Gesetze der Lust
konnte.“
„Welchen?“
Nora lächelte.
„Er hat mir befohlen, ihn zu heiraten.“
Michael keuchte, und Nora lachte über seine schockierte Reaktion.
„Ja. Romantisch, nicht wahr? Tja, wir Perversen können einfachnichts auf normalem Weg machen. Ich denke, er nahm an, dass ich genau das brauchte – mehr Überwachung, mehr Zeit mit ihm. Er sagte, er würde sein Priesteramt niederlegen und wir könnten heiraten. Dann würde so etwas nie wieder passieren. Ich würde so etwas nie wieder alleine durchmachen müssen.“
„Aber du hast Nein gesagt?“
„Ich habe Nein gesagt. Und da wurde er wütend. Ich hatte keine Angst vor ihm. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Angst vor ihm gehabt. Aber ich konnte nicht eine Minute länger bleiben. Was er mir anbot – ich wollte es so sehr, dass ich es schmecken konnte. Aber ich hatte auch den anderen Geschmack auf meiner Zunge. Den Geschmack nach Freiheit. Also bin ich aufgestanden und gegangen. Und als ich nicht mehr gehen konnte, bin ich gekrochen. Und dein Priester hat mich über ein Jahr lang nicht wiedergesehen.“
„Ein Jahr?“, wiederholte Michael geschockt.
„Ein Jahr. Ich habe einen Ort gefunden, an dem ich mich verstecken konnte. Einen Ort, an den er mir nicht folgen konnte. Und glaub mir, er hat es versucht. Und nach einem Jahr bin ich in die Stadt zurückgekehrt und zu Kingsley gegangen. Gemeinsam haben wir Eleanor Schreiber in der Vergangenheit vergraben, und an ihrer Stelle wurde Nora Sutherlin geboren.“
Michael lächelte. „Aber Eleanor ist nicht gestorben.“
„Pst …“ Nora hielt sich einen Finger vor die Lippen. „Erzähl es keinem.“
Einen Augenblick saßen sie schweigend beieinander. Die Sonne war untergegangen, und über dem Rasen tanzten schimmernde Glühwürmchen.
„Bedauerst du es?“, fragte Michael, die Stimme so leise wie die eines Leuchtkäfers.
„Was? Dass ich Kingsley Junior nicht bekommen oder dass ich nicht geheiratet habe?“
„Beides?“
Nora seufzte und schüttelte den Kopf. Sie beugte sich vor, drückte ihre Lippen auf Michaels und gab ihm einen langen, tiefen,sinnlichen Kuss. Er stöhnte – und Nora zog sich lächelnd zurück.
„Nichts von beidem“, flüsterte sie.
Michael lachte kleinlaut.
„Fragst du dich nicht mal ab und zu, wie es gewesen wäre?“
„Doch, manchmal“, gab sie zum vielleicht ersten Mal überhaupt zu. „Kingsley Junior wäre jetzt sieben Jahre alt.“
„Genauso alt wie Owen.“
Nora fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schob es sich dann hinter die Ohren. Owen Perry – welliges schwarzes Haar wie sie, klug, seltsam –, jedes Mal, wenn sie ihn sah, dachte sie daran.
„Ja, stimmt, nicht wahr? Aber wie ich schon sagte, ich bedaure nichts. Dazu ist das Leben einfach zu kurz.“
„Bereust du gar nichts?“, wollte Michael wissen, und Noras Magen zog sich zusammen.
Als sie den Kopf drehte, sah sie Wesley vor sich, seine großen braunen Augen voller ungeweinter Tränen, als sie ihm Auf Wiedersehen sagte.
„Nichts“, log sie.
Sie stand auf und tätschelte Michaels Kopf. „Aber das soll nicht unser Thema sein. Ich habe dich nicht hier raufgebracht, um über all den grauenhaften Mist in meinem Leben zu reden.“
„Immer noch besser, als über den grausamen Mist zu reden, der mich in der Zukunft erwartet, wenn mein Vater das mit Griffin herausfindet. Nora, wenn Father S. nicht will, dass ich mit einem anderen Mann zusammen bin, dann sollte ich vielleicht …“
„Engel, Father S. hat kein Problem damit, dass du mit einem anderen Mann zusammen sein willst. Er macht sich nur Sorgen, dass Griffin sich nicht so um dich kümmert, wie sich Doms seiner Meinung nach um ihre Subs kümmern sollen. Griffin ist ein Partyhengst, ein ehemaliger Drogenabhängiger. Sein Bild steht im Lexikon neben dem Begriff ‚Playboy‘. Und er und Søren hassen einander aus Gründen, die mir keiner von ihnen verraten will …“
Michael schaute sie schuldbewusst an.
„Michael … weißt du Genaueres darüber? Was hat Griffin da vorhin angedeutet?“
Er sagte nichts. Nora nahm sein Kinn in die Hand und zwang ihn, sie anzuschauen.
„Engel, sag es mir. Das ist ein Befehl von deiner Herrin.“
„Es ist nicht fair, dass du das machen kannst.“
Nora grinste. „Ich weiß.“
„Griffin …“, setzte Michael an. „Er … und du …“
„Oh Allmächtiger“, stöhnte Nora. Michael musste nichts weiter sagen. Also war Griffin doch in sie verliebt gewesen. Ausgerechnet in sie. Vielleicht
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