Gesetze der Lust
fallen.
„Oh Gott. Ich bin in einen Kerl verliebt…“, stöhnte er. „Also wirklich.“ Er stöhnte noch einmal und Nora lachte.
„Ah … Teenager“, sagte sie und griff nach Michaels Hand, um ihn zu sich zu ziehen. Er rollte sich neben ihr zusammen und legte seinen Kopf auf ihren Oberschenkel. „Wenn man siebzehn ist, geht es bei allem um Leben und Tod. Vor allem in der Liebe.“
„Aber es geht doch immer um Leben und Tod.“
Nora schloss die Augen und lehnte ihren Kopf gegen die Wand.
„Aber besonders bei der Liebe. Als ich mich in deinen Priester verliebt habe, fühlte ich mich, als hätte ich eine schwere Verletzung. Ich war so offen, so empfindlich. Und es tat weh. Aber das war mir egal. Liebe ist eine offene Wunde, von der man hofft, dass sie niemals heilt.“
„Wenn mein Vater das hier herausbekommt, wird diese Liebe richtig schmerzhaft.“
„Dein Vater ist ein Arschloch, Engel“, erinnerte Nora ihn. „Warum interessiert es dich, was er denkt?“
Michael schüttelte den Kopf.
„Für alles, was ich tue, gibt er meiner Mom die Schuld. Er hat uns verlassen und die Scheidung eingereicht, und trotzdem kommt er regelmäßig vorbei und macht ihr wegen jeder einzelnen Sache, die er an mir hasst, die Hölle heiß. Und das sind ganz schön viele Sachen.“
„Dein Vater hat keine Ahnung von Erziehung.“ Nora fuhr mit den Händen durch Michaels langes Haar und schob es ihm aus der Stirn. „Ich wäre begeistert, wenn ich ein Kind wie dich bekommen hätte.“
Nora schaute auf den gepflegten Rasen und die leere Auffahrt hinaus. Griffin würde vermutlich nicht vor dem Morgen nach Hause kommen. Gott allein wusste, was Søren ihm heute Nacht zumuten würde. Natürlich nichts wirklich Grausames. Nichts, das er Nora nicht schon ein oder zwei Mal angetan hatte. Nur ein paar Psychospiele und vermutlich eine heftige Dosis Schmerz. Das täte Griffin sogar mal ganz gut. Es hatte durchaus etwas fürsich, für denjenigen kämpfen zu müssen, den man liebte. Vor allem, wenn es sich dabei um einen siebzehnjährigen Jungen handelte, der nicht glaubte, diese Liebe verdient zu haben.
„Was ist mit dem Kind passiert?“, flüsterte Michael, und Nora riss sich vom Anblick des Abendhimmels los.
„Welches Kind?“
Michael hob den Kopf und schaute sie nur an. Nora seufzte schwer.
„Oh, das Kind.“
„Ich rede nicht viel, aber ich höre zu.“
„Offensichtlich hörst du sogar zu gut zu.“ Nora lachte freudlos auf. Dabei war dieses Thema nun wirklich das Letzte, worüber sie sprechen wollte. „Willst du das wirklich wissen?“
Michael nickte.
„Vielleicht lenkt es mich davon ab, mir Sorgen um Griffin zu machen.“ Michael setzte sich auf und zog die Knie an die Brust.
Armes Ding … Liebe sollte nicht so wehtun, dachte Nora, bevor sie erkannte, was für eine Gotteslästerung dieser Satz in ihrer Welt war. Würde sie jemals erfahren, wie sich Liebe ohne Leiden anfühlte? Gab es so etwas überhaupt?
„Ich war siebenundzwanzig“, begann sie und ließ ihren Blick wieder in Richtung der untergehenden Sonne schweifen. „Und so verliebt in deinen Priester, dass ich nicht geradeaus schauen konnte. Aber lange Zeit fühlte ich mich … unvollständig. Ja, ich denke, das Wort trifft es am besten. Mit Anfang bis Mitte zwanzig war ich viel bei Kingsley – das war der einzige Ort, an dem dein Priester und ich wirklich zusammen sein konnten. Erinnerst du dich an den heißen Franzosen, der dich mit seinem Rolls-Royce abgeholt hat?“
Michael grinste. „Den werde ich wohl nie vergessen.“
„Diesem Typen gehört New York. Zumindest der Untergrund. Er hat die heißesten Subs und Dominas der Welt auf seiner Gehaltsliste. Sie gehen den ganzen Tag in seinem Stadthaus ein und aus. Ich habe die Dominas immerzu nur angeschaut und beobachtet. Sie waren so schön, so mächtig. Selbst die männlichenDoms machten einen großen Bogen um sie. Man würde denken, diese Männer seien stark und hätten alles im Griff. Aber wenn sie auf eine solche Frau treffen? Es ist einfach überwältigend. Ich habe mich nach dem gesehnt, was sie hatten. Versteh mich nicht falsch, ich liebte es, mich deinem Priester zu unterwerfen. Es hat mich erfüllt wie nichts anderes. Aber nie vollständig.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagte Michael schulterzuckend. „Ich schätze, ich habe keinen Hauch Dominanz in mir.“
„Das stimmt, da bin ich mir sogar sicher. Und das ist in Ordnung. Ich beneide dich. Eine Switch zu sein ist kein
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