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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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mit dem Rücken gegen das Gitter und spähte in absolute Dunkelheit. Ich mußte mich nur ein wenig bücken, damit ich nicht mit dem Kopf an die Decke stieß.
    Der nicht gänzlich unangenehme Geruch von feuchtem Beton und vermoderndem Gras stieg mir von unten in die Nase.
    Ich setzte mich in Bewegung und glitt sofort aus. Der glatte Boden des unterirdischen Kanals war zwar nur leicht geneigt, aber nach ein paar Metern blieb ich stehen, weil ich Angst bekam, er würde plötzlich und unvermittelt abbrechen, und ich würde hinabstürzen und mir das Kreuz oder das Genick brechen.
    Ich wühlte das Gasfeuerzeug aus der Tasche meiner Jeans, zögerte jedoch, es zu betätigen. Man konnte die an den gebogenen Wänden des Kanals flackernde Flamme bestimmt von draußen sehen.
    Die Katze miaute wieder. Vor mir konnte ich lediglich ihre leuchtenden Augen ausmachen. Ich schätzte die Entfernung zwischen uns und dem Winkel ab, mit dem ich zu dem Tier hinabschaute, und kam zum Schluß, daß der Boden des großen Kanals sich auch weiterhin stetig, aber nicht drastisch senkte.
    Vorsichtig ging ich zu den flammenden Augen weiter. Als ich mich dem Tier näherte, wandte es sich ab, und ich blieb stehen, weil ich mich nicht mehr an den beiden Leuchtfeuern orientieren konnte.
    Sekunden später meldete sie sich erneut. Ihr grüner Blick erschien wieder und richtete sich unverwandt auf mich.
    Während ich vorsichtig weiterging, wunderte ich mich über dieses seltsame Verhalten. Alles, was ich seit Sonnenuntergang erlebt hatte – den Diebstahl der Leiche meines Vaters, die zusammengeschlagene und augenlose Leiche im Krematorium, die Verfolger aus dem Bestattungsunternehmen – war unglaublich, um es zurückhaltend auszudrücken, doch was die reine Seltsamkeit betraf, kam nichts dem Verhalten dieses kleinen Nachkommen von Tigern gleich.
    Vielleicht machte ich aber auch aus einer Mücke einen Elefanten, indem ich dieser schlichten Hauskatze ein Verständnis meiner verzweifelten Lage zuschrieb, das sie in Wirklichkeit gar nicht hatte.
    Vielleicht.
    Blindlings stieß ich auf einen weiteren Haufen von Ablagerungen, der allerdings kleiner als der von vorhin war. Im Gegensatz zu diesem war der hier aber feucht. Das Treibgut gab unter meinen Schuhen nach, und ein schärferer Geruch stieg von ihm hoch.
    Ich kletterte weiter, tastete vorsichtig in das Dunkel vor mir und stellte fest, daß der Haufen wiederum an einem stählernen Gitterrost lag. Der Mist, der über das erste Gitter gespült worden war, wurde hier aufgehalten.
    Nachdem ich diese Barriere erklettert hatte und auf der anderen Seite unbeschadet wieder hinabgestiegen war, riskierte ich es, das Feuerzeug zu betätigen. Ich legte die Hand um die Flamme, um ihr Leuchten zu umfassen und nach vorn zu leiten.
    Die Augen der Katze leuchteten hell: jetzt golden, grün gesprenkelt. Wir sahen uns einen langen Augenblick an, und dann sprang meine Führerin – falls sie das tatsächlich war – herum und lief aus meinem Blickfeld hinaus, das Abflußrohr entlang.
    Mit Hilfe des Feuerzeugs – ich hatte die Flamme ganz klein gestellt, um Gas zu sparen – bahnte ich mir den Weg in und durch das Herz der Küstenhügel hinab, vorbei an kleineren Nebenkanälen, die in dieses Hauptrohr mündeten. Ich kam an einem Überlauf aus breiten Betonstufen vorbei, die von Wasserpfützen und einem dünnen Teppich robuster, grauschwarzer Pilze bedeckt waren, die wahrscheinlich nur während der viermonatigen Regenzeit gediehen. Die schmutzigen Stufen waren trügerisch, aber zur Sicherheit der Wartungstrupps war ein stählernes Geländer an einer Wand verschraubt, an dem nun ein gelblich braunes Lametta aus totem Gras hing, das die jüngste Flut hierher befördert hatte.
    Als ich hinabstieg, lauschte ich auf etwaigen Lärm von Verfolgern, auf Stimmen im Tunnel hinter mir, hörte jedoch nur meine eigenen verstohlen Geräusche. Entweder waren die Mitglieder der Suchtrupps zu dem Schluß gekommen, daß ich nicht durch den unterirdischen Kanal geflohen war, oder sie hatten so lange gezögert, mir zu folgen, daß ich einen beträchtlichen Vorsprung bekommen hatte.
    Am Boden des Überlaufs, auf den beiden letzten breiten Stufen, wäre ich fast in etwas hineingelaufen, was ich zuerst für die bleichen, runden Hüte großer Pilze hielt, Ansammlungen übel aussehender Schwämme, die hier in der lichtlosen Feuchtigkeit wuchsen und zweifellos äußerst giftig waren.
    Ich hielt mich am Geländer fest und schob mich an den sprießenden

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