine Stelle, wo zwei Hügel ineinander übergingen, so daß sich die Senke verzweigte. Ohne langsamer zu werden, entschied ich mich für den Weg rechter Hand, da er mich schneller nach Moonlight Bay zurückbringen würde.
    Ich hatte diese Kreuzung kaum hinter mir gelassen, als ich sah, daß sich mir Lichter näherten. Hundert Meter vor mir machte der Hohlweg eine Biegung nach links und führte um einen weitläufigen, grasbewachsenen Hang. Die Quelle der fraglichen Lichtstrahlen lag hinter dieser Kurve, aber ich erkannte, daß es sich um Taschenlampen handeln mußte.
    Keiner der Männer aus dem Bestattungsinstitut hätte so schnell den Rosengarten verlassen und mich überholen können. Es handelte sich also um einen weiteren Suchtrupp.
    Sie wollten mich in die Zange nehmen. Ich kam mir vor, als würde ich von einer ganzen Armee verfolgt, von mehreren Trupps, die sich wie durch Zauberei aus dem Erdboden erhoben hatten.
    Ich blieb abrupt stehen.
    Ich spielte mit dem Gedanken, den nackten Felsboden zu verlassen und mich in den Schutz des mannshohen Präriegrases und des dichten Buschwerks zu schlagen, das den Hohlweg umklammerte. Doch ganz gleich, wie vorsichtig ich mir den Weg durch diese Vegetation bahnte, ich würde bestimmt Spuren hinterlassen, die meine Verfolger bemerken mußten. Sie würden durch das Unterholz vordringen und mich stellen oder erschießen, während ich den Hang hinaufkletterte, der kaum Deckung bot.
    Bei der Biegung vor mir wurden die Scheinwerferstrahlen heller. Büschel hohen Präriegrases leuchteten auf wie wundervoll ziselierte Formen auf einem Silberteller.
    Ich zog mich in die Gabelung der Senke zurück und nahm den Weg linker Hand, den ich vor einer Minute passiert hatte.
    Nach hundertfünfzig oder zweihundert Metern gelangte ich an eine weitere Gabelung, wollte nach rechts gehen – in Richtung Stadt –, bekam es jedoch mit der Angst zu tun, daß ich der zweiten Gruppe damit genau in die Arme lief, und nahm statt dessen die linke Abzweigung, obwohl sie mich tiefer in die

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