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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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unbewohnten Hügel führte.
    Irgendwo über und westlich von mir erklang das Grollen eines Motors, zuerst ziemlich weit entfernt, dann aber plötzlich näher. Das Motorengeräusch war so laut, daß ich dachte, es käme von einem Flugzeug im Tiefflug. Es handelte sich nicht um das Rattern eines Hubschraubers, eher um das Dröhnen eines Starrflüglers.
    Dann glitt links und rechts von mir ein blendendes Licht über die Hügelkuppen und achtzehn oder zwanzig Meter über mir direkt über den Hohlweg hinweg. Der Strahl war so hell, so intensiv, daß er Gewicht und Konsistenz zu haben schien, wie ein weißglühender Schwall irgendeiner geschmolzenen Substanz.
    Ein starker Suchscheinwerfer. Er zog einen Bogen und spiegelte sich auf den fernen Kämmen im Osten und Norden.
    Wie hatten sie so kurzfristig diese hochwertige Technik auftreiben können?
    War Sandy Kirk der Großmeister einer gegen die Regierung gerichteten Miliz, die ihr mit Waffen und Munition vollgestopftes Hauptquartier in geheimen Bunkern tief unter dem Bestattungsinstitut aufgeschlagen hatte? Nein, das klang zu unglaubhaft. Derartige Organisationen gehörten heutzutage zwar einfach zum Alltag, waren ganz normale Bestandteile einer im freien Fall begriffenen Gesellschaft – aber das hier fühlte sich unheimlich an. Das hier war ein Territorium, durch das der reißende Sturzbach der Abendnachrichten noch nicht gefegt war.
    Ich mußte in Erfahrung bringen, was da oben vor sich ging.
    Wenn ich es nicht auskundschaftete, würde es mir nicht besser ergehen als einer dummen Ratte im Labyrinth eines Versuchslabors.
    Da das Scheinwerferlicht seinen Ursprung offenbar in dieser Richtung hatte, schlug ich mich in das Unterholz rechts der Senke, überquerte den geneigten Boden der Mulde und stieg dann den langen Hang hinauf. Währenddessen versengte wieder der Suchstrahl das Land über mir – loderte, wie ich vermutet hatte, aus Nordwesten heran, – und flammte dann ein drittes Mal über mich hinweg, erhellte die Kuppe des Hügels, der ich entgegenstrebte.
    Nachdem ich die vorletzten zehn Meter auf Händen und Knien gekrochen war, schlängelte ich mich die letzten zehn auf dem Bauch weiter. Auf der Kuppe zwängte ich mich zwischen verwittertes, zutage tretendes Gestein, das mir einen gewissen Schutz bot, und hob vorsichtig den Kopf.
    Ein schwarzer Hummer – oder vielleicht ein HMMWV, die ursprüngliche militärische Version des Fahrzeugs, bevor es abgespeckt worden war, um unter dem lautmalerischen Namen auch an Zivilisten verkauft werden zu können – stand auf der nächsten Hügelkuppe, unmittelbar im Windschatten einer riesigen Eiche. Obwohl der Hummer von seinen eigenen Scheinwerfern nur schwach erhellt wurde, bot er ein unverwechselbares Profil: ein wuchtiger, klobiger Allradwagen hoch auf vier riesigen Reifen, der praktisch jedes Gelände bewältigen konnte.
    Jetzt sah ich die zwei Suchscheinwerfer, beides bewegliche Modelle. Den einen hielt der Fahrer in der Hand, den anderen der Beifahrer auf dem Vordersitz. Beide Scheinwerfer verfügten über Linsen in der Größe von Salatplatten. Angesichts ihrer Lichtstärke konnten sie offenbar nur vom Motor des Hummer betrieben werden.
    Der Fahrer schaltete seinen Scheinwerfer aus und legte denGang ein. Der große Wagen raste unter den breiten Ästen der Eiche hervor, schoß über die hohe Wiese wie über eine Autobahn und wandte mir die Heckklappe zu. Er verschwand hinter der Kuppe, tauchte kurz darauf wieder aus einer Senke auf und fuhr schnell einen ferneren Hang hinab. Die Küstenhügel stellten ihn nicht vor die geringsten Probleme.
    Die Männer, die mit Taschenlampen und – vielleicht – Waffen unterwegs waren, hielten sich in den Senken. Offenbar um mich daran zu hindern, die Höhen zu erreichen und mich dort zu halten, wo die Suchtrupps mich finden würden, fuhr der Hummer die Hügelkuppen ab.
    »Was sind das bloß für Leute?« murmelte ich.
    Scheinwerferstrahlen blitzten aus dem Hummer auf, harkten weitere Hügel ab, erhellten Meere aus Gras unter einer unschlüssigen Brise, die abwechselnd stärker und wieder schwächer wurde. Welle um Welle brach über das ansteigende Land und schlug gegen die Stämme der vereinzelten Eichen.
    Dann setzte der großen Wagen sich wieder in Bewegung, rollte mühelos über noch unwirtlicheres Terrain. Die Scheinwerfer sprangen auf und ab, ein Suchscheinwerfer schwang wild herum, über eine Kuppe, in eine Senke und wieder hinaus, während der Hummer in südöstliche Richtung zu

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