Gesetze der Lust
…“
„Ich?“ Griffin lachte bitter auf. „Ich? Ich benutze Menschen und werfe sie weg? Bist du blind? Bist du taub? Deine kostbare Eleanor benutzt Männer wie Tempotaschentücher. Ein guter harter Schlag und sie wirft sie raus. Ihr Lektor? Ihr Praktikant? Ihre tausend Exliebhaber? Jesus Christus, Søren, sogar …“
Welchen Namen Griffin auch immer hatte nennen wollen, er blieb unausgesprochen. Es passierte alles so schnell, dass Suzanne im Kopf noch nicht einmal die Bewegungen nachkonstruieren konnte, die vor ihren Augen abliefen. Sie wusste, es hatte damit angefangen, dass Griffin seinen Finger in Father Stearns’ Brust gestochen hatte, und endete mit Griffin auf dem Kirchenfußbodenmit den Armen auf dem Rücken. Father Stearns hatte sich mit einer so brutalen Kraft und Effektivität bewegt, dass Suzanne sich nur erschrocken die Hand vor den Mund halten konnte.
„Griffin …“ Father Stearns sprach den Namen mit kalter, Furcht einflößender Ruhe aus. „Du bist im Haus Gottes. Und Eleanor ist Sein Kind. Und wenn du es wagst, in meiner oder Seiner Gegenwart von ihr zu sprechen, dann wirst du das mit dem äußersten Respekt tun. Haben wir uns verstanden?“
Suzanne konnte nur atemlos zusehen. Wenn Father Stearns noch ein wenig fester an Griffins Arm zöge, würde er ihm die Schulter auskugeln – so sah es von hier oben zumindest aus. Griffin verzog das Gesicht und tat einen schmerzerfüllten Atemzug. „Ja, Sir“, sagte er schließlich.
„Gut.“ Father Stearns ließ ihn los und stand auf. Griffin kam schnell auf die Füße. „Wollen wir jetzt fortfahren, uns wie die Schuljungen zu kloppen, oder können wir die Angelegenheit wie Gentlemen besprechen?“
Griffin nickte. „Der Zirkel?“
Father Stearns seufzte schwer.
„Wenn du darauf bestehst.“
„Ja, tue ich. Das hier findet heute Nacht ein Ende. Du weißt, was ich will und wen ich will.“
„Das weiß ich tatsächlich. Bist du bereit, es dir zu verdienen?“
Griffin straffte die Schultern.
„Ich tue, was immer dafür notwendig ist. Das Letzte, was ich will, ist dem Kind noch mehr Schmerzen zu verursachen. Zumindest die schlechte Art von Schmerzen.“
Dem Kind? Suzanne fand das eine seltsame Bezeichnung für Nora Sutherlin. Nach allem, was sie über den berüchtigten Griffin Fiske wusste, war er ein wenig jünger als Nora. Und was zum Teufel meinte er mit der schlechten Art von Schmerzen? Gab es auch eine gute Art?
„Ich auch nicht. Was der Grund für die Konditionen ist, die ich aufstelle.“
„Gut. Bringen wir es hinter uns. Ich habe keine Lust, noch eine schlaflose Nacht zu verbringen, wenn es nicht sein muss.“
Suzanne sah, wie sich Father Stearns’ Blick verengte, als er dem aus der Kirche stürmenden Griffin hinterherschaute. Wie rein seine Gefühle für Nora Sutherlin auch sein mochten, er wollte definitiv nichts über sie und andere Männer, die ihr Bett teilten, hören. Offensichtlich hatte Father Stearns ziemlichen Einfluss auf Griffin Fiske, wenn der sich sogar mit dem Priester schlagen musste, um mit Nora zusammen sein zu können. Der Abend im Pfarrhaus, als er sich geöffnet und darüber gesprochen hatte, wie er Eleanor Schreiber als Teenager vor sich selber hatte retten müssen, wie er sie praktisch aufgezogen hatte, nachdem ihre Familie zusammengebrochen war … Vielleicht war Father Stearns für sie genau das, was er damals gesagt hatte: ein Vater.
Father Stearns verließ die Kirche, und Suzanne sackte auf einer Bank zusammen. Ihr Herz raste immer noch nach der seltsamen Szene, deren Zeugin sie geworden war. Father Stearns hätte sich wegen Nora Sutherlin beinahe einen Faustkampf mit dem größten Erben New Yorks geliefert. Bizarr … Sie hatte so viele Fragen, aber offensichtlich würde sie die heute Abend nicht mehr stellen können. Warum wollte Father Stearns nicht, dass Griffin Fiske und Nora Sutherlin zusammen waren? Warum hatte Griffin sie „das Kind“ genannt?
Und was zum Teufel war der Zirkel?
Nora brachte Michael in sein Zimmer und ließ ihn auf dem Fenstersims Platz nehmen. Sie befahl ihm, dort zu bleiben, während sie schnell etwas aus ihrem Zimmer holte. Als sie zurückkam, lief er unruhig auf und ab.
„Du hast es also aufgegeben, meine Befehle auszuführen, wie ich sehe“, neckte sie ihn und setzte sich auf seinen Platz in dem Erkerfenster. „Hoffentlich bringt Griffin dir besseren Gehorsam bei als ich.“
Michael errötete und ließ sich elendig auf den Stuhl gegenüber von Nora
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