Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
steinigen Wegs standen das hohe Präriegras und die Büsche dichter als überall sonst. Offensichtlich bekam diese Stelle mehr Regenfälle ab als andere. Allerdings war die Vegetation auf beiden Seiten zu weit von mir entfernt, um mich auch nur mit Schatten zu besprenkeln, und ich fühlte mich gefährlich ungeschützt. Überdies verlief diese breite Neigung im Gegensatz zu der davor so schnurgerade wie eine Straße in der Innenstadt und wies keine Kurven auf, die mich vor denen abschirmen konnten, die die Senke vielleicht hinter mir betreten würden.
    Oben auf dem Hügel schien das Geländefahrzeug wieder angehalten zu haben. Sein Grollen wurde von der auffrischenden Brise verweht, und die einzigen Motorengeräusche kamen von mir: das Rasseln und Pfeifen meiner Atmung, ein Herzschlag wie ein stampfender Kolben.
    Die Katze war auf vier Beinen wahrscheinlich flinker als ich  – sie hätte in Sekundenschnelle verschwunden sein können. Ein paar Minuten lang ging sie jedoch mit gleichmäßiger Geschwindigkeit voraus, blieb stets fünf Meter vor mir, hellgrau oder beige, der bloße Geist einer Katze im Mondschein, und schaute gelegentlich mit Augen zurück, die so unheimlich waren wie Seancekerzen.
    Gerade als ich dachte, dieses Geschöpf führte mich absichtlich in Sicherheit, gerade als ich in einer dieser Orgien des Anthropomorphisierens schwelgte, die Bobby Halloway an die Decke gehen ließen, jagte die Katze von mir davon. Wäre dieser trockene, felsige Hohlweg von einer Sturzflut überschwemmt worden, hätte das turbulente Wasser dieses Tier nicht einholen können, und nach zwei Sekunden, höchstens nach drei, war es vor mir in der Nacht verschwunden.
    Eine Minute später fand ich die Katze am Ende des Kanals wieder. Wir befanden uns praktisch in einer Sackgasse; hier ging es nicht mehr weiter. Auf drei Seiten hoben sich steile, grasbewachsene Hügel. Sie waren sogar so steil, daß ich sie auf keinen Fall schnell genug erklimmen konnte, um den beiden Verfolgern zu entgehen, die mir bestimmt nachsetzten. Ich saß in der Falle.
    Treibholz, verhedderte Büschel aus totem Unkraut und Gras sowie Schlamm hatten sich am Ende des Hohlwegs angesammelt, der dadurch wie eine Auswaschung aussah. Ich rechnete halbwegs damit, daß die Katze mich böse übers ganze Gesicht angrinste, wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland, mit weißen Zähnen, die im Halbdunkel blitzten. Statt dessen huschte sie auf den Schuttstapel, schlängelte und zwängte sich in eine der vielen kleinen Lücken und verschwand wieder.
    Dieser Hohlweg war eine Auswaschung. Also mußte das Wasser irgendwohin fließen, wenn es diese Stelle erreicht hatte.
    Hastig kletterte ich den drei Meter langen und einen Meter hohen Hang aus zusammengeschobenen Trümmerstücken hinauf, die zwar nachgaben und knirschten und knackten, mein Gewicht aber trugen. Der ganze Schutt war gegen ein Gitter aus stählernen Stäben getrieben worden, die wie ein Rost in derÖffnung eines Kanals saßen, der in die Flanke des Hügels getrieben worden war.
    Hinter dem Gitter befand sich zwischen verankernden Betonstreben ein ebenfalls aus Beton bestehendes Abflußrohr von knapp zwei Metern Durchmesser. Es gehörte offensichtlich zu dem Rohrsystem zur Eindämmung von Überschwemmungen, das bei starken Regenfällen das Wasser aus den Hügeln unter dem Pacific Coast Highway in die Kanalisation unter den Straßen von Moonlight Bay und von dort aus ins Meer beförderte.
    Ein paar Mal in jedem Winter räumten Wartungstrupps den Abfall vor dem Gitterrost fort, um zu verhindern, daß das Wasser sich hier staute. Offensichtlich waren sie in letzter Zeit nicht besonders fleißig gewesen.
    Im Kanal miaute die Katze. Ihre Stimme wurde verstärkt und hallte mit einem veränderten, düsteren Klang durch den Betontunnel.
    Die Öffnungen im stählernen Gitterrost waren Vierecke von zehn Zentimetern, groß genug, um die geschmeidige Katze hindurchzulassen, aber nicht breit genug für mich. Das Gitter vereinnahmte die gesamte Breite der Öffnung, von der einen Betonwand bis zur anderen, reichte aber nicht bis ganz nach oben.
    Ich schwang mich rückwärts und mit den Beinen zuerst durch die sechzig Zentimeter hohe Lücke zwischen dem oberen Ende des Gitters und der gekrümmten Decke des Kanalrohrs. Zum Glück hatte das Gitter eine Kopfstange, denn sonst hätten die freiliegenden Spitzen der vertikalen Stangen sich schmerzhaft in mein Fleisch gebohrt.
    Ich ließ die Sterne und den Mond zurück, lehnte mich

Weitere Kostenlose Bücher