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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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einem anderen Aussichtspunkt fuhr.
    Ich fragte mich, ob man das alles von den Straßen von Moonlight Bay, auf den niedrigeren Hügeln und dem flachen Land am Meer, beobachten konnte. Vielleicht waren ein paar Stadtbewohner zufällig draußen und schauten in einem Winkel hoch, der genug erkennen ließ, um ihre Neugier zu wecken.
    Falls jemand die Suchscheinwerfer sah, nahm er vielleicht an, daß Teenager oder Collegejungs in einem ganz normalen Wagen mit Allradantrieb Küstenelche oder Rehe jagten: ein illegaler, aber unblutiger Zeitvertreib, den die meisten Leute tolerierten.
    Bald würde der Hummer einen Bogen zu mir zurück schlagen. Wenn der Fahrer das Suchmuster beibehielt, würde er zuerst auf einen anderen und dann genau auf diesen Hügel fahren.
    Ich wich zurück, den Hang hinab, in die Senke, aus der ich hinaufgestiegen war: genau dorthin, wo sie mich haben wollten. Ich hatte aber keine andere Wahl.
    Bislang war ich zuversichtlich gewesen, daß mir die Flucht gelingen würde. Nun schwand meine Zuversicht.

8
    Ich drängte mich durch das Präriegras in den Abflußgraben und lief in die Richtung weiter, in die ich gegangen war, bevor die Scheinwerfer mich hügelaufwärts gelockt hatten. Nach nur ein paar Schritten blieb ich stehen, erschrocken über etwas mit strahlend grünen Augen, das vor mir auf dem Weg wartete.
    Ein Kojote .
    Wolfähnlich, aber kleiner, mit einer schmaleren Schnauze als der eines Wolfs, konnten diese langgliedrigen Geschöpfe trotzdem gefährlich sein. Während die Zivilisation zu ihnen vordrang, wurden sie selbst in der vermeintlichen Sicherheit der Hinterhöfe von Wohngebieten in der Nähe der freien Hügel buchstäblich zu Mördern von Haustieren. Gelegentlich hörte man sogar, daß Kojoten Kinder anfielen und verschleppten, wenn diese nur jung und klein genug waren. Obwohl sie nur selten Erwachsene angriffen, würde ich mich nicht auf ihre Zurückhaltung oder meine überlegene Körpergröße verlassen, wenn ich einem Rudel – oder auch nur einem Paar – in seinem Revier begegnete.
    Meine Nachtsichtfähigkeit erholte sich noch von den blendenden Suchscheinwerfern, und ein angespannter Augenblick verging, bevor mir klar wurde, daß diese heißen grünen Augen zu dicht zusammen saßen, um die eines Kojoten zu sein. Und wenn dieses Tier nicht gerade die Brust fest auf den Boden gedrückt hatte, um mich jeden Augenblick anzuspringen, befanden sich die unheilvoll blickenden Augen auch viel zu tief für einen Kojoten.
    Als meine Sehkraft sich allmählich wieder an die Nachtschatten und das Mondlicht anpaßten, stellte ich fest, daß nichts Bedrohlicheres als eine Katze vor mir hockte. Kein Puma, der viel gefährlicher als ein Kojote und Anlaß zu echtem Schrekken gewesen wäre, sondern eine normale Hauskatze, ob hellgrau oder beige, das konnte man in diesem Dunkel unmöglich sagen.
    Die meisten Katzen sind nicht dumm. Selbst bei der zwanghaften Verfolgung von Feldmäusen oder kleinen Wüsteneidechsen wagen sie sich nicht tief in Kojotenreviere.
    Eigentlich kam mir das Tier sogar, als ich es endlich deutlicher sehen konnte, ungewöhnlich nervös und wachsam vor. Es saß aufrecht da, den Kopf fragend schräggelegt, die Ohren gespitzt, und betrachtete mich eindringlich.
    Als ich einen Schritt auf die Katze zu machte, erhob sie sich auf alle viere. Und als ich noch einen Schritt tat, wirbelte sie herum, jagte über den vom Mond versilberten Pfad und verschwand in der Dunkelheit.
    Irgendwo anders in der Nacht war der Hummer wieder unterwegs. Sein Kreischen und Schnauben wurde zunehmend lauter.
    Ich beschleunigte meine Schritte.
    Nachdem ich hundert Meter weit gekommen war, dröhnte der Hummer nicht mehr vor sich hin, sondern tuckerte ganz in der Nähe im Leerlauf. Das Motorengeräusch klang wie die Atemzüge eines Menschen im Tiefschlaf. Über mir schwangen die raubtierhaften Scheinwerfer auf der Suche nach Beute durch die Nacht.
    Als ich die nächste Gabelung des Hohlwegs erreichte, stellte ich fest, daß die Katze auf mich wartete. Sie saß am Scheidepunkt, hatte sich für keinen der beiden Wege entschieden.
    Als ich zu dem Weg linker Hand ging, huschte die Katze nach rechts. Nach ein paar Schritten blieb sie stehen – und richtete die leuchtenden Augen auf mich.
    Die Katze mußte sich der Suchtrupps überall um uns herum genau bewußt gewesen sein, nicht nur des lauten Geländefahrzeugs, sondern auch der Männer, die zu Fuß unterwegs waren. Mit ihren scharfen Sinnen nahm sie vielleicht

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