Gesetz der Lust
gleich nach Pescarna gefahren, weil ich fühlte, dass sie Alex dort gefangen hielten.” Sie schob die Mütze aus dem Gesicht. “Bis Pavina sind es zehn Meilen oder noch weiter. Wir werden doch sicher nicht zu Fuß gehen?”
“Wenn ich allein wäre, würde ich zu Fuß gehen.” Marc blickte auf ihren Teller, der noch halb voll war. “Willst du das nicht mehr essen?”
Sie reichte ihm den Teller. Als Marc gegessen hatte, stellte er beide Teller zur Seite und ging zu seinem Rucksack. “Was zum Teufel hast du mit dem Rucksack gemacht. Verflixt, ich kann gar nichts mehr finden.”
“Alles ist da, wo es sein sollte. Ich habe den Erste-Hilfe-Kasten gesucht.”
“Der lag gleich obenauf.” Er zog alles aus dem Rucksack und warf es in den Sand.
“Ich habe doch nur aufgeräumt”, verteidigte Tory sich. Sie sah, dass er einen Streit vom Zaun brechen wollte – wieder einmal.
“Lass verdammt noch mal die Finger von meinen Sachen.”
“Warum bist du plötzlich so böse?”
“Ich mag es nicht, wenn jemand sich an meinen Sachen zu schaffen macht. Ich weiß, wo alles ist, und …”
“Schön.” Victoria nahm die beiden Teller und ging. “Ich lasse dich toben und erledige inzwischen den Abwasch.”
5. KAPITEL
A ls sie mit den sauberen Tellern zurückkam, zog Marc sich gerade die Stiefel an. Das Haar hatte er zurückgebunden, in der Hand hielt er die Pistole.
“Willst du mich erschießen?”
Sekundenlang schloss er die Augen, dann zog er das Hemd hoch und steckte die Walther unter den Hosenbund im Rücken. Er presste die Lippen zusammen. “Du kannst nicht so mit dem Gipsverband gehen. Man wird dich schon auf eine Meile Entfernung erkennen.”
“Ich werde das Sweatshirt anziehen.”
“Die Sweatshirts sind alle nass”, erklärte er empört. “Dank deiner hausfraulichen Ader musstest du alles waschen. Himmel, Frau, das hier ist kein Campingausflug!”
“Ich werde das verdammte Ding eben nass anziehen, okay? Ich wünschte, du wärest ein wenig umgänglicher”, murmelte sie. “In einer Minute schläfst du mit mir, in der nächsten bist du schlecht gelaunt.”
“Schlecht gelaunt?” Marc grinste und kam dann auf sie zu. Mit leicht gespreizten Beinen und trotzig erhobenem Kinn sah sie ihm entgegen. Sie war es leid, dass er sie immer wieder anpöbelte.
Er hatte etwas in der Hand, doch Tory konnte nicht ausmachen, was es war. Mit seinem Ohrring und dem dichten Stoppelbart sah er aus wie ein Desperado. “Heb die Arme”, befahl er.
“Warum sollte ich?”, fragte sie störrisch, doch als sie dann erkannte, was er in der Hand hielt, zuckte sie zurück. “Du wirst mich doch nicht mit dem Gürtel fesseln wollen?” Vor ihrem inneren Auge stieg das Bild eines anderen Mannes auf, der den Gürtel auszog … Alles in ihr spannte sich an.
Marc grinste noch einmal, und Tory vergaß alles andere. “Bist du schon einmal von einem Mann gefesselt worden, ehe er dich geliebt hat?” Mit dem einen Ende des Gürtels strich er über ihre Wange.
Sie zitterte, als er dann damit über ihren Hals strich. “Nein”, hauchte sie. “Das … das weißt du doch.” Durch den dünnen Stoff ihres T-Shirts fühlte sie den Gürtel an ihren Brustspitzen.
“Hör auf!” Sie trat einen Schritt zurück.
Marc hielt inne. “Leg den verdammten Gürtel an, Victoria! Und bleib verdammt noch mal aus meiner Nähe.”
Tory riss ihm den Gürtel aus der Hand und band ihn um. Er schob ihre Hände zur Seite und zog das T-Shirt über den Gürtel. Dann nahm er ein anderes schwarzes T-Shirt und riss es in Streifen, die er um ihren Gipsarm band. “So sollte es gehen. Ich wünschte, ich könnte dir den Gips abnehmen.” Marc packte seine Sachen zusammen, dann sah er sich um und prüfte, ob alles gut versteckt war.
“Wenn ich mich recht erinnere, habe ich mich dagegen gewehrt mitzukommen.”
“Ich dachte, du wolltest deinen Bruder finden.” Er schob sich ein gefährlich aussehendes Messer in die Hosentasche.
Der Gürtel kratzte auf ihrer Haut. “Ich brauche keinen Gürtel für die Leggings”, meinte sie.
Marc schob ihre Hände von dem Gürtel weg. “Du brauchst ihn, er könnte dir das Leben retten.”
Tory seufzte. “Wirst du mir dieses kleine Geheimnis verraten? Wozu ist dieser Gürtel gut? Macht er mich etwa zu einem Kung-Fu-Experten?”
“Das werde ich dir sagen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.”
“Ich will es aber jetzt wissen!”
Marc füllte eine Flasche mit Wasser und steckte sie dann an seinen Gürtel.
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