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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wurde von dem Feuer vernichtet.«
    »Fort Wyvern. Die Army. Das Militär.«
    »Und?«
    »Wir sprechen hier von der Regierung«, sagte Bobby. »Bruder, die Regierung ist kein Zwölf-Meter-Brecher. Sie ist eine Dreißig-Meter-Welle. Ein Tsunami.«
    »Das hier ist Amerika.«
    »Das war es früher mal.«
    »Ich habe hier eine Pflicht.«
    »Was für eine Pflicht?«
    »Eine moralische.«
    Er runzelte die Stirn, schaute ganz finster drein, und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger das Nasenbein, als hätten meine Worte Kopfschmerzen in ihm ausgelöst. »Und wenn du die Abendnachrichten einschaltest und hörst, daß ein Komet die Erde vernichten wird, ziehst du wohl deine langen Unterhosen und das Cape an und fliegst in den Weltraum, um den Brocken zum anderen Ende der Galaxis zu schieben.«
    »Wenn das Cape nicht gerade in der Reinigung ist.«
    »Arschloch.«
    »Arschloch.«

20
    »Sieh mal«, sagte Bobby. »Die Daten kommen gerade rein. Die stammen von einem Wettersatelliten der englischen Regierung. Du mußt sie nur verarbeiten, und dann kannst du die Höhe einer jeden Welle berechnen, überall auf der Welt, bis auf ein paar Zentimeter Spielraum.«
    Er hatte in seinem Büro kein Licht gemacht. Die übergroßen Monitore der zahlreichen Computerterminals lieferten ihm genug und mir mehr als genug Helligkeit. Auf den Bildschirmen bewegten sich bunte Diagramme, Landkarten, aufgearbeitete Satellitenfotos und Flußdiagramme dynamischer Wetterlagen.
    Ich habe das Computerzeitalter keineswegs freudig begrüßt und werde es auch nie mögen. Mit einer UV-sicheren Sonnenbrille kann ich nicht problemlos lesen, was auf einem Computermonitor steht, und ich darf das Risiko nicht eingehen, stundenlang selbst vor einem abgeschirmten Monitor zu sitzen, der mich trotzdem noch mit jeder Menge ultravioletter Strahlung beschießt. Für einen Gesunden sind das schwache Emissionen, aber wenn man den kumulativen Schaden bedenkt, wären ein paar Stunden vor einem Computer für mich schon ein wahrer Lichtsturm. Ich schreibe mit der Hand auf ganz gewöhnliche Notizblöcke: gelegentlich einen Artikel, auch das Buch, das auf die Bestsellerlisten kam und zu dem langen Artikel im Time Magazine über mich und XP führte.
    Dieser mit Computern vollgepackte Raum ist das Herz von Surfcast, Bobbys Wettervorhersageservice für Surfer, der Abonnenten auf der ganzen Welt täglich Vorhersagen zufaxt sowie eine Website und eine gebührenpflichtige Abrufnummer für Surfinformationen unterhält. Vier Angestellte arbeiten in Büros in Moonlight Bay, die mit diesem Raum vernetzt sind, aber Bobby führt die letzte Datenanalyse und die Surfvorhersage stets persönlich durch.
    An den Stränden der Weltmeere reiten etwa sechs Millionen Surfer regelmäßig auf den Wellen, und etwa fünfeinhalb Millionen davon begnügen sich mit Wellen, die eine Höhe – gemessen vom Wellental bis zum Kamm – von knapp zwei bis zweieinhalb Metern haben. Die Meeresdünung verbirgt ihre Kraft unter der Oberfläche, bis in einer Tiefe von etwa dreihundert Metern, und Wellen entstehen erst, wenn das Wasser flacher wird und die Wogen sich auf dem Strand brechen. Dementsprechend konnte man bis zum Ende der achtziger Jahre nicht einmal zuverlässig vorhersagen, wo und wann man zwei Meter hohe Wellen findet. Surffreaks warteten vielleicht tagelang am Strand bei schwacher oder kaum vorhandener Brandung, während sich ein paar hundert Kilometer entfernt die Küste hinauf oder hinab schwere Brecher bis zum Horizont erstreckten und auf den Strand rollten. Ein nicht unbeträchtlicher Prozentsatz dieser fünfeinhalb Millionen Surffreaks zahlt Bobby lieber ein paar Mäuse, um zu erfahren, wo die Action ist oder nicht ist, statt sich nur auf den guten Willen Kahunas zu verlassen, des Gottes aller Surfer.
    Ein paar Mäuse. Allein die gebührenpflichtige Nummer verzeichnet achthunderttausend Anrufe pro Jahr, was sich bei zwei Dollar pro Anfrage ganz schön zusammenläppert. Es ist wirklich paradox, aber der Faulenzer und Surfrebell Bobby ist mittlerweile der wohlhabendste Einwohner von Moonlight Bay  – wenngleich das niemand weiß und er den Großteil des Geldes wohltätigen Zwecken spendet.
    »Hier«, sagte er und ließ sich auf einen Stuhl vor einem der Computer fallen. »Denk mal darüber nach, bevor du losstürmst, um die Welt zu retten und dir das Gehirn aus dem Kopf schießen zu lassen.« Als Orson den Kopf auf die Seite legte, um den Bildschirm zu betrachten, hämmerte Bobby auf die Tastatur und

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